KISSIN' DYNAMITE, SHAKRA und SERAINA TELLI - Frankfurt
29.10.2025 | 01:4019.10.2025, Batschkapp
Ein Dreifach-Abriss vom Feinsten!
Die gute Nachricht: Die Batschkapp steht noch! Die bessere Nachricht: Obwohl drei Bands mit allen Mitteln versucht haben, sie "abzureißen"! Aber das Allerbeste: Ich konnte dabei sein! Dabei war alles eigentlich purer Zufall, weil ich erst ganz kurzfristig vom Auftritt in Frankfurt erfahren habe. Nun ja, es hat geklappt und ich kann mir drei fantastische Bands ansehen.
Also schlage ich an einem Dienstag bei der Batschkapp auf und bekomme wunderbarerweise einen Parkplatz auf dem hauseigenen Gelände. Die Warteschlange ist schon recht lang, das sieht nach einem vollen Haus aus und die Bestätigung erfolgt auch später: Die Batschkapp meldet ausverkauft! Das verwundert bei dem Line-up nicht wirklich: SERAINA TELLI, SHAKRA und als Krönung des Ganzen noch KISSIN' DYNAMITE!
Der Einlass ist wie immer entspannt und freundlich und so harre ich der Dinge, die da kommen. Das erste "Ding" kommt in Gestalt von SERAINA TELLI, die ich bisher nur dem Namen nach kenne und als ehemalige Frontfrau der BURNING WITCHES.
Mit ihrem Solo-Projekt habe ich mich noch nicht befasst, konnte mich auch vor dem Konzert nicht mehr damit befassen. Also bin ich natürlich sehr neugierig, was mich erwartet.
Auch wenn der Platz auf der Bühne sehr begrenzt ist, so fällt doch die liebevolle Ausstattung in türkis-hellgrünen Tönen auf. Alles ist harmonisch aufeinander abgestimmt und dann beginnt SERAINA TELLIs Auftritt.
Tja, da haut es mich tatsächlich zum ersten Mal an diesem Abend aus den Socken. Diese Stimme! Diese Bühnenperformance!
Wenn ich so in die Runde schaue, geht es nicht nur mir so, auch das Publikum ist begeistert, was sich unter anderem auch im verdienten, lautstarken Applaus niederschlägt.
Der Auftritt hätte ruhig ein bisschen länger sein können, aber das ist nun mal das Los des Supports.
Auch später am Merchstand ist sie, beziehungsweise sind sie, Drummer Mike Malloth ist ebenfalls vor Ort, auch super freundlich, jeder bekommt sein Foto und sein Autogramm.
Ja, SERAINA TELLI hat mich definitiv mehr als angenehm überrascht!
Kurze, zackige Umbaupause, während der ich mich schon mal auf SHAKRA freue. Meine Güte, es ist auch schon wieder eine Weile her, dass ich die Band live gesehen habe.
Irgendwie habe ich SHAKRA auch in allen möglichen Bandkonstellationen erlebt und gerade in den Anfangstagen an den, nennen wir es mal wohlwollend "seltsamsten" Locations gesehen. Sei es auf einer Almwiese in der Schweiz bei Bindfadenregen oder in einem Keller-Bunker, wobei ich Angst hatte, dass das gesamte Gebäude über uns zusammenbricht.
Damals wegen des maroden Gebäudezustandes, heute eher, weil drei Bands versuchen, die Batschkapp in Schutt und Asche zu legen.
SHAKRA beginnt den Auftritt schwungvoll mit 'Hello', vom 2016er-Album "High Noon", das sofort vom Publikum ausgesprochen wohlwollend aufgenommen wird. Schon bei diesem ersten Titel geht es hoch her und das ändert sich auch während des gesamten Auftritts nicht.
Die Band arbeitet sich während des leider nur neun Songs dauernden Auftritts durch einige Highlights ihres Katalogs und jeder Song wird regelrecht frenetisch aufgenommen.
Ob das jetzt 'A Roll Of The Dice' oder 'Too Much Is Not Enough' vom "Mad World"-Album von 2020 ist, oder 'Invincible' vom gleichnamigen, letzten Album von 2023 – alles wird ordentlich abgefeiert – auch von mir. Ach, da werden viele Erinnerungen wach! Sänger Mark bekommt sicher Kilometergeld, so, wie er über die Bühne wuselt und alle animiert.
Mit den folgenden Songs geht es kontinuierlich weiter zurück in der Bandgeschichte, sei es 'Something You Don't Understand' ("Snakes & Ladders" von 2017) oder 'Raise Your Hands' ("High Noon"). Meine heimliche Hoffnung auf 'Ashes To Ashes' ("Everest" von 2009) erfüllt sich tatsächlich, entlockt mir ein ziemlich breites Grinsen und lässt mich, wie die meisten hier, in den Mitgrölmodus verfallen. Ja, es ist mächtig laut in der Batschkapp!
Einerseits ist es erfreulich, dass SHAKRA den Song spielt, andererseits aber auch schade, kündigt er doch quasi das Ende des Auftritts an. Dieser wird fulminant von 'Rising High' ("Rising" von 2003) beendet und sowohl Band als auch Publikum geben noch einmal alles.
Später treffe ich auch SHAKRA noch einmal am Merchstand und erlebe einmal mehr eine total liebenswürdige Band, wie früher auch schon, die ebenfalls geduldig Autogramme gibt, für Fotos posiert und mit den Fans schwatzt.
Beim kleinen Plausch kommen wir auch auf einige der erwähnten "besonderen Locations" zu sprechen – oh ja, die Band erinnert sich und wir amüsieren uns so im Nachhinein köstlich.
Setliste: Hello; A Roll Of The Dice; Too Much Is Not Enough; Invincible; Something You Don't Understand; Raise Your Hands; Ashes To Ashes; Rising High
Noch eine letzte Umbaupause, dann gibt es KISSIN' DYNAMITE auf die Augen und Ohren. Auch hier werden bei mir sehr nostalgische Erinnerungen wach, an Konzerte von den Anfangstagen der Band. Schon damals hat Hannes mit wenigen Worten und Gesten das Publikum für sich gewinnen können. Wie heute.
Kaum signalisiert die dunkle Bühne, dass es gleich losgeht, wird es vor der Bühne schon richtig laut. Dann sind sie da – auf einem treppenartigen Bühnenaufbau, im wahrsten Sinne des Wortes 'Back With A Bang'!! Habe ich gerade etwas von lautem Publikum gesagt? Nun, es geht eindeutig noch lauter.
Auch KISSIN' DYNAMITE arbeitet sich durch diverse Alben, wobei der Focus mit sechs Titeln allerdings auf dem Album "Back With A Bang" vom letzten Jahr liegt. Logisch, so heißt ja auch die Tour. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es relativ egal ist, was da an Songs von der Bühne kommt, jeder einzelne wird frenetisch abgefeiert.
Das liegt auch an der Spielfreude der Instrumentalfraktion, die fast immer ein breites Grinsen im Gesicht hat und natürlich an Hannes, dem das Publikum quasi aus der Hand frisst. Oh ja, er hat es wirklich so richtig drauf, wer da nicht sofort ebenfalls gute Laune bekommt, dem ist nicht zu helfen.
Natürlich gibt es zu einzelnen Songs auch ein paar Extra-Schmankerl. So etwa ein gewisser Gruselfaktor bei 'My Monster', mit tollen Lichteffekten und einem Mond(aufgang), auf den das KD-Logo projiziert wird. Oder bei 'I Will Be King', wo ich doch etwas schmunzeln muss. Hannes, in einem königlichen Umhang gewandet, dessen Schleppe von einem freundlichen Security-Mitarbeiter getragen wird. Auf Gesten des "Königs" lässt er die Schleppe fallen, verbeugt sich tief, kniet sogar nieder und huldigt ihm, bevor er "gnädig" mit einem "liebevollen" Tätscheln des Kopfes entlassen wird. Nicht nur das Publikum muss lachen, auch Hannes hat ein leichtes Problem, ernst zu bleiben. Der kniende Herr übrigens auch.
Nur mit Gesten teilt er anschließend dann die Meute und fordert mal die rechte, mal die linke Seite auf, ihm ebenfalls mit einem lauten "YEAH!" zu huldigen. Natürlich machen alle den Spaß mit, bevor Hannes sich würdevoll auf seinen Thron ganz oben auf dert Treppe begibt.
Selbstverständlich darf auch eine Ballade nicht fehlen, und so erklärt Hannes, dass sie extra zu diesem Zweck ein "wunderschönes, naja, schon etwas abgegriffenes Klavier" mitgebracht haben. Denn er findet, "dass Rock'n'Roller die schönsten Balladen haben". Außerdem erteilt er extra für diesen Song die Erlaubnis, dass alle ihre Handy herausholen sollen, um die passende Illumination für 'Heart Of Stone' herzustellen. Er möchte jetzt alle 2500 Handylichter sehen. Damit begibt er sich ans Piano und wird von seinem Bruder Ande gesanglich und an der Akustikgitarre begleitet. Hach! So schön!
Dann ist da noch 'Six Feet Under' vom 2012er Album "Money, Sex & Power". Ebenfalls ein Mitgröler vor dem Herrn. Dazu erzählt Hannes eine Geschichte, die ich allerdings nur teilweise verstanden habe, es ist einfach viel zu laut und es gibt zu viel Gelächter.
Er erzählt etwas von "bis nach USA geschafft" und "in irgendeine Serie, von der ich immer noch nicht weiß, wie sie heißt ...ist aber auch egal" – aber frau ist erstens jetzt natürlich neugierig und zweitens später zu Hause fündig geworden. Okay, der eingefleischte KISSIN' DYNAMITE-Fan weiß das vermutlich, mir ist das bisher noch nicht zu Ohren gekommen. Hier die Auflösung, für alle, die es vielleicht auch interessiert: Die Serie heißt "Peacemaker" (Peacemaker Ep03 The Song rescue Peacemaker "KISSIN' DYNAMITE Six Feet Under"). Auch hier glänzt Ande wieder akustisch und wird lautstark abgefeiert. Serie hin oder her – der Song kommt beim Frankfurter Publikum megagut an.
Leider wird es beim (vorerst) letzten Song, mit dem bezeichnenden Titel 'Not The End Of The Road' etwas wehmütig im Raum, verkündet doch Hannes, dass seine Reise mit KISSIN' DYNAMITE Ende nächsten Jahres für ihn ein Ende hat.
Klar, er hat das schon vor einer Weile offiziell angesagt, aber es ist doch etwas anderes, das jetzt so direkt aus seinem Mund zu hören. Auch wenn er weiterhin im Hintergrund Teil der Band bleibt, Songs schreibt und produziert, ist es doch schwer vorstellbar, dass jemand anderes irgendwann "seine" Songs auf die Meute loslassen wird. Er richtet ein paar warmen Worten ans Publikum: "Egal, wer in Zukunft dieses Mikrofon in der Hand hält und vor euch steht, ich wünsche mir von euch, dass ihr ihn oder sie mit offenen Herzen und Armen empfangt". Klar erntet er zustimmende Rufe und viel Applaus.
Danach gibt es noch drei Zugaben, deren Höhepunkt darin besteht, dass Hannes bei 'You're Not Alone' in ein Gummiboot steigt und sich über die Menge tragen lässt. Mit 'Raise Your Glass' endet die Show mit riesigem Beifall, der mehr als gerechtfertigt ist. KISSIN' DYNAMITE ist wirklich ein "BANGer"!
Setliste: Back With A Bang; DNA; No One Dies A Virgin; I've Got The Fire, My Monster; More Is More; I Will Be King; Flying Colours; Heart Of Stone; The Devil Is A Woman; Only The Dead; Six Feet Under; Not The End Of The Road; Zugaben: Not A Wise Man; You're Not Alone; Raise Your Glass
Was bleibt noch zu sagen? Ein riesiges Dankeschön an alle drei Bands, die diesen tollen Konzertabend möglicht gemacht haben. Und ein riesiges Dankeschön an die Batschkapp mit allen ihren tollen Mitarbeitern, die sich, wie immer kompetent und superfreundlich, um alles gekümmert haben! Vom Einlass bis zur üblichen dezenten "Auskehraktion".
… das wirklich – natürlich nicht ganz so ernst gemeinte - Allerbeste passiert aber tatsächlich ganz zum Schluss: Beim Catering-Wagen ist noch ein Würstchen da! Somit kann auch der Heimweg fröhlich mampfend angetreten werden. In diesem Sinne: "Raise your glass and raise your hands!!"
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer





