Earthshaker Festival 2006 - Rieden/Kreuth

03.09.2006 | 19:26

20.07.2006, Festivalgelände

Donnerstag, 20.07.

COMMUNIC
Da das Earthshaker Fest schon Donnerstag Mittag anfängt, kann leider keiner unserer Redakteure rechtzeitig anwesend sein, so dass uns keine Berichte zu THREAD SIGNAL und COMMUNIC vorliegen.
[Martin Schneider]

KNORKATOR
Nachdem aus den Lautsprechern lange genug die Musik von Fernsehsendungen dudelt, ist es endlich Zeit für etwas Anständiges. Die Spaßvögel von KNORKATOR haben die schwere Aufgabe, die Leute, die für SATYRICON anstehen, aufzuheitern. Und man muss sagen, das machen die gar nicht so schlecht. Kein Herz kann so schwarz sein und nicht lachen, wenn es Songs wie 'Wir werden alle sterben', 'Ich bin ein ganz besond'rer Mann' oder 'Der Buchstabe' hört.

Auch showtechnisch wissen die Jungs mit ihren Requisiten umzugehen. Das fängt allein mit den herrlich plüschigen Klamotten an, in den ultratruen Farben hellgrün und blau. Das arme Keyboard, das zu Playbackzwecken missbraucht wird, stirbt am Ende einen qualvollen Tod durch die Axt, und auch ein reingereichter langer Stab mit Totenkopf am Ende wird als Phallussymbol zweckentfremdet. Zum Song 'Ma Baker' gibt es Toast frisch vom Bäcker, und auch generell können sich die sich selbst als Boygroup titulierenden KNORKATOR einfach nicht ruhig auf der Bühne halten. Ansonsten gibt es noch 'Ich lass mich klonen' sowie den Klassiker der Band, der das Böse Wort mit F als Hauptthema hat. Persönlich vermisse ich nur den Grand-Prix-Song 'Ick werd zum Schwein', aber man muss ja nicht nur Kommerz spielen.
[Lars Strutz]

SATYRICON
Die auffälligste Neuerung bei SATYRICON ist ihr neues Bandmitglied, den ich ab hier Rodrigo, der Roadie nenne. Oder anders ausgedrückt: Während der Anfangsphase des Konzerts läuft der arme Rodrigo auf die Bühne, da das in Form eines Dornenstrauchs gehaltene Mikro einfach nicht funktionieren will. Mehrere Male während eines Songs rennt der braungebrannte und so gar nicht in die kalte Masse der Band passende Rodrigo auf die Bühne, stöpselt aus, wieder ein, dreht hier und da am Rädchen, doch sobald Satyr den Mikrofonständer verlässt, ist es aus mit dem Sound. Und das sollte beileibe nicht das einzige Problem bleiben. Wie um den schlechten Sound zu überspielen, gibt es einen dermaßen übersteuerten Bass- und Drum-Sound, dass damit jedes Hip-Hop-Konzert ein reinstes Freudenfest geworden wäre. Leider müssen bei einem Metalkonzert die Gitarren darunter leiden, so dass einige Songs fast unerkennbar sind.

Zum Glück lassen sich SATYRICON nicht dadurch stören und geben trotzdem ihr Bestes, um eine atmosphärische und erstklassige Show zu liefern. Mit schön einheitlichem Dauermoshen auf der Bühne und den Ansagen von Satyr würde das Konzert mit gutem Sound sogar eines der absoluten Highlights. Die Songs lassen erkennen, wofür man sich an die Bühne gestellt hat, und auch leicht verkrüppelt läuft einem immer noch ein kalter Schauer den Rücken hinunter, man wähnt sich in den kalten Fjorden Skandinaviens. Durch das neue Album bekommt man sogar die Möglichkeit schöner Mitsingspielereien. Wenn das Publikum 'Now, Diabolical' oder 'K.I.N.G.' mitbrüllt, trägt das sehr zur Stimmung bei. Und das sagenhafte Drumspiel von Frost kann auch total überbetont immer noch begeistern.

Leider vermiest der Sound dann komplett das Highlight jedes SATYRICON-Konzerts. Während am Anfang die Keyboardmelodie von 'Mother North' noch herrlich vom Publikum gesungen wird, geht der schnelle Teil dieser großartigen Hymne in einem einzigen Brei unter, der den Song leider unkenntlich macht. So, wie der Song dann teilweise absolut großartig und trotzdem irgendwie echt bescheiden ist, so kann man dann auch das ganze Konzert bewerten. Großartig und trotzdem irgendwie echt bescheiden.
[Lars Strutz]

SODOM
Was sich bei SATYRICON abzeichnete, wird leider auch bei SODOM konsequent fortgeführt. So gibt es neben der an sich klassischen Show von SODOM mit einem bunten Mix aus neuen, alten sowie einigen ONKEL TOM-Liedern auch eine viel zu laute Rhythmusfraktion zu bewundern. Wenn man die Lieder nicht kennen würde, wäre es echt schwer, 'Der Wachturm', 'Ausgebombt' oder 'Kein Bier auf Hawaii' zu folgen. Die Band selber lässt sich nichts anmerken, und man spürt wieder, dass die Jungs auf der Bühne eher Fans als Band sind. Sympathische Ansagen von Onkel Tommy, eine übergroße Fahne des "Obsessed By Cruelty"-Covers sowie ein ausgezeichnetes Zusammenspiel der Jungs machen die Show sehr überzeugend. Nur leider wird hier das Klischee bedient, wie Metal allgemein wahrgenommen wird: Die Musik ist purer Krach.
[Lars Strutz]


LORDI
Durch ihren Sieg beim "Eurovision Song Contest" wurden die Finnen LORDI von einer Mittelfeldposition im Billing auf den Platz des Donnerstags-Headliners katapultiert. Nicht ganz so schnell wie der Aufstieg der fünf Monster geht leider der Soundcheck, der mal eben um gut und gerne 20 Minuten überzogen wird. Zudem wird man auch noch von einem extrem nervigen Roadie mit Sprüchen wie "Leck mich am A...!" oder "Vielen Dank für den A...f... mit deiner Schwester!" genervt. Na ja, umso glücklicher sind wir dann, als endlich die Show in bester AC/DC-Manier mit zwölf Glockenschlägen beginnt und Mr. Lordi, Akwa, Amen, Kita und Ox die Bühne stürmten und mit 'Bringing Back The Balls To Rock' vom neuen Album ordentlich loslegen. Die Fans sind sofort hellauf begeistert, zelebrieren LORDI doch perfekte Mitgrölnummern, die auch der besoffenste Zuhörer noch mitsingen kann. Am meisten abgefeiert werden aber erwartungsgemäß die Songs des ersten Albums wie 'Get Heavy', 'Devil Is A Loser' und 'Would You Love A Monsterman?' sowie natürlich die Songs des aktuellen Outputs "The Arockalypse".

Pyrotechnisch lassen sich die Finnen nicht lumpen, denn an allen Ecken und Enden funkt und blitzt es. Man könnte das Konzert eigentlich als Gimmickschlacht der Superlative bezeichnen, denn fast zu jedem Song wird etwas Neues ausgepackt: Von einer Wolfsmaske über eine rote Nikolausmütze ('Blood Red Sandman') bis hin zu einer Metzgerverkleidung samt Kettensäge ('The Chainsaw Buffet'), einer Puppe mit integrierten Pyro-Effekten ('Would You Love A Monsterman?'), einem glühenden Schädel, den schon bekannten Flügeln, einem Knäuel aus Körperteilen und Instrumenten, die ebenfalls Feuer spuckten, wird so ziemlich alles aufgefahren, was man an Gimmicks auf Lager hat. Musik wird zwischendurch auch noch etwas gemacht, denn neben den eben schon erwähnten Songs werden auch noch 'Who's Your Daddy?' und 'Supermonstars' dargeboten, bevor die Finnen die Bühne wieder verlassen.

Natürlich ist so ziemlich jedem klar, dass es das noch nicht gewesen sein kann, denn schließlich wurde die neue "Metallervereinigungshymne" 'Hard Rock Hallelujah' noch nicht gespielt. Umso größer ist dann die Begeisterung, als Keyboarderin Akwa erneut die Bühne betritt und mit seltsam verzogenem Gesang eben jenen Song anstimmt. Tausende von Zuhörern feiern den Sieg der Metal-Szene beim "Eurovision Song Contest" - absolutes Gänsehautfeeling! Nach etwas über 60 Minuten ist dann leider schon das Ende der Show gekommen. Andererseits sind wir doch schon etwas kaputt, und alle wichtigen Songs wurden gespielt, so dass uns das ganz recht ist. Bleibt festzuhalten: LORDI ist effektemäßig nicht viel vorzumachen. Mit der neuen Besetzung ist auch auf der Bühne deutlich mehr los als früher, denn sowohl Ox als auch Amen (beim "Angus-Young-Gedenkhüpfen") sind deutlich mehr unterwegs als ihre Vorgänger. Fazit: LORDI machen live einfach Spaß! Perfekte Show.
[Martin Schneider]

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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