Summer Breeze 2014 - Dinkelsbühl

24.10.2014 | 20:08

13.08.2014,

Summer Breeze 2014: Das "Wacken des Südens" sprengt wieder einmal die eigenen Grenzen und wartet mit 111 Bands und vier Bühnen auf.

KAMPFAR (Pain Stage)
Heute spielt KAMPFAR schon sehr früh zwischen Sonne und Regen, doch das ist für die Show nicht weiter schlimm. KAMPFAR ist gerüstet. Schon vor der Show fällt das Bühnenbild mit sehr vielen roten Flaggen positiv ins Gesicht. Nach einem Intro wird man Zeuge epischer Black Metal Klänge, ruhiger Parts mit Flöten und schneller Double-Bass-Gewitter. Die Stimmung ist perfekt und der Frontmann Dolk sorgt mit seinem freien Oberkörper wieder für Aufsehen. KAMPFAR sorgen für sehr viel Atmosphäre in ihrer Musik, auch wenn die Parts sehr lang sind und sich oft wiederholen. Die Kombination der Riffs, Melodien, Gesangslinien von Dolk und den rollenden Double-Bass-Passagen erzeugt den einzigartigen KAMPFAR-Sound. Bei Dunkelheit wäre sicher noch eine Feuershow zum Einsatz gekommen, aber darauf freue ich mich dann bei dem nächsten Konzert von KAMPFAR.

[Thomas R.]

OBITUARY (Main Stage)

OBITUARY schafft es schon wieder, mit ihrem bombastischen Sound zu beeindrucken. Schon beim ersten Riff leuchten die Augen, denn die Band aus Florida vermag es mit ihren tiefen Tönen immer wieder, für gute Laune zu sorgen und die Leute zu fanatischen OBI-Rufen zu bringen. Dazu braucht es keine Feuershow oder große Showeinlagen auf der Bühne, die Fans sind alleine durch den fetten Sound beeindruckt, welcher wie eine Walze über das Summer Breeze hinweg fegt. Auf der Bühne wie auch im Publikum werden gut die Haare geschüttelt, alles passt zusammen und es macht einfach Laune, die schweren Gitarrenriffs zu genießen. Selbst das Tageslicht und die fehlende Lightshow ist in diesem Moment egal, denn dieser bombastische Sound sorgt einfach für gute Stimmung. Doch nicht nur der Sound ist beeindruckend, auch die Ideenvielfalt der Riffs macht einfach Spaß. OBITUARY werde ich mir immer wieder anschauen, denn das lohnt sich wirklich.

[Thomas R.]

SEPTICFLESH (T-Stage)
Die Griechen SEPTICFLESH legen ein 1A Konzert hin, mit jeder Menge Propeller-Headbanger-Action und Anheizen der Fans. Man bemerkt insbesondere bei den Songs 'Communion' oder dem letzten Song 'Annubis' wie die Menge tobt. Kein Wunder, denn SEPTICFLESH bringt ja schon einige Klassiker mit. Die symphonischen Passagen mit Chor und Orchester werden über Playback realisiert und kommen auch gut durch, allerdings ist der Sound im Zelt nicht immer optimal. An Atmosphäre verliert dies jedoch nicht, denn durch die düsteren, melodischen Passagen und die kraftvolle Stimme von Seth bekommt der Zuhörer ebenfalls eine gute Ladung Death Metal um die Ohren. Somit reagieren die Fans auch gerne auf die Bitte, die Band anzufeuern, und moshen in den ersten Reihen, was das Zeug hält. Diese Band kombiniert brachialen Sound mit modernen melodischen Anreicherungen, welche nicht zu kurz kommen. Im Großen und Ganzen ein wahrlich gelungenes Konzert, das man sich auf einer größeren Bühne wünscht, gerne auch mit Orchester und Chor.

[Thomas R.]

GUTALAX (Camel Stage)
Von den tschechischen Goregrindern GUTALAX hat man ja schon einiges erzählt bekommen. Sie dann aber mal zufällig live zu sehen, ist doch ein einprägsames Erlebnis. Zunächst mal ist es beim Betreten der Festivalarea wieder auffällig, wie viel lauter einem die Camel Stage entgegendröhnt als die Hauptbühne (CHILDREN OF BODOM lassen grüßen). Was dann auf der kleinsten der vier Bühnen folgt, toppt diesen Umstand allerdings noch mehr. Weiße Dekontaminationsanzüge, Gasmasken und ein dermaßen tiefes und zugleich fast schon quiekendes Gegrunze, dass es einem ein breites Grinsen ins Gesicht meißelt. Dazu noch Songtitel wie 'Anus Ice Cream', 'Robocock' oder 'Sucking A Cock Of A Vietnam Veteran'. Kein Wunder, dass die Party vor der Kamelbühne steigt. Kurzweiliger und unterhaltsamer Auftritt, den man eigentlich gar nicht auf dem Zettel hatte.

[Carsten Praeg]

HEAVEN SHALL BURN (Main Stage)
Der letzte Festivalabend ist angebrochen und alles versammelt sich nochmals vor der Main Stage, um den dortigen letzten Headliner zu sehen: HEAVEN SHALL BURN. Die fünf Jungs aus Thüringen haben die Bühne mit einer beeindruckenden Pyro- und Lichtshow gepflastert, als der Flaschenöffner 'Counterweight' vom Album "Deaf To Our Prayers" daherschallt und die Menge mit sich reißt. Wie man es von HEAVEN SHALL BURN kennt, spricht der Bühnenaufbau die Thematik Endzeit an - wohl um an die schwelenden Krisenherde dieser Welt zu erinnern. Das Wetter scheinen die Jungs ebenso bestochen zu haben - es regnet mal nicht und die Nacht bleibt weitestgehend trocken. Die für einen Headliner der AAA-Klasse eingeplanten anderthalb Stunden Spielzeit bieten auch ausreichend Gelegenheit, um das musikalische Angebot weit auszuschöpfen. Was die Jungs von HEAVEN SHALL BURN auch machen. Evergreens wie 'Voice of The Voiceless', 'Endzeit', 'Combat' oder auch 'The Disease' sind natürlich Pflicht. Das aktuelle Album "VETO" kommt mit vier Songs ('Godiva', 'Hunters Will Be Hunted', 'Land of the Upright Ones' und 'Die Stürme rufen Dich') ebenfalls nicht zu kurz. Die Zwischenzeit zwischen den einzelnen Songs wird für reichlich Späße genutzt, allen voran durch Vocalist Markus, welcher das Summer-Breeze-Team lobt und zur Rücksicht im Moshpit aufruft. Besonderes Schmankerl sind die beiden Cover Songs: 'Black Tears' von EDGE OF SANITY, welches selbst Dan Swanö beeindruckt hätte, und das zu guter Letzt gespielte BLIND GUARDIAN-Cover 'Valhalla' (für mich als Guardian Fan ein kleiner Frevel - natürlich ist nichts so gut wie das Original!), bei dem sich jeder Fan in den Armen liegt und mitsingt. Der rührendste Moment entsteht, als beim letzten Gitarrenton ein Fotobanner zu Boden fällt zur Erinnerung an den im letzten Jahr verstorbenen Mitveranstalter Mr. 'T' - so kann man ein Festival erfolgreich beenden!

[Benjamin Kutschus]

BIOHAZARD (T-Stage)
Nach einer gefühlten Ewigkeit beehren mal wieder die Helden unserer Jugend ein deutsches Festival, während der jüngere Teil des Publikums die Hardcore-Legende BIOHAZARD wohl nur aus Erzählungen kennt. Und tatsächlich fühlt man sich wieder wie 17, wenn die vier New Yorker mit allen ihren Klassikern aus den Neunzigern die Zeltbühne beehren. Ausschließlich ihren Klassikern, muss man betonen, was eigentlich schade ist. Denn ihr 2012er Comeback-Album "Reborn In Defiance" hatte es echt in sich und die Liveperformance einer Doublebass-Granate wie "Vengeance Is Mine" wäre durchaus spannend gewesen. Sei's drum, mit 'Shades Of Grey' legen Billy Graziadei und Co. mächtig los und schieben sogleich 'What Makes Us Tick' hinterher. Auch der Überhit 'Tales From The Hard Side' sollte natürlich nicht in einem Oldschoolset fehlen. Der Mob tobt und darf zum abschließenden 'Punishment' sogar reihenweise zum Abfeiern auf die Bühne. Das gab es in der Masse auch noch nicht beim Summer Breeze. Was für ein Finale!

[Carsten Praeg]


WATAIN (Pain Stage)
Zum Abschluss auf den beiden Hauptbühnen muss natürlich etwas Passendes zur nächtlichen Stimmung her. Und die Antwort hört auf den Namen WATAIN. Schließlich stehen die Schweden vor allem für Feuershow ohne Ende auf der Bühne, während ihr Black Metal noch einmal die Himmelsschleusen öffnet – und VIPs und Pressevertreter zumindest vorübergehend von der kleinen, unüberdachten VIP-Tribüne vertreibt (leckerer Wodka Energy übrigens). Das Publikum vor der Bühne harrt natürlich aus und wird mit dem Opener 'De Profundis' entschädigt. Sänger Erik ist das lodernde Feuer auf der Pain Stage aber längst nicht genug: Immer wieder zaubert er rituelle Gegenstände oder einen Kelch hervor, mit dem er dann auch mal vor der ersten Reihe entlang stolziert. Nach dem abschließenden, getragenen 'The Wild Hunt' vollzieht er noch ein dämonisches Ritual vor dem Schlagzeug – und entlässt die Fans damit gebührend in die letzte Nacht. Die wird im großen Zelt, vor der Kamelbühne oder feiernd auf dem Zeltplatz verbracht. Mit dem letzten Wodka Energy im Gepäck. Chapeau!

[Carsten Praeg]



Redakteur:
Carsten Praeg

Login

Neu registrieren