Earthshaker Festival 2006 - Rieden/Kreuth

03.09.2006 | 19:26

20.07.2006, Festivalgelände

Freitag, 21.07.

EQUILIBRIUM
Als die Lokalmatadoren EQUILIBRIUM zu ihrem fünfjährigen Bühnenjubiläum die Stage betreten, ist vor dieser schon jede Menge los, trotz der frühen Morgenstunde und der schon fast unerträglichen Hitze. Kein Wunder, hat doch ihr Debütalbum "Turis Fratyr" sofort großen Anklang in der Metal-Szene gefunden. Die Band geht von Anfang an ein hohes Tempo, um der müden Masse ordentlich einzuheizen. Nach dem zweiten Song 'Der Sturm' verteilt sie Kuchen unter den Anwesenden, um das schon angesprochene Jubiläum mit den Fans angemessen zu feiern. Die sichtbare Spielfreude der Band und die glänzende Ausstrahlung des Frontmanns Helge halten das Publikum auch bei dem darauf folgenden Song 'Unter der Eiche' in Partylaune. Mit 'Met', der dazugehörigen Alkoholverteilung sowie 'Nordheim' sind die zwei letzten Songs des Auftritts sehr gut gewählt, um dem Gig den perfekten Abschluss zu bescheren. Daraus resultiert aber, dass die Menge vehement eine Zugabe fordert, die EQUILIBRIUM wegen des sehr strikten Zeitplans des Veranstalters leider nicht gestattet ist.
Fazit von mir: EQULIBRIUM sind eine geniale Live-Band mit einem super Frontmann, der die Menge durchweg mit spaßigen Ansagen, Selbstironie und seinem sehr sympathischen Auftreten bei Laune halten kann.
[Marcus Schneider/Gastautor]

EVERGREY
EVERGEY kannte ich vorher nur vom Namen, und ich muss gestehen, dass ich von dieser Band nicht viel Ahnung habe. Gut gespielt haben sie aber trotzdem, auch wenn ihr progressiver Power Metal nicht gerade die Massen anzieht. Im Gegenteil, wo bei EQUILIBRIUM die Reihen gut gefüllt waren, ist jetzt deutlich weniger los. Trotzdem werden die Schweden von den wenigen Die-Hard-Fans euphorisch begrüßt und Songs wie 'Monday Morning Apocalypse', 'Recreation Day', 'Obedience' oder 'Blinded' gebührend bejubelt. Dazu posen Frontmann Tom Englund und Bassist Michael Håkansson um die Wette, dass es eine Freude ist. Technisch ansprechende Leistung. Einziger Wermutstropfen: Der Gesang ist viel zu leise.
Mit den beiden Songs 'A Touch Of Blessing' und 'The Masterplan' folgt dann aber auch schon ein krönender Abschluss des 45-minütigen Sets, den ich mir aber aus sicherer Entfernung und im Schatten angeschaue. Sollten die Schweden mal wieder in die Nähe kommen, und ist es nicht so heiß, schaue ich sie mir gerne wieder an.
[Martin Schneider]

ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET
Kaum sind die progressiven Klänge von EVERGREY verklungen, gibt's mit dem Dampfhammer von ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET das Kontrastprogramm. Johan Lindstrand und sein untotes Quartett zeigen von Anfang an, dass hier heute keine Gefangenen gemacht werden, denn die Schweden zelebrieren ihren Death Metal mit richtig cooler rockiger Attitüde. Mit 'Killing Machine' gibt's dann auch gleich den Opener des aktuellen Albums. Diese Power erschreckt sogar die Sonne, die sich endlich mal für gut 30 Minuten hinter eine Wolke verzieht. Das steigert natürlich sprunghaft die Stimmung, die Schweden werden mächtig abgefeiert, und die ersten richtigen Moshpits des Tages entstehen.
ONE MAN ARMY überzeugen mit großer Spielfreude, zudem sind besonders die Herren Lindstrand (stilecht im ärmellosen GRAVE-T-Shirt) und Robert Axelsson (Bass und Backing Vocals) dauernd auf Achse und posen einfach saucool, so dass ihnen die Fans quasi aus der Hand fressen. Spätestens bei 'Devil On The Red Carpet' weiß auch der Letzte: hier geht die Post ab, auch wenn die Songs (alle übrigens vom "21th Century Killing Machine"-Album) überwiegend im Midtempo agieren, punkten sie doch mit einem unheimlichen Groove und Härte. Nach gut 45 Minuten ist dann mit 'The Sweetness Of Black' der Gig leider schon vorbei. Trotzdem: Gut war's!
[Martin Schneider]

Setlist:
Killing Machine
Devil On The Red Carpet
No Apparent Motive
Hell Is For Heroes
Public Enemy No. 1
So Grim So True So Real
The Sweetness Of Black

GOREFEST
Bei GOREFEST zollte ich dann der extremen Hitze Tribut, so dass ich mir die Death-Metaller nicht angeschaut habe. Wie ihr seht, hatte ich die zwei Bands davor und die zwei danach, und WINTERSUN und DIE APOKALYPTISCHEN REITER waren mir doch etwas wichtiger.
[Martin Schneider]

WINTERSUN
Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich in einem Live-Bericht über ENSIFERUM geschrieben, dass ihnen seit dem Abgang von Jari Mäenpää ein richtiger Frontmann fehlt. Beim Earthshaker hat Jari meinen Eindruck bestätigt: Mit was für einer Ausstrahlung sich der dünne Finne auf der Bühne behauptet, ist wirklich beeindruckend. Keine besonderen Ansagen oder irgendwelche übertriebenen Posen kennzeichnen den WINTERSUN-Mastermind, er überzeugt mit seiner Musik und seiner Ausstrahlung. Positiv auch: Der Klang ist ausnahmsweise mal richtig gut, so dass die Songs, die ausschließlich vom "Wintersun"-Album stammen (nur 'Death And Healing' und 'Sadness And Hate' werden nicht gespielt), ihre Melodien, die Jaris Musik so kennzeichnen, auch richtig entfalten können. Mit 'Beyond The Dark Sun' und 'Winter Madness' folgen nach dem Intro die zwei wohl stärksten Songs des Albums, was die Stimmung natürlich positiv beeinflusst. Allerdings ist das Publikum wegen der Hitze danach nicht mehr wirklich euphorisch. Vereinzelt einige Headbanger, das war's dann aber auch schon. Schade eigentlich, denn der Gig war echt astrein. Man muss es halt als Punktsieg der Sommersonne gegen die Wintersonne werten. Außerdem wird es langsam Zeit für eine neue Langrille aus dem Hause WINTERSUN, damit die Setlist mal etwas mehr variiert werden kann.
[Martin Schneider]

Setlist:
Intro
Winter Madness
Beyond The Dark Sun
Battle Against Time
Sleeping Stars
Beautiful Death
Starchild

DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Mitten in der Mittagshitze gehe ich dann also vor die Bühne, um mir wieder mal die REITER anzuschauen. Keine andere Band habe ich in den letzten Jahren öfter gesehen, und bei wenigen freue ich mich jedes Mal wieder aufs nächste, denn die REITER sind die Partyband schlechthin. Dass sich das schon herumgesprochen hat, zeigt die Masse Leute, die trotz der gefühlten 75 Grad in der Sonne vor der Bühne stehen. So ist der Jubel groß, als die Protagonisten dieselbige betreten und mit 'Friede sei mit dir' gleich recht ordentlich anfangen. Dr. Pest hat natürlich wie üblich seine Latexmaske mitsamt Kittel an und droht den Fotografen und der ersten Reihe mit seiner Peitsche. Ach ja, eines noch: Fuchs hat seinen Zopf abgeschnitten! Aber halten wir uns nicht länger mit Äußerlichkeiten auf. Nachdem der Opener schon frenetisch abgefeiert wird, geht beim folgenden 'Kleiner Wicht' richtig die Post ab und die von Fuchs gefordertem Moshpits beherrschen den Raum vor der Bühne. Diese lassen sich auch von den ekelhaften Rückkopplungen nicht stören, die aber zum Glück relativ schnell behoben sind. Ansonsten ist aber alles wie immer: Fuchs singt und springt wie ein Derwisch, erklettert mal wieder den Boxenturm (von dem er beim letztjährigen Earthshaker beinahe gestürzt wäre), macht Purzelbäume und heizt das Publikum immer mehr auf. Dies bemerkt auch die hiesige Feuerwehr, die daraufhin den feiernden Fans für den restlichen Gig eine ordentliche Dusche verpasst (was dazu führt, dass für die Dauer des restlichen Festival riesige Matschpfützen vor der Bühne sind). Durch die willkommene Abkühlung steigt die Stimmung noch einmal sprunghaft an, wozu natürlich auch 'Barmherzigkeit', 'Sehnsucht' und vor allem 'We Will Never Die' einen großen Teil beitragen - absolute Patystimmung. Ein weiterer Höhepunkt der Show ist auch, als Fuchs bei 'Die Sonne scheint' versucht, eine junge Dame, die er auf die Bühne holt, zu überreden, blank zu ziehen. Das Mädel ziert sich aber, sehr zum Missfallen der Zuschauer. Selbst mit einem "Jetzt hast du noch einmal Zeit für einen Sonnentanz!" beißt Fuchs auf Granit. Wirklich stören tut es aber eigentlich niemanden, denn als das Publikum daraufhin immer vehementer "Reitermania, Reitermania"-Sprechchöre anstimmt, haben die REITER auch endlich ein Einsehen und lassen die ultimative Bandhymne folgen. Ich kann die Stimmung nicht anders bezeichnen als geil! So was hab ich auf einem REITER-Konzert noch nicht erlebt. Selbst Fuchs zeigt sich sehr beeindruckt: "Wir sind echt berührt, so was erleben zu dürfen!"
Mit 'Riders On The Storm' und dem JOHNNY CASH-Cover 'Ghostriders In The Sky' gibt's zum Abschluss auch noch einen netten Output des neuen Albums. Dass sich Letzterer nahezu perfekt zum Mitgrölen eignet, muss ich hier wohl nicht extra erwähnen. Abschließend bleibt zu sagen, dass das wohl der beste Auftritt der APOKALYPTISCHEN REITER war, den ich je besucht habe. Die Show und die Stimmung waren nahezu perfekt. Die REITER in der Mittagshitze auf die Bühne zu schicken, hat sich als geschickter Schachzug des Veranstalters erwiesen, denn keine andere Band hätte bei dieser Hitze solch eine Stimmung erzeugen können. Damit war aber auch klar, dass die Messlatte für CALIBAN richtig hochgelegt wurde. Ich bin mal gespannt, wann ich die REITER das erste Mal als Headliner auf einem großen Festival sehe...
[Martin Schneider]

Setlist:
Intro
Friede sei mit dir
Kleiner Wicht
Barmherzigkeit
Sehnsucht
We Will Never Die
Die Sonne scheint
Reitermania
Wenn ich träume
Riders On The Storm
Ghostriders In The Sky

CALIBAN
Als die wilden Jungs von CALIBAN die Bühne stürmen, haben sie nur ein Ziel: die sowieso schon von der Hitze geplagten Massen von ihren letzten Schweißtropfen zu befreien - was ihnen auch hervorragend gelingt. Durch die fleißig betriebenen Moshpits gibt es am Ende derartige Schlammpfützen, dass diese danach zum Schlammwrestling missbraucht werden können. Zu 'Stigmata' gibt es auch noch eine gute Wall of Death, und auch die Jungs selber schaffen es nicht, für eine Sekunde ruhig auf der Bühne zu stehen. Die Musik ist hervorragend und wird auch entsprechend angenommen. Dass die arme Natur darunter leiden muss, ist egal. Gut so!
[Lars Strutz]

RAGE
Bevor es mit dem eigentlichen Konzert losgeht, gibt es auf der frisch entstandenen Schlammpfütze noch eine kleine Show zu bewundern. Zwei Kontraste (ein langhaariger Dicker und ein glatzköpfiger Dünner) betreiben schön anzusehendes Schlammwrestling, das mit viel Applaus bedacht wird. Warum ich das erwähne? Weil das RAGE-Konzert noch viel besser ist, und das will was heißen. Mit einwandfreiem Sound, Spitzen-Stimme und dem wilden Drumtier Mike Terrana bieten RAGE ein geiles Konzert, wie es nicht besser sein könnte. Die Stimmung überträgt sich auch auf das Publikum, das die bekannten Strophen mitsingt und begeistert abgeht.

Wenn man irgendeine Kritik anbringen müsste, so wäre es die Tatsache, dass es fast ausschließlich die letzten beiden Platten "Soundchaser" und "Speak Of The Dead" auf die Playlist geschafft haben. Ausnahmen waren hierbei natürlich 'Higher Than The Sky' vom "End Of All Days"-Album als Abschluss sowie 'Baby, I'm Your Nightmare' von "Trapped!" und 'Don't Fear The Winter' vom "Perfect Man"-Album. Persönlich wäre ich mit ein paar Sachen von "Black In Mind" oder "Welcome To The Other Side" zufrieden, aber man kann ja nicht alles haben. Und so gibt's 'War Of Worlds' als Eröffnung, 'Human Metal' mit einem begeisterten Publikum, 'Speak Of The Dead' vom neuen Album sowie das zum ersten Mal live vorgespielte 'No Fear'. Als absolutes Highlight kann dann noch das gespielte 'No Regrets' bezeichnet werden, denn auf der neuen CD gehört es zum 25-minütigen Orchesterwerk 'Suite Lingua Mortis'. Das Orchester kommt hierbei natürlich vom Band, was den Gesamteindruck letztendlich nicht stört. Und während am Ende des Konzerts noch einige versuchen, die Band mit dem Weitersingen von 'Higher Than The Sky' zurückzuholen, walzen bereits die nächsten Massen für einen Schlammkampf vor der Bühne an.
[Lars Strutz]

SOILWORK
Die wahnsinnige Hitze muss wohl auch SOILWORK-Frontmann Björn "Speed" Strid ziemlich zu schaffen gemacht haben: Mit hochrotem Kopf schreit sich der Mann die Seele aus dem Leib. Die Schweden spielten jedoch einen guten Gig mit Songs wie 'Nerve', 'As We Speak' und 'Resurrection' (vom kommenden Album). Trotz gleich bleibend heißer Temperaturen - der Menge gefällts.
[Diana Würsig]

SAXON
Viele beklagen ja, dass eine SAXON-Show nichts Neues zu bieten hätte. Das scheint dem Earthshaker-Publikum aber völlig egal zu sein, und so hat sich eine große Masse Leute eingefunden, um die Helden der New Wave of British Heavy Metal frenetisch abzufeiern. Die Bühne noch hübsch mit ein paar Treppen verfeinert, betreten die Jungs (Biff im coolen Ledermantel) zum Intro von 'Lionheart' die Stage. Danach stellt Biff die Frage, die heute häufiger fallen wird: "Do you want an old song or a new song?" Nachdem sich die Masse für einen alten Song entschieden hat, wird weiter definiert: "Do you want a fast song or a slow song?" Und weil die Menge trotz Dauerhitze noch genug Energie hat, gibt's einen "fast song", nämlich 'Heavy Metal Thunder'. Mit dem großartigem 'Witchfinder General' wird kurz darauf nicht nur die Hexe, sondern auch das Publikum in Flammen gesetzt. Keine Chance zum Löschen gibt es dann mit dem großartigen 'Solid Ball Of Rock' ihres gleichnamigen Comeback-Albums. Kurz darauf gibt es wieder das Fragespielchen und wieder mit demselben Ergebnis. Einen alten, schnellen Song gibt es, und zwar 'Dogs Of War'.

Nun ist es Zeit für eine alte SAXON-Tradition, und zwar den guten alten Igel, ähem, Adler, denn 'The Eagle Has Landed', und so gibt es von nun an das ganze Konzert über den schicken Blinkadler, der passend zu den Gitarren eine gigantische Lichtshow ins Publikum projiziert. Bevor das Fragespielchen fortgesetzt werden kann, fällt Biff jemand im Publikum ins Wort und fordert lautstark 'Crusader'. Darauf gibt Biff zu bedenken, dass dieser Song inzwischen aufgrund seines angeblich anti-islamistischen Inhalts heiß diskutiert werde, was aber herzlich egal sei. Also geht's im Set mit 'Crusader' weiter, was das Publikum auch gebührend zu feiern weiß. Nun wird aber endlich wieder gefragt und wieder entscheidet sich das Publikum für einen alten, schnellen Song, worüber Biff sichtlich erstaunt ist. Ob man es nicht lieber gemütlich hätte, fragt er - schön auf der Bank sitzen, etwas Tabak rauchen, englisches Bier (Buhrufe aus dem Publikum), äh, natürlich deutsches Bier trinken würde? Die Menge antwortet lautstark, was sie von Ruhe hält, also kann man heute auf eine Ballade verzichten. Muss halt 'Motorcycle Man' ran, und obwohl Biff noch an der Publikumskondition zweifelt, scheint das den Leuten herzlich egal zu sein, wird dieser Song doch genauso abgefeiert, wie er es verdient hat.

Nach ein bisschen Werbung für die neue DVD geht es in den letzten Teil des Abends, und bevor die ganzen Pflichtstücke abgefeuert werden, gibt es '20.000 ft.' von "Strong Arm Of The Law" zu bestaunen, nur um danach die Massen mit 'Denim And Leather' fix und fertig zu machen. Es folgen 'To Hell And Back Again' und das großartige 'Princess Of The Night', bevor man sich vom Acker macht. Aber halt, nach meiner Berechnung fehlt noch ein Stück, ohne das ich nicht gehen werde. Und da kommt auch schon der Gitarrist auf die Bühne, um mit einem schönen Solo den Übergang zu 'Wheels Of Steel' einzuleiten. Wie der ganze Abend, so wird auch das Stück abgefeiert, mitgesungen, und die Fäuste werden in die Luft gereckt, so dass der Hintermann erst recht nichts mehr sehen kann. In Schlussworten gefasst: ein klassisches, abwechslungsreiches (bei der Masse Songs auch kein Wunder) und einfach schönes Konzert von SAXON heute, und wenn es überhaupt etwas zu meckern gibt, dann ist es die Tatsache, dass SAXON ruhig noch zwei weitere Stunden hätten spielen können. Mich hätte es nicht gestört.
[Lars Strutz]

Setlist:
Lionheart
Metal Thunder
Witchfinder General
Solid Ball Of Rock
Dogs Of War
Eagle Has Landed
Crusader
Motorcylce Man
20.000 ft.
Denim And Leather
To Hell And Back Again
Princess Of The Night
Solo
Wheels Of Steel

HAMMERFALL
Nach einer fast endlos langen Umbauphase, die auch durch den Kurzauftritt von BLIND GUARDIAN nicht wirklich aufgewertet wird, geht es um 00.20 Uhr endlich mit HAMMERFALL los. Kaum stürmen Joacim Cans und Co. die Bühne, gibt es frenetischen Applaus, welcher mit mächtigen Explosions- und Pyroeffekten beantwortet wird. Gestartet wird stilecht mit 'Templars Of Steel' und 'Riders Of The Storm'. Man merkt sofort, dass sich HAMMERFALL in den letzten Jahren den Hintern abgespielt haben, denn die Live-Performance sitzt. Als sich dann Herr Cans auch noch für die lange Umbauphase entschuldigt, hat er schon gewonnen, zumal in der Umbauphase auch echt was gearbeitet wurde: So wurde im hinteren Teil der Bühne ein zweiter Stock aufgebaut, auf dem Schlagzeuger Anders Johansson die Felle bearbeitet. Bei 'Let The Hammer Fall' ist erst mal richtig Bewegung auf der Bühne. Während sich Bandleader Oscar Dronjak und Stefan Elmgren Duelle an den Gitarren liefern, rennt Joacim durchgehend von der einen Seite auf die andere und animiert das Publikum. Wie populär HAMMERFALL mittlerweile sind, zeigt auch, dass extra zwei Japanerinnen (!) angereist sind, um die fünf Schweden live zu sehen.

Wer sich bei dem letztjährigen MANOWAR-Auftritt auf dem Earthshaker Fest über das viele Gelaber geärgert hat, bekommt von HAMMERFALL genau die richtige Kost: wenig Gerede, dafür viel Musik. Und das auch mit einem (endlich einmal) richtig guten Sound. Die Stimmung ist klasse, denn die Müdigkeit ist wie weggeblasen, und selbst ich spüre momentan nicht einmal die Schmerzen in meinen Füßen (was sich auf dem Weg zum Zelt leider wieder geändert hat). Nach der neuen Metal-Hymne 'Boodbound' vom "Chapter V"-Album, bei der die Fans klasse mitgehen, gönnen sich HAMMERFALL erst einmal eine Auszeit - alle bis auf Anders Johansson, denn er darf die Masse mit einem Drumsolo bei Laune halten. War zwar nichts Außergewöhnliches, aber eben gute Handwerksarbeit. Nachdem der Rest dann zu 'Fury Of The Wild' wieder die Bühne stürmt, ist die Stimmung immer noch ausgelassen. Nach einigen weiteren Songs erhöht sich die Hitdichte gegen Ende noch einmal deutlich, denn mit der eigenen Bandhymne 'Hammerfall' und dem nicht minder starken 'Renegade' werden zwei äußert populäre Songs aus dem Ärmel geschüttelt, bevor die Schweden die Bühne verlassen.

Dass sie an diesem Abend nicht ohne Zugabe wegkommen, ist aber sofort jedem klar, so dass es niemanden wundert, als es mit 'Secrets' weitergeht. Als kleines Bonbon gibt es auch noch einen Vorgeschmack auf die im Oktober erscheinende neue Platte "Threshold": 'The Fire Burns Forever'. Der Song, der für die schwedischen Leichtathleten bei der Europameisterschaft geschrieben wurde, geht sofort gut ins Ohr und bildet den perfekten Aufgalopp zum furiosen Finale, welches mit 'Hearts On Fire' nicht besser hätte gewählt werden können. Die Fans und die Band holen noch einmal das Letzte aus sich heraus. Dazu gibt's auch noch ordentlich Pyro- und Knalleffekte, und dann ist die Show auch schon wieder vorbei.
Man sieht überall nur über beide Backen grinsende Menschen, zu Recht. Perfekte Show, super Musik und tolle Stimmung - viel besser geht's nicht.
[Martin Schneider]

Setlist:
Templars Of Steel
Riders Of The Storm
Let The Hammer Fall
Legacy Of Kings
Hammer Of Justice
The Dragon Lies Bleeding
Bloodbound
Drumsolo
Fury Of The Wild
The Way Of The Warrior
Heeding The Call
Stone Cold
Hammerfall
Renegade
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Secrets
The Fire Burns Forever
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Hearts On Fire

Redakteur:
Martin Schneider

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