MAUSOLEUM GATE - Space, Rituals And Magick
Mehr über Mausoleum Gate
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Cruz Del Sur Music
- Release:
- 14.11.2025
- Vision Divine
- Lucifer Shrine
- Sacred Be Thy Throne
- Shine The Night
- Space, Rituals And Magick
- Witches Circle
Frischer, personeller Wind, aber noch immer 100% MAUSOLEUM GATE!
Das MAUSOLEUM GATE ist nach acht Jahren Sendepause endlich wieder geöffnet. "Space, Rituals And Magick" heißt das dritte Album und besetzungstechnisch hat sich bei den Finnen bereits 2018, also ein Jahr nach dem Release des zweiten und bisher letzten Albums "Into A Dark Divinity", so einiges getan. So wurde am Mikrofonständer V-P Varpula durch Jarno Saarinen ersetzt, und Jarno Koskell übernahm den Bass von Wicked Ischanius, der sich fortan ausschließlich um alle Tasten- und Drückinstrumente kümmern darf. Zum Dritten wurde an der zweiten Gitarre noch Kasperi Puranen durch Jari Kourunen ausgetauscht.
Das sind schon Wechsel, die das Bandgefüge, beziehungsweise die Balance, bei der ein oder anderen jungen Band durchaus schon einmal in eine gewisse Schieflage geraten lassen können. Zumal die Kapelle ja mit zwei absolut superben Platten ("Mausoleum Gate" und "Into A Dark Divinity") bereits gehörige Maßstäbe im Bereich des leicht okkult geschwängerten Siebziger-Heavy Rock/Metal setzen konnte und man im Vergleich zu ähnlich agierenden Bands, wie WYTCH HAZEL oder PHANTOM SPELL, doch noch immer arg unter dem Rader fliegt, wie ich finde. Stellt sich hier also weniger die Frage nach dem ominösen dritten "Make it or Break It"-Album, sondern eher die Frage danach, ob man mit neu zusammengewürfelter Mannschaft die enorm hohe Qualität der ersten beiden Werke halten konnte, da es mir insbesondere auch der kauzig-extravagante Gesang von V-P Varpula immer sehr angetan hatte.
Bevor es ans Eingemachte geht, sticht mir allerdings das wie immer farblich satte und psychedelisch angehauchte Cover-Artwork ins Auge, für welches auch hier wieder Timo Raita verantwortlich zeichnet. Anstatt des allseits bekannten "Gehörnten" wurde hier erstmals ein biomechanisch wirkender Embryo ins kosmische Zentrum des Bildes gesetzt. Nun denn.
Leute, bereits der Erstdurchlauf unter dem Kopfhörer zündet gewaltig, entfaltet die pure, mystische Magie und setzt trotz Line-Up-Veränderung sogleich diesen bandtypischen Geist frei, der auch die ersten beiden Werke schon so wunderbar ummantelt hat. 'Vision Divine' eröffnet mit einem relativ einfachen Drumbeat und sphärischen SciFi-Keys, die in traumhaft schwelgerische Gitarrenleads übergehen und sich letzten Endes in zauberhaft epischem und orgeldurchtränktem Heavy Rock entladen. Fast sämtliche Trademarks der Band treten hier bereits zutage, und ich bin mir trotz kleiner anfänglicher Zweifel schon jetzt ziemlich sicher, dass das hier alles in die genau richtige Richtung geht.
Auch mit Sänger Jarno Saarinen (der den Staffelstab von seinem Vorgänger auf der mir leider noch immer unbekannten 7" Vinyl "The Demon Age Of Aquarius" ja quasi direkt übernommen hatte) werde ich augenblicklich und ohne Umschweife sofort warm, kann dieser doch mit einem ebenso originären und ausdrucksstarken Organ sowie einer extrem variabel aufgestellten Stimme mit viel Kauz-Flair aufwarten. Dem Gehörnten sei Dank. Im darauffolgenden 'Lucifer Shrine' zeigt sich bereits, dass (Hammond-)Orgel, Keys, Moog, Mellotron und Synthesizer hier glücklicherweise wieder tragende Rollen zukommen. Wicked Ischanius' Move, sich hier komplett auf diese Gerätschaften zu konzentrieren, war somit wohl alles andere als eine schlechte Entscheidung. Der Anfang klingt ein bisschen wie LORDIAN GUARD, denke ich und lasse mich im weiteren Verlauf von fabelhaften Chords und geschmeidigen Leads an den Gitarren entzücken.
Und während Jarno Koskell, scheinbar in Gedanken versunken, improvisativ an seinen vier Saiten zupft und an der Gitarre spielerisches Shredding an der Tagesordnung steht, wird an den weißen und schwarzen Tasten gezaubert, dass es einem Jon Lord, wo immer er wohl gerade auch stecken mag, ganz wohlig ums Herz werden würde. Nach einem treibenden Heavy Rock-Beginn wird es in 'Sacred Be Thy Throne' zunächst balladesk und folkig, bevor der Song fulminante Wendungen, einschließlich herausragender Tastenkunst, erhabenem Refrain und (authentischen!) Schlachtrufen, nimmt, und uns mit auf eine kleine, epische Reise durch Dunkelheit und Stürme nimmt. Ja, erhabenes Tor, Geheiligt sei dein Thron!
'Shine The Night' beginnt geheimnisvoll und sphärisch (Ein Fest für jeden Musikus, der wie Ischanius mit einem Synthesizer richtig umzugehen weiß!), bevor die Keyboard-Begleitung auf "80er"-Modus mit latenter AOR-Note gestellt wird und die doppelläufigen Gitarrenläufe mich unweigerlich an die ebenso göttlichen HÄLLAS erinnern. Keine Ahnung, vor wie vielen Dekaden ich zuletzt intensiv und bewusst In-Song-Skipping betrieben habe, aber das Break bei 03:48 und die Gitarrenarbeit ab 04:16 sind verdammt nochmal einfach nur zum Niederknien und entschuldigen jeden wiederholten Griff zur Skip-Backwards-Taste.
Als treibender Uptempo-Riff-Rocker mit leichter SciFi-Note und synthieverzerrten Vocals entpuppt sich das Titelstück, bevor man die ganze Chose zum Ende hin wieder in einer sagenhaft geilen und ausufernden Jam Session aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ausklingen lässt. Der Platte letzter und längster Track ist das epochale, Prog Rock-beeinflusste und schon fast (ELP-)sinfonisch anmutende 'Witches Circle', welches sich mir anfänglich als bezaubernder, kleiner Hybrid aus (alten) URIAH HEEP und GENESIS offenbart. Hier werden mal so eben Melodiebögen für die Ewigkeit erschaffen. Die berühmten, kleinen Feinheiten gibt es gerade in diesem Stück mit jedem Spin immer wieder neu zu entdecken, sodass es eine wahre Wonne für Liebhaber von kleinen (und größeren) musikalischen Kostbarkeiten ist.
Gut und beruhigend zugleich, dass der Band der kleine Umbruch hier in jeder Hinsicht durch und durch geglückt ist, man auch trotz (oder besser vielmehr wegen) des frischen, personellen Blutes nach wie vor die bandeigene Duftnote nicht verloren hat und noch immer Meister ihres Faches ist, wenn es darum geht, in eigenständiger Weise die musikalischen Zeitebenen der 70er und 80er Jahre miteinander zu verweben. Selbstverständlich vorausgesetzt, man bringt eine große Vorliebe für Classic Rock, Prog Rock, Hard'n'Heavy Rock und NWOBHM mit. Hier sitzt einfach jeder Ton an der richtigen Stelle, weil hier eben Songschreiber von Meisterformat am Werk sind. So einfach kann das manchmal sein.
Ihr wisst ritual-mystisch aufgeladenen Heavy Rock zu schätzen? Steht auf die perfekt ausgewogene Mischung aus akustischen und elektrischen (Twin-)Gitarren? Geht grundsätzlich steil, wenn Melodik, Atmosphäre und packendes, mitunter aber auch erfrischend freestyle-artiges Songwriting miteinander gemeinsame Sache machen und lasst euch auch sonst gerne mal von einem Album einfach und vorbehaltlos nur "an die Hand nehmen"?
Dann wisst ihr, was nun zu tun ist, wenn es nicht schon längst geschehen ist. Dass es am Ende nicht ganz zur Höchstnote gereicht hat, ist lediglich der langen Wartezeit geschuldet, mit der man uns zum Erscheinen dieses kleinen Juwels gequält hat. Kleiner Joke mit Zwinker-Smiley, den ich wohl spätestens beim finalen Erstellen der persönlichen Jahresbestenliste bereuen könnte...
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze


