A Woman, a Gun and a Noodle Shop (DVD)
- Regie:
- Zhang, Yimou
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Komödie
- Land:
- China
- Originaltitel:
- San qiang pai an jing qi
1 Review(s)
19.06.2011 | 17:33Remakes asiatischer Filme sind seit Jahren ein fester Bestandteil des amerikanischen Genre- und Mainstream-Kinos. Höchste Zeit also, dass der Spieß einmal umgedreht wird und asiatische Filmemacher sich an Neuinterpretationen westlicher Stoffe wagen.
Spätestens wenn der entsprechende asiatische Filmemacher mit dem chinesischen Epen-Spezialist Zhang Yimou ("Hero", "House of Flying Daggers") benannt wird und es sich bei seinem Film um die Neuverfilmung des Coen-Klassikers "Blood Simple" (1984) handelt, dürften Cineasten große Augen und Ohren bekommen - und ein bisschen Skepsis verspüren angesichts des Unterfangens einen in Texas spielenden Neo-Noir Thriller ins China des großen Kaiserreiches zu verlegen. Unglücklicherweise behalten die Skeptiker recht, denn "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" trumpft zwar mit allerhand spektakulären Schauwerten und schwarzhumorigem Slapstick auf, besticht aber auch leider durch ein miserabel portiertes Drehbuch.
Dieses orientiert sich natürlich an den Grundstrukturen des Originals: Noch immer geht es um eine in einer unglücklichen Ehe festsitzenden Frau, die sich in einen Angestellten ihres Mannes verliebt und somit den Zorn ihres Gatten auf sich und den heimlichen Liebhaber zieht, der beide fortan tot sehen will und dafür einen Killer engagiert. In "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" ist der gehörnte Mann Wang (Dahong Ni), Besitzer eines Nudelrestaurants, der aber nicht vielmehr macht als sein Geld zu zählen und seine Frau (Ni Yan), die er vor über zehn Jahren gekauft hat, zu quälen. In dem Angestellten Li (Xiao Shen-Yang) findet Wangs Frau das erste Mal Zuneigung und Liebe, auch wenn Li ein ziemlicher Angsthase ist und jeder Konfrontation lieber aus dem Weg geht. Von der Liaison bekommt Wang jedoch erst Wind, als ihm der Soldat Zhang (Honglei Sun) entsprechende Information verkauft. Daraufhin wird Zhang von Wang beauftragt, das Paar zu töten. Doch es geht einiges schief ...
Wenn es darum geht, bombastische Kostüm-Epen zu inszenieren, dann ist Yimou definitiv der richtige Mann. Filme zu inszenieren, die in erster Linie aber von ihrer Geschichte und ihren Figuren leben, sowie darauf verlangen, dass ein konstant gegebener Spannungsbogen vorhanden ist, das scheint dem Chinesen nicht allzu sehr zu liegen. Zumindest verhält es sich so mit "A Woman, a Gun and a Noodle Shop", einem Film, der eigentlich darauf ausgelegt ist sehr plot- und spannungsorientiert zu sein, aber kaum das bietet, was er braucht, um zu funktionieren. Zwar legt der Film zu Beginn ein atemberaubendes Tempo vor, drosselt dieses aber ab der zweiten Hälfte bis zum Ende hindurch zu zäher Langeweile herunter, die kaum Spaß macht. Ganz anders, als es die ersten Minuten versprechen. Denn diese sind mitunter geradezu grandios.
So bringt Yimou mit kunterbunten Kostümen und allerhand Kamerafilter viel Farbe in die eigentlich trostlose Wüste, es gibt seichten, aber zündenden Slapstick-Humor, die Charaktere sind einer schräger als der andere und die wohl denkwürdigste Szene, in der die Herstellung eines Teiges zu einem imposanten Augenschmaus avanciert, wird auch gleich zu Beginn geliefert. Doch ab dem zweiten Drittel wechselt der Film urplötzlich sein Genre, aus einer schwarzen Komödie wird ein detektivischer Thriller. Doch der Übergang funktioniert nicht - und wird es auch in den restlichen sechzig Minuten nicht. Der krampfhafte Versuch Spannung aufkeimen zu lassen, wirkt auch genauso, der gesamte Film plätschert mit einem Mal einfach nur noch vor sich hin, ohne irgendeine nennenswerte Szene, ohne irgendeinen Höhepunkt. Nicht einmal zum Finale nimmt "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" noch einmal Fahrt auf, was eigentlich sehr schade ist, denn das Potenzial ist definitiv da.
Statt dieses aber auf Spielfilmlänge auszunutzen, quält sich Yimou und seine Darsteller ab. Wirklich profilieren kann sich von diesen im Übrigen keiner, lediglich TV-Komiker Xiao Shen-Yang als Angsthase Li kann über die gesamte Filmlänge halbwegs überzeugen, auch wenn seine Figur sehr darunter leidet, dass der anfänglich humoristisch angestimmte Ton des Filmes nicht beibehalten wird.
Audiovisuell ist "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" definitiv ein Leckerbissen. Wenn es aber um filmische Substanz geht, kann der Film kaum mit großen Qualitäten auftrumpfen. Es hätte dem gesamten Projekt wohl sehr viel besser zu Gesicht gestanden, hätte man ihn von Anfang bis Ende als schwarze Komödie aufgezogen und nicht versucht die Formel des Originals 1:1 zu übernehmen und einen düsteren Thriller abzuliefern. Zwar kann man die Handschrift der Amerikaner auch im chinesischen Remake jederzeit erkennen, doch einen waschechten Coen-Film, den können eben nur Ethan und Jeol machen.
Anmerkung zur DVD:
Was die von Sunfilm vertriebene DVD angeht, so hinterlässt "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" einen positiven Eindruck. Das sehr farbenintensive Bild ist von der ersten Minute an ein Highlight und bietet durchgehend einwandfreie Qualität. Auch der Klang (wählbare Sprachen sind Deutsch und Mandarin, wahlweise natürlich auch mit Untertiteln) lässt keinerlei Wünsche offen. Die deutsche Synchronisation ist ok, empfehlenswerter ist das Ganze dann aber doch im O-Ton. Die Extras sind für eine aktuelle DVD-Veröffentlichung sehr zufriedenstellend: Neben den standardmäßigen Trailern gibt es nämlich auch ein über siebzigminütiges Making of, welches den gesamten Entstehungsprozess von "A Woman, a Gun and a Noodle Shop" dokumentiert und definitiv unterhaltsamer, als der Film selbst ist.
Daten zum Film:
Originaltitel: San qiang pai an jing qi (China,2009)
Laufzeit: ca. 86 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
EAN: 4041658224635
Erscheinungstermin der DVD: 7. Juli 2011
Bildseitenformat: 2.35:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1 & DTS 5.1), Mandarin (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Regie: Yimou Zhang
Darsteller: Ni Yan (Wangs Frau), Xiao Shen-Yang (Li), Honglei Sun (Zhang), Dahong Ni (Wang), Ye Cheng (Zhao), Mao Mao (Chen) ...
4,5/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte