PROBOT - Probot
Mehr über Probot
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Southern Lord/EFA
- Release:
- 09.02.2004
- Centuries Of Sin
- Red War
- Shake Your Blood
- Access Babylon
- Silent Spring
- Ice Cold Man
- The Emerald Law
- Big Sky
- Dictatosaurus
- My Tortured Soul
- Sweet Dreams
Also über mangelnde Beschäftigung konnte sich Dave Grohl in der letzten Zeit nicht beschweren. Neben dem nicht mehr ganz so neuen Album der FOO FIGHTERS war er als Schlagzeuger sowohl bei der letzten, verdammt guten, QUEENS OF THE STONE AGE-Scheibe als auch beim grandiosen KILLING JOKE-Comeback involviert.
Und als wäre das nicht genug, bastelte Herr Grohl die ganze Zeit über an seinem PROBOT-Projekt, ein Tribut an seine Jugendhelden, bis auf zwei Ausnahmen aus dem Hardcore der Achtziger, ausnahmslos Musiker, die in der Metalszene etabliert sind. Klingt komisch? Nun, für engstirnige True-Metaller oder Leute, die aus der Musik, die ein Musiker erschafft, ableiten, was er für Mucke hört, vielleicht.
Der Rest sollte sich um schwachsinnige Fragen wie "Haben NIRVANA nicht den Metal gekillt? Was will dieser blöde Grungedepp also?" keine Gedanken machen, sondern "Probot" als das begreifen, was es ist: eine Huldigung, ein Tribut an die Einflüsse, die den jungen Dave Grohl zur harten Musik, zum Heavy Metal brachten. Und eines muss man Dave lassen - das Album ist verdammt geil geworden und vor allem METAL!
Klar kann man sich fragen, ob man das Album wirklich braucht, die Klassiker der jeweiligen Bands werden nicht erreicht, aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Und wenn man sich die heutigen Veröffentlichungen der vertretenen Künstler betrachtet, dann können PROBOT da locker mithalten. Der Opener 'Centuries Of Sin' geht als die VENOM-Nummer mit dem besten Schlagzeugspiel ever (gut, ist nicht schwer...) durch und verbreitet mehr Flair als die letzten Veröffentlichungen der Briten.
Nicht ganz so gelungen ist 'Big Sky', der Track klingt zwar cool, aber irgendwie passt er nicht wirklich zu Tom G. Warrior und CELTIC FROST. 'Access Babylon' vermittelt zwar sehr ordentlich das Feeling des C.O.C.-Hardcorestils Mitte der Achtziger, dürfte aber dem einen oder anderen nicht so zusagen. 'Silent Spring' hingegen, die Nummer mit Kurt Brecht, klingt wie späte D.R.I., was wohl auch daran liegt, dass der Song eigentlich für SLAYERs Tom Araya vorgesehen war. Macht aber nichts, so klingt der Song halt wie der für spätere D.R.I. typische Metalcore und knallt wie Sau.
Faszinierend auch die Doomtracks. 'The Emerald Law' vermittelt gekonnt das typische Winofeeling [Watt datt denn? Anm. d. Lektors], während 'Ice Cold Man' als saugeile CATHEDRAL-Nummer durchgeht. 'My Tortured Soul' sollte allen TROUBLE-Fans runtergehen wie Öl, ein wahrhaft endgeiler Doomsong! Über 'Sweet Dreams' müssen wir nicht diskutieren, die Atmosphäre des KINGs ist offensichtlich.
'Shake Your Blood' ist ebenfalls sehr gut geworden, lässt viele MOTÖRHEAD-Songs der letzten Jahren ganz alt aussehen und gibt uns Lemmy so, wie wir ihn lieben. 'Red War' erinnert an die "Roots"-Phase von SEPULTURA, während 'Dictatosaurus' die melodische Ära von VIOVOD wieder auferstehen lässt. Kein Zweifel, auch diese Songs rulen.
Klar, über die Gesangsleistungen muss man nicht diskutieren, ohne die verdammt starken, den jeweiligen Musikern absolut angemessenen Riffs von Dave Grohl wäre die Scheibe aber nur die Hälfte wert.
Der Mann hat es wirklich geschafft, das Songwriting seiner Helden aufzugreifen, ohne sie dabei billig zu kopieren. Und genau das findet man heute leider viel zu selten. PROBOT ist damit in vielerlei Hinsicht wertvoll. Die Erinnerung an all die Klassiker wird wiederbelebt, "Probot" bietet astreinen Heavy Metal ohne die heutzutage so nervigen "Swords/Dragons/True Metal/Glory etc."-Klischees und zu guter Letzt macht es einfach verdammt viel Spaß, sich dieses keineswegs altbackene Album anzuhören.
Je häufiger ich die CD höre, desto geiler wird sie. Well done, Dave Grohl!
Anspieltipps: Shake Your Blood, My Tortured Soul, Red War, Centuries Of Sin, Sweet Dreams, Silent Spring
- Redakteur:
- Herbert Chwalek