XIV DARK CENTURIES - Aus uralter Zeit
Mehr über XIV Dark Centuries
- Genre:
- Pagan Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Einheit Produktionen, Schwarzdorn Productions
- Release:
- 05.12.2025
- Aus den Nebeln der ...
- Unendlichkeit
- Aura der Dunkelheit
- Rachelust der Ewigkeit
- Das Portal
- Aus eiskaltem Nebel
- Wo Flüche leis' geflüstert
- In kalten Hallen
- Was ewig liegt
- Nahab
Dunkelheit trifft Pagan Metal - die Thüringer liefern ihr epischstes Werk ab.
Vor circa neun Monaten, auf dem Ragnarök-Festival, sprachen ein Freund und ich mit zwei Mitgliedern von XIV DARK CENTURIES über ein neues Album. Bassist Marley versprach uns Großes. Ich bin ehrlich: Seitdem war die Vorfreude auf "Aura der Dunkelheit" enorm. Dieser einzigartige deutsche Pagan Metal erfüllt mich, seit ich Metal höre, mit Freude – und wird heute in der Form nur noch selten gespielt. Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass im Jahr 2025 gleich zwei so wichtige Alben dieses Genres erscheinen würden? Nachdem BERGTHRON aus Sachsen den Reigen eröffneten, schließt XIV DARK CENTURIES ihn mit knapp 54 Minuten Spielzeit sehr würdig ab.
Ein Blick auf die Tracklist bringt die erste Überraschung: Die Band setzt erstmals auf Longtracks. Und die sind herausragend! 'Das Portal' führt uns mit über 8 Minuten tief in die pagane Metal-Kunst, irgendwo zwischen MENHIR, BATHORY und dem eigenen, gereiften Schaffen. Die Epik dieses Stücks wird nur durch den Abschluss des Albums, 'Nahab', übertroffen. Eingeleitet von tiefen Streichern, folkiger Gitarre und perkussiven Elementen, entsteht sofort eine drückende, dunkle Atmosphäre. Der Song erzählt allein durch sein Arrangement eine Geschichte. Hier regiert epischer, melodischer Black Metal, der durch das Zusammenspiel von Leadgitarre und Keyboards besonders erinnerungswürdige Melodien transportiert. Gerade der Mittelteil ist wirklich zum Niederknien und eine Sternstunde des melodischen Black Metal.
Was diesen Sound so unverwechselbar macht, ist die warme und zugleich organische Produktion. Die Gitarrenwände sind nicht übermäßig poliert, sondern haben die raue Kante der frühen 2000er, wirken aber klar definiert. Die folkigen Elemente – sei es die subtil eingewobene Akustikgitarre oder die majestätischen Synthie-Chöre – fungieren dabei nie als bloßes Beiwerk, sondern sind tragende Säulen. Der dynamische Wechsel zwischen dem tief grollenden Bass und der wehklagenden Lead-Gitarre schafft jene melancholische Tiefe, die uns an die dunklen Wälder Thüringens denken lässt. Der Sound ist nicht "modern", aber zeitlos wuchtig.
Die Entwicklung bei XIV DARK CENTURIES könnte nicht unterschiedlicher sein als jene der bayerischen Genrezwillinge, die vor rund 7 Tagen ein neues Album rausbrachten. Während EQUILIBRIUM auf "Equinox" die permanente Modernisierung und Kommerzialisierung vorantreibt – wie Kollege Frank zurecht schreibt –, will XIV DARK CENTURIES den Pagan Metal nicht modernisieren. Das Projekt hält sich an den eigenen Kodex aus dem Endneunziger- und 2000er Pagan Metal und beweist sich als Chronist der eigenen Genese. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Sound nicht reift. Insgesamt dröhnt "Aura der Dunkelheit" auch dunkler und blackmetallischer aus den Boxen als alles, was die Thüringer in ihrer Karriere aufgenommen haben.
Die eigenen Trademarks sind trotzdem nicht verschwunden. Gerade in den kürzeren Nummern wie 'Rachelust der Ewigkeit' oder 'Aus eiskaltem Nebel' hören wir das Projekt, wie wir es kennen und lieben: Durchaus episch, mit Riffings aus dem Melodic Death Metal, straight forward und angenehm schnell. Dabei umspielt die Leadgitarre die Rhythmusfraktion mit angefolkten Melodien, eingebettet in Synthie-Chöre, während Sänger Michel oft leicht im Hintergrund dazu keift. Die Mischung aus Longtracks und Short-Bangern macht die Mitte des Albums zum stärksten Teil, wobei das absolute Highlight auf dem letzten Platz wartet.
Was irritiert, ist die Entscheidung, nach einem generischen Intro den aus meiner Sicht unausgegorensten und, ja, im negativen Sinne, sperrigsten Song als ersten echten Track zu platzieren. 'Unendlichkeit' bricht deutlich gegenüber den anderen Longtracks ab. Als Rausschmeißer mit langem Outro hätte er am Ende vielleicht besser funktioniert. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Das Gesamtfazit fällt sehr positiv aus. Ich liebe diesen Sound aus Thüringen einfach. Der Traum von einer letzten Tour mit XIV DARK CENTURIES, ODROERIR und MENHIR wird mit großer Sicherheit nichts, aber man darf doch noch träumen! XIV DARK CENTURIES probiert sich aus, entwickelt sich in eine schwarzmetallerische Richtung, verliert dabei aber nie die eigenen Wurzeln. Das macht "Aura der Dunkelheit" zu einem der besten Alben der Band.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer


