Metalfest Open Air 2010 - Dessau

02.06.2010 | 09:50

13.05.2010, Flughafen

Bei all dem Nackenschmerzen und Gänsehaut erzeugenden Metal bleibt nur eins zu sagen: "Always Hail Satan" (Zitat von URGEHAL).

Zwei besondere Highlights sollten außer anderen bekannten Bands die Metalheads auf das abgewrackte Gelände am Flughafen in Dessau locken: Zum Einen waren es TWILIGHT OF THE GODS, eine Tribut-Band für BATHORY, und zum anderen ELUVEITIE und FINNTROLL, die zusammen für fast eineinhalb Stunden die Bühne betreten sollten. Mit dem Metalfest Open Air wurde für viele die Open-Air-Saison 2010 eröffnet.

Bereits vor dem offiziellen Beginn waren am Mittwochnachmittag bereits einige der letztendlich wohl rund 4000 Festivalbesucher in Dessau angekommen. Gar kein so leichtes Unterfangen, wenn man sich in der sachsen-anhaltinischen Metropole nicht auskennt. Von Hinweisschildern fehlte jede Spur, doch nach kleinen Anlaufschwierigkeiten war es auch möglich, einen der wenigen Security-Männer an der Straße zu entdecken und den Aha-Effekt zu erleben. Nach dem Zeltaufbau konnte die erste Stippvisite über den Campingplatz unternommen werden, dazu ein leckeres kühles Bier. Schnell der erste Schock an der Imbiss-Bude: Ein Burger für fünf Euro ist nun nicht gerade preiswert. Doch die recht überteuerten Preise für "Nahrungsmittel" ist man irgendwann auch gewöhnt. Für diejenigen, die auf Festivals noch etwas Wert auf Hygiene legen, gab es dafür eine Flatrate fürs Duschen. Für fünf Euro war das ein guter Preis und so wie sich das Wetter entwickeln sollte sicherlich eine gute Investition.

Gegen 20 Uhr beginnen die ersten vier Bands am Mittwochabend: Zunächst betreten die Thrash-Metaller von MOSHITO die Bühne im Hangar, gefolgt von der Grindcore-Band ULTRAWURSCHT; ein netter Start, um in Stimmung zu kommen.
[Franziska Böhl]

Eine scheinbar eingefleischte Fangemeinde bringen GRAILSKNIGHTS mit. Die kostümierten Gralsritter aus Hannover werden trotz einer Viertelstunde Verspätung lautstark begrüßt. Kein Wunder: Schon bevor die ersten Töne erklingen, ist die Stimmung im Hangar am Kochen. Nach dem Intro mit der sehr grellen Lichtshow startet der folgende Song mit einem treibendem Drumming, eingängigen Melodien und abwechselnd klarem und gekreischtem Gesang. Das Konzept der Songs wiederholt sich dabei oft, doch es geht auf: Bei fast jedem der mitreißenden Refrains singen die rund 1000 Besucher im Hangar enthusiastisch mit und übertönen dabei fast den Sänger, Sir Optimus Prime. So viel Begeisterung wird auch belohnt: Zwei Kerle in fast schon lächerlich wirkenden Pferde-Kostümen bringen dem Publikum eine Fünf-Liter-Partydose. Doch die Band würde sich nicht GRAILSKNIGHTS nennen, wenn der Gral keine zentrale Rolle spielen würde: So trägt Dr. Skull theatralisch den Gral über die Bühne. Jedoch greift keiner der Ritter zu oder darf zugreifen. Bei einem der Lieder holen die Jungs auch ein Akkordeon auf die Bühne und obwohl das folgende Lied recht einfallslos klingt, ertönt der Chorus aus hunderten von Kehlen. Die Gralssuche muss jedoch frühzeitig beendet werden, um Platz für die letzte Band zu machen.

Noch ein letztes Mal an diesem Abend sammelt das langsam müde werdende Publikum all seine Energiereserven zusammen, um einer Stunde Spaß-Grind von MILKING THE GOATMACHINE zu lauschen. Als um halb zwölf 'It's Tricky' von RUN DMC als Intro startet, befinden sich gut 400 Leute vor der Bühne. Da die Künstler alle Ziegenmasken tragen, ist nicht zu erkennen, wer genau hinter diesem Grind-Projekt steht. Gekonnt werden die Lieder runter gegrunzt und geschreddert. Erster Song ist 'March Into Shed'. Leider hat die geschrumpfte Besucherzahl der Akustik nicht gut getan. Der Hall ist nun fast unerträglich. Ohne Worte geht es zum nächsten Titel. Die Musiker werden mit Nebel und rot-weißem Lichteinsatz eindrucksvoll in Szene gesetzt. Dazu präsentieren sich die Musiker mal alleine in eindrucksvollen Posen, mal gemeinsam, dann wieder alleine... Dem Bühnenauftritt fehlt leider etwas. Die Lieder sind zwar mit einem gewissen Humor durchzogen, aber Stimmung muss man leider selbst mitbringen. Uumindest in den ersten Reihen ist sie reichlich vorhanden. Dort herrschen wildes Gebange und Gemoshe. Es erklingen Alpenhörner und eine der Ziegen wirft Süßigkeiten aus einer Milchkanne ins Publikum. Leider klingen bei dem vorherrschenden Hall alle Lieder gleich. Nach 30 Minuten ist der Gig für die Marburger zu Ende.
[Stefan Brätsch]

Nach dem letzten Tänzchen zu MILKING THE GOAT MACHINE ist es das dann auch fast mit den Bands für den ersten Abend. Doch die Jungs lassen es sich nicht nehmen und kommen bei dem Applaus noch einmal auf die Bühne, um für gefühlte zehn Sekunden einen Song anzuspielen. Ärgerlich, hatte man sich doch gerade Hoffnungen auf eine richtige Zugabe gemacht. Aber was soll's: Auf dem Programm steht schließlich noch die nun folgende "Metal Hammer Warm Up Party". Ja, in diesem Jahr heißt das Metalfest schließlich auch nicht mehr Legacy-Fest und konnte deshalb vom Metal Hammer-Magazin präsentiert werden. Der Beginn der After Show-Party zieht sich dank der fehlenden Techniker eine gute halbe Stunde hin, so dass damit erst gegen 00.45 Uhr begonnen werden konnte. Metalfest-Crew-Mitglied Stahlin schafft es allerdings, mit seinen Ansagen die noch wenigen Metalheads im Hangar zu halten: Immer wieder spricht er direkt Leute an, zum Beispiel all jene, die noch Haargummis in ihren Haaren haben, und zeigt ihnen erstmal, wie gemosht wird. So viel spontanes Entertainment verdient einfach mal ein Lob. Bis halb drei Uhr gehen die Publikums-Animation und die Party. Im Anschluss führt für viele der Weg direkt zum Schlafplatz, doch im Zelt ist es um diese Uhrzeit schon bitterkalt. Es ist eben nicht gerade das optimale Wetter für ein Open Air.
[Franziska Böhl]

Redakteur:
Franziska Böhl

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