SYMPHONY X: Interview mit Michael Romeo

19.06.2011 | 21:06

Es hat etwas gedauert bis "Iconoclast", das neue Studioalbum von SYMPHONY X, im Kasten war. Wir sprachen mit Flitzefinger & Songwriter Michael Romeo.

Meine Einschätzung, dass "Iconoclast" sich nicht sonderlich von seinem hochgelobten Vorgänger "Paradise Lost" unterscheidet, stimmt Michael ehrlicherweise zu: "Ja, im Grunde hast du Recht. Rein musikalisch haben wir nicht viel verändert. Wir versuchen weiterhin eine große Spannbreite abzudecken, mit vielen coolen Riffs, das ist sehr heavy, aber auch mal etwas sanfter. Da findet man sicher Parallelen zu "Paradise Lost". Was sich geändert hat, ist vielleicht der Ton der Scheibe, der nicht so durchgehend düster ist, wie es noch bei "Paradise Lost" der Fall war und dafür auch mal ein paar futuristische Soundelemente aufweist, die zu dieser Thematik passen." Lyrisch befasst man sich stattdessen diesmal mit einer weiter gefächerten "Man vs. Machine"-Thematik. "Die Idee dazu kam, als Russell meinte, dass er es unglaublich findet, mit welcher Geschwindigkeit die Kids heute auf ihren Handys Nachrichten verfassen. Wir entdeckten, dass dieses Thema unglaublich viel bietet, von den Veränderungen, die es in unserem Leben gibt bis hin zu irgendwelchen Kriegsszenarien ist hier ganz viel möglich.", erzählt Michael.

Ganz viel war offensichtlich auch beim Schreiben des Albums möglich, so dass es "Iconoclast" in der 2-CD-Version auf stattliche 83 Minuten bringt. "Als ich mit dem Schreiben der Songs fertig war, ist mir gar nicht aufgefallen, dass es so viel Material ist.", lacht Michael. "Ich hatte die Zeiten nie auf dem Zettel und erst als Russell den Gesang aufnahm und meinte, dass er aber ganz schön viel singen müsse, habe ich gemerkt, dass das Material fast für zwei Alben reichte. Uns war dann schnell klar, dass wir daraus ein Doppelalbum machen wollen, denn die Songs sind alle auf einem Niveau und wir haben für alle Nummern alles gegeben." Dass nun dennoch auch eine Standardversion mit nur einer CD erscheint, war die Idee des Labels. "Ja, Nuclear Blast wollten, dass wir neben der 2-CD-Version auch eine normale Version veröffentlichen. Für uns war das okay, da die volle Version zum gleichen Zeitpunkt erscheint und die Fans ja die Wahl haben. Warum Nuclear Blast das so wollte, kann ich aber nicht wirklich sagen. Aber für uns ist ganz klar, dass nur die 2-CD-Version das vollständige Album beinhaltet.", erklärt Michael und ergänzt: "Das Schlimmste an der abgespeckten Version war die Frage, welche Songs wir denn jetzt rausnehmen. Diese Entscheidung hat beinahe wehgetan, denn die Songs sind alle toll.", um dann noch ein wenig ins Detail zu gehen: "'Light Up The Night' ist ein wenig eine Reminiszenz an "The Divine Wings Of Tragedy", mit vielen Chören und so, 'The Lords Of Chaos' hat ebenfalls ein cooles Riff und 'Reign In Madness' ist eines meiner Lieblingsstücke, erinnert im Aufbau aber etwas an 'Iconoclast', weshalb wir ihn auch auf der kurzen Version weggelassen haben."


Getestet wurde das Album bereits vor der Veröffentlichung auf der "Power Of Metal"-Tour, wo die Amis jeden Abend zwei Stücke von "Iconoclast" zum Besten gaben: "Ja, das war eine tolle Tour und eine tolle Erfahrung für uns. Nachdem klar war, dass das Album zu dem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht ist, haben wir den Set eher wie bei einem Festival aufgebaut und wollten dazu halt ausprobieren, wie die neuen Songs funktionieren. Wir haben 'Heretic', 'Prometheus (I Am Alive)', 'Dehumanized' und 'The End Of Innocence' gespielt, haben aber schnell gemerkt, dass die beiden letztgenannten Songs am besten funktionieren. Sie sind nun mal unglaublich catchy und die Fans können schon mitsingen, während sie das erste Mal die Nummern hören. Die anderen beiden Songs muss man wohl doch erst kennen, bevor man live dazu abgehen kann."

Dass das neue Werk mehrfach verschoben wurde, hatte diverse Gründe. "Ach, weißt du, so richtig kann ich das nicht erklären. Wir waren lange auf Tour und konnten in der Zeit keine Stücke schreiben, das funktioniert einfach nicht. Nach den zwei Jahren auf Tour brauchten wir dann erstmal Zeit mit der Familie und so habe ich dann Mitte 2009 angefangen erste Songs zu schreiben. Das Songwriting hat dann etwa ein Jahr gedauert und als wir dann merkten, wie viele Songs wir hatten, mussten erst noch Entscheidungen getroffen werden, dann wurde noch ein zweites Artwork gemacht, das Release-Schedule von Nuclear Blast war voll und so kam eines zum anderen und plötzlich war es Juni 2011.", lacht Michael.


Zurück zu den Texten. Die fortschreitende technische Entwicklung kann man auch beängstigend finden. Michael sieht das allerdings nicht so: "Nein, Angst macht mir das keine. Es geht nur alles so schnell, dass es schwierig ist, da immer am Ball zu bleiben. Aber im Grunde ist ein Leben ohne Technik doch nicht mehr denkbar. Auch beim Songwriting und bei der Produktion hilft das ungemein. Man kann sehr viel rumspielen, ausprobieren und hat jeden denkbaren Sound direkt bei der Hand. Wenn ich da an die ganzen Orchestrierungen und Chöre denke, das wäre vor 20-30 Jahren so nicht möglich gewesen. Das fördert die Kreativität ungemein." Nun ja, das kann man sicher auch anders sehen. Meinen Einwand, dass ausprobieren nicht kreativ ist, kontert Michael: "Klar, kreativ ist nicht das Testen der Idee, sondern die Idee an sich. Mich inspiriert es und in meinem Kopf baue ich dadurch immer wieder neue Ideen."

Für die nähere Zukunft gibt es auch schon konkrete Pläne: "Jetzt geht es erst einmal nach Südamerika, im Sommer bereiten wir dann die nächste Tour vor, die uns im Herbst wieder nach Europa bringen wird. Wir freuen uns schon sehr auf Europa und können uns nur bei den Fans für die viele Geduld bedanken. Wir machen es auf Tour wieder gut." Na, das ist doch mal ein Versprechen.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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