UNTIL THE UPRISING - Out Of Time
Mehr über Until The Uprising
- Genre:
- Modern Progressive Metal / Djent
- ∅-Note:
- 5.75
- Label:
- Klonosphere
- Release:
- 21.10.2016
- 2.5 Billion Seconds
- Invisible Cages
- Embrace The Uncertainty
- Our Target
- Another Dimension
- Nothingness
- Seize Your Life
- Out Of Time Part 1
- Out Of Time Part 2
Trotz tadelloser Leistung: Herbst in Sachen Djent/Prog.
"Out Of Time" ist wieder so ein Album, das zunächst zu komplex und anspruchsvoll klingt, um als mittelmäßig abgekanzelt werden zu können. Doch was hilft's? Die verantwortlichen Franzosen UNTIL THE UPRISING beackern auf ihrem zweiten Langspieler mit großem Ernst und Arbeitseifer die moderne Progressive-Metal-Schiene, fahren aber ebenso ungestüm in die Sackgasse ihres Genres, das mittlerweile Déjà-vu-Effekte en masse aufweist und einen Sättigungsgrad erreicht hat, der für Ermüdung und Langeweile seitens der potentiellen Hörerschaft sorgt.
"Out Of Time" ist definitiv ein vielschichtiges Werk, voller gewagter Sprünge zwischen Death-Metal-Elementen, progressivem Gefrickel, djentigen Hackbrettern und sphärisch-melodischen Atmosphäre-Parts. Der instrumentale Opener '2.5 Billion Seconds' beginnt zwar recht stereotyp, zunächst verhalten, mit einem wenig überraschenden Übergang ins altbekannte mechanische Stakkato-Geriffe, doch mit dem Einsatz der gutturalen Vocals beim folgenden 'Invisible Cages' etablieren die Herrschaften aus Nizza einen nicht unwesentlichen Todesstahlfaktor in ihrem Sound, der im Kontrast mit den ruhigen, melodischen Elementen durchaus zu faszinieren vermag. In seinen guten Momenten klingt "Out Of Time" wie eine Mischung aus TARDIVE DYSKINESIA, THE HIRSCH EFFEKT und MODERN DAY BABYLON – in den anderen jedoch wie tausend andere, ähnlich geartete Kapellen. Hier liegt letztlich der Hund begraben: In Sachen Djent/Modern Progressive Metal gibt es mittlerweile keine Überraschungen mehr. UNTIL THE UPRISING fügt sich ein in eine ganze Heerschar von Bands, die sich an ihrer technischen Genialität ergötzen, die Gehirnwindungen der Hörerschaft mit musikalischen Mindfuck-Twists malträtieren, sich voneinander jedoch bestenfalls in Nuancen unterscheiden und zu alldem mit ihrem steril-stellaren Sound eher an Musik aus dem Labor denn aus dem Herzen erinnern.
UNTIL THE UPRISING wirft mit 'Our Target' und 'Another Dimension' zwar einige Nummern in den Ring, die geschlossen und tight komponiert wurden, und mit dem erwähnten kontrastreichen Wechselspiel zunächst einfach Spaß beim Zuhören machen. Auch die angenehm kompakte, im Schnitt vier- bis fünfminütige Songdauer hilft beim Entwirren der komplexen Kompositionen. Und gelegentlich, wenn die generischen Djent-Sounds Pause haben und entweder hymnische Passagen oder brachiale Death-Metal-Gewitter entfesselt werden, fährt es der Hörerschaft wohlig-schaurig in die Eingeweide. Dann werden aber doch immer wieder die obligatorischen, seelenlosen Gitarrenläufe abgenudelt und gefühlskalte, ausgedehnte Gesangspassagen aneinander gereiht, die Songs mit synkopischem Gehacke zerstückelt, und schon weiß man nicht mehr, ob man gerade den drei Franzosen oder einer x-beliebigen artverwandten Truppe lauscht. Und so bleibt am Ende von "Out Of Time" zu wenig, was UNTIL THE UPRISING als Alleinstellungsmerkmal zugestanden werden könnte.
Daher versinkt dieses technisch und kompositorisch interessante Album in einem Mittelfeld, das bereits jetzt Anstalten macht, zahlenmäßig mit der viel plumperen Metalcore-Masse in Konkurrenz zu treten. Schade, schade – sie machen so vieles richtig, doch das, was die Seele von Musik ausmachen soll, geht UNTIL THE UPRISING und Konsorten fast vollständig ab. Und so könnte ein ganzes Heer an handwerklich hochbegabten Musikern zum Totengräber des eigenen Genres werden.
Anspieltipps: Another Dimension, Out Of Time Part 2
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause