ÁRSTíðIR LíFSINS - Hermalausaz
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- Genre:
- Pagan Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ván Records
- Release:
- 21.12.2023
- Ýrr
- Þistill
Monumental, episch und einfach hervorragend.
Zwei Songs, eine knappe Dreiviertelstunde - da kann man sich in der Regel auf ausladendes Gefrickel, monumentale Instrumentals oder epischen Doom vorbereiten. Doch diesen Gefallen tut einem das deutsch-isländische Gespann nicht. Stattdessen gibt es Pagan Metal mit extrem schwarzen Wurzeln, rasante Abfahrten nebst heroischen Interludien und eine atmosphärische Dichte, deren Intensität über den eigentlichen Hörgenuss hinausgeht.
"Hermalausaz" umschifft schon einmal die allergrößte Hürde weitgehend spielerisch, nämlich die Spannung über die immense Länge der beiden Songs aufrechtzerhalten. Wenn die Band in 'Ýrr' relativ schnell in brachiale Klangmuster abtaucht, bleiben jedenfalls noch einige Zweifel, wie man die Nummer über 22 Minuten abwechslungsreich gestalten und ihr immer neue Impulse verpassen möchte. Doch dieses Problem ist letztlich nur ein vermeintliches, weil den drei Musikern immer neue Ideen kommen, die geschickt miteinander verknüpft werden und sich in den logischen Fluss der Dinge einsortieren. Selbst der lange Mittelteil, in dem es phasenweise etwas ruhiger zugeht, birgt keine Längen, weil jederzeit neue Eruptionen lauern und man sich auch niemals vom Kern des Ganzen, nämlich heroisch aufgebautem, aber nicht klischeedurchsetztem Pagan Black Metal, entfernt. Dass die Zeit wie im Flug vergeht, ist ein klares Indiz dafür, was hier geschaffen wurde: Ein gigantisches Epos, das zudem auch noch mit herausragendem Storytelling versehen wurde.
Ähnlich epochal, insgesamt sogar noch ein Stückchen vielseitiger, geht es dann in 'Þistil' weiter. Die mehrstimmigen Gesänge rücken noch mehr in den Fokus, heidnische Chöre nehmen die Vorgaben der nordischen Mythologie und die damit verbundenen musikalischen Erwartungen mit Wonne auf, und wenn es zwischenzeitlich mal wieder in die schwarzmetallische Richtung zurückgeht, wirkt hier nichts gestreckt oder gekünstelt, sondern einfach nur wunderbar aufeinander abgestimmt.
Spannend bleibt nun die Frage, ob das Material auch für eine Live-Performance Verwendung finden wird, da eine Menge Ausdauer und Durchhaltevermögen gefragt sein dürfte. Doch selbst wenn diese Entscheidung zu Ungunsten dieser beiden Tracks ausfallen sollte, bleibt ein wundervolles Werk stehen, das den epischen Pagan Metal noch einmal mit völlig neuen Aspekten versieht und ihn auf ein völlig neues Level führt. "Hermalausaz" ist ein Monster von einem Album und einer der besten Genre-Beiträge der letzten Jahre!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes