KNIFEWORLD - The Unravelling
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2014
Mehr über Knifeworld
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Insideoutmusic (Universal Music)
- Release:
- 18.07.2014
- I Can Teach You How To Lose A Fight
- The Orphanage
- Send Him Seaworthy
- Don't Land On Me
- The Skulls We Buried Have Regrown Their Eyes
- Destroy The World We Love
- This Empty Room Once Was Alive
- I'm Hiding Behind My Eyes
Wer wagt, gewinnt!
Unser Soundcheck wartet in den meisten Monaten mit ein paar Alben auf, die von Labelmenschen als Progressive Rock/Metal bezeichnet werden. Als Genrefan wird man allerdings mit jedem neuen Durchschnittsrelease ein Stück abgehärteter und die Illusion, dass man hier besonders innovative oder spannende Musik hören würde, verpufft. Mit dieser Annahme habe ich auch "The Unravelling" zum ersten Mal gehört, das zweite Album des Projekts KNIFEWORLD. Und was soll ich sagen? Es kam ganz anders, als gedacht.
Mit seinem neuen Album hat der Kopf des Ganzen, Kavus Torabi, einen großen Spagat gewagt. Einen Spagat zwischen Hörbarkeit und Anspruch, der immer Gefahr läuft, seine Hörer auf dem Weg zum Ziel zu verlieren. Wobei sich auch mir zwischenzeitlich die Frage gestellt hat, ob es hier tatsächlich ein Ziel gibt. Denn anstatt von Songs, die gut ins Ohr gehen, ein paar nette Frickel-Passagen vorzuweisen haben und sich ans Gros der Prog-Tracks heutiger Zeit hängen, bekommen wir verquere Tonkunst auf die Lauscher, die ganz bewusst mit lieb gewonnenen Konventionen bricht und sich einen feuchten Kehricht um Erwartungshaltungen schert.
Man muss etwas zwinkernd auf die Einflüsse des in London lebenden Iraners blicken, das gibt er in Interviews selbst zu. Nur ein Wahnsinniger würde LED ZEPPELIN, MAGMA, VOIVOD und SONIC YOUTH im gleichen Atemzug nennen und dabei glaubhaft vermitteln können, diese Pole der Rockmusik würden sich nachvollziehbar in der eigenen Musik wiederfinden lassen. Und trotzdem: Irgendwie gelingt es ihm, genau dieses Kunststück fertigzubringen. Das ist nicht immer "schön", so wie wir eine von DIO gesungene Ballade "schön" finden. Es lässt die Ohren verkrampfen, das Gehirn ergebnislose Gleichungen von goutierten Musikstilen aufstellen und ist dennoch ungemein faszinierend.
Progressiver Rock im Wortsinn, das trifft auf "The Unravelling" tatsächlich zu. Auch wenn man seine Zeit braucht, mit KNIFEWORLD klarzukommen: Es lohnt sich! Ich kann es meinen Soundcheck-Kollegen auch gar nicht übel nehmen, dass sie diese Scheibe auf den letzten Platz verbannt haben. Ich bin mir aber sicher, dass mit genügend Zeit und freiem Geist sich diese Musik entfalten kann. Und dann wird man glücklich darüber sein, dass keiner der Songs so belanglos vor sich hinplätschert und so dermaßen nichts wagend ist wie die neue YES. Das abenteuerlustigste Album des Monats kommt von KNIFEWORLD. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber nach sorgsamer Suche prall gefüllt mit Ohrwürmern und Klängen zum eintauchen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher