EQUILIBRIUM - Equinox
Mehr über Equilibrium
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 28.11.2025
- Earth Tongue
- Awakening
- Legends
- Archivist
- Gnosis
- Bloodwood
- I'll Be Thunder
- Anderswelt
- One Hundred Hands
- Borrowed Waters
- Rituals Of Sun And Moon
- Nexus
- Tides Of Time
Partykompatibler und konsequent weitergesponnener Pagan Metal aus Bayern.
Für dieses Review muss ich vorwegschicken, dass ich eigentlich nicht so viele musikalische Überschneidungen mit den seit mehr als zwei Dekaden musizierenden Bayern habe, denn immer, wenn irgendwo "Pagan" draufsteht, weiß ich, dass der Gesang zwar manchmal erträglich, oft aber auch einfach nicht meine Baustelle ist. Bei dem großen Angebot an neuer Musik, die jedem Monat auf uns einströmt, bleibt Abseitiges neben der eigenen Geschmacksspur oft auf der Strecke. So ging es mir mit EQUILIBRIUM bislang.
Aber unser Soundcheck hat mich aus meiner Wohlfühlecke gezerrt. Nicht nur, dass ich mich intensiv mit dem neuesten Langdreher beschäftigt habe, für dieses Review habe ich auch rückwärts in die Diskographie geschnuppert. Der Vorteil ist, dass ich im direkten Vergleich die Entwicklung der Band quasi im Zeitraffer an mir vorbeihören kann. Dabei fällt mir auf, dass "Equinox" eigentlich klingt wie die logische Weiterführung des Bandsounds. Trotz des Sängerwechsels, weswegen wir auf Album Nummer sieben nun Fabian Getto statt Robert Dahn hören. Stilistisch macht es jedoch keinen Unterschied.
EQUILIBRIUM hat über die Jahre einen Sound gefunden, den sie verfeinert, aber dabei auch weit in Richtung Kommerz verschiebt. Achtung: Das meine ich ausdrücklich nicht negativ! Wer als Musiker nicht versucht, ein möglichst breites Publikum zu erreichen, hat im Musik-Business nichts verloren und sollte independent seine Schlafzimmerdemos verbreiten. Davor habe ich größte Hochachtung, aber bei uns oder anderen Magazinen und damit einer größeren Hörerzahl werden diese Aufnahmen sicher niemals zugänglich sein. Nein, den Vorwurf, man würde auf den Mainstream zielen, empfinde ich nicht als Makel, aber es beschreibt meiner Ansicht nach deutlich den Werdegang der Band in den letzten Jahren und "Equinox" enthält bislang die potentiell erfolgreichsten Kompositionen.
Das Zusammenspiel aus gutturalem Gesang mit Klargesant funktioniert makellos, die Folkelemente klingen epischer denn je, allerdings zeitweise eben auch mit einer bedenklichen Schlagseite in Richtung Schlager. Machen wir uns nichts vor, Folk hat diese Tendenz immer. Wenn man Irish Folk bejubelt, muss man auch akzeptieren, dass wir einfache, oft platte Melodien vorgesetzt bekommen und nicht immer allzu viel Tiefsinn. Macht nichts, aber ich bemühe mich, diesbezüglich nicht mit zweierlei Maß zu messen, weil ich EQUILIBRIUM vor mir habe und nicht CLANNAD.
Was sich auf dem Vorgänger "Renegade" bereits deutlich herauskritallisiert hatte, man höre mal das Doppel aus 'Tornado' und 'Himmel und Feuer' und bedenke, dass mit 'Johnny B.' jetzt auch nicht gerade der Underground gecovert wurde, führt "Equinox" fort. Fast jeder Song enthält die alten Elemente, aber ist in den Refrains mit eingängigen, leicht nachvollziehbaren Melodien versehen, die weniger dem Metal huldigen als vielmehr festivalkompatible Eventkracher sind. Und ja, oft auch einen kräftigen Kirmes-Faktor versprühen.
Diese Ausrichtung ist weder ungewöhnlich noch überraschend. Metal kann Mainstream sein und ist es in Form von zahlreichen Bands, an denen sich immer die Diskussion "ist das noch Metal" entzündet, bereits. EQUILIBRIUM geht eben einen ähnlichen Weg, macht dies gekonnt und noch bei weitem nicht so plakativ und platt wie einge der Kapellen, die ich gerade grob umrissen habe, hier aber nicht aufliste, weil es hier nur um EQUILIBRIUM geht. Tatsächlich enthalten fast alle Stücke weiterhin gutturalen Gesang als Hauptvokalpart, somit bleiben die Maisacher dann doch noch im Pagan Metal und nicht in der Reichweite des Kettenkarussells.
Neben den recht typischen, eben stark geschliffenen Liedern für Fans der Band möchte ich noch einige gesondert erwähnen. Der Opener 'Earth Tongue' greift durchaus auf die Frühzeiten der Band zurück und entwickelt in nur etwas mehr als drei Minuten eine sehr spannende Reise in den Epic Metal, der für mich nach einigen Durchgängen immer noch einen der Höhepunkte darstellt. Dazu gibt es mit 'Borrowed Time' einen ungewöhnlichen Song mit weiblichem Gesang, der zum Glück weit hinten in der Trackliste steht, denn er wirkt auf mich wie ein Fremdkörper. Ansonsten fühle ich mich immer mal wieder an IN FLAMES erinnert, besonders in 'I'll Be Thunder', und empfinde so manchen melodischen Einfall als gelungen, Nur auf Albumlänge vermag mich "Equinox" nicht wirklich zu begeistern.
Hier schließt sich der Kreis zu meinem Intro. Ich bin kein echter Kenner dieser Szene, aber da ich dem Album um aktuellen Soundcheck die höchste Note gegeben habe, möchte ich doch eine Lanze für EQUILIBRIUM brechen. Mögen die Kenner der Szene und des Stils oder Metalpuristen die Nase rümpfen, ich glaube, die Band wird sich langsam, aber zielsicher ein breiteres Publikum erschließen. Und daran ist ja, wie erwähnt, erst einmal nichts Schlechtes zu finden.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger


