NORMA JEAN - Redeemer
Mehr über Norma Jean
- Genre:
- Noise
- Label:
- Century Media / EMI
- Release:
- 03.11.2006
- A Grand Scene For A Color Film
- Blueprints For Future Homes
- A Small Spark Vs. A Great Forest
- A Temperamental Widower
- The End Of All Things Will Be Televised
- Songs Sound Much Sadder
- The Longest Lasting Statement
- Amnesty Please
- Like Swimming Circles
- Cemetery Like A Stage
- No Passenger - No Parasite
Der Aufnahmeprozess des neuen NORMA JEAN-Albums "Redeemer" war für die Band alles andere als normal. Die Gruppe selber beschreibt die Platte als das persönlichste Werk der bisherigen Bandgeschichte, die Plattenfirma hingegen charakterisiert die Arbeit im Studio als Gruppentherapie infolge einiger stressiger Monate, welche die Band beinahe komplett in den Wahnsinn getrieben haben.
Dabei könnten sich NORMA JEAN eigentlich erst mal ganz ruhig auf ihren Lorbeeren ausruhen, immerhin war die Truppe erst kürzlich für einen Grammy nominiert, wurde zur Ozzfest-Tour eingeladen und steht in den Staaten kurz vor dem Durchbruch. Doch als sich die Möglichkeit ergab, mit Kultproduzent Ross Robinson zu arbeiten, begann das Quintett umgehend mit den Arbeiten am Nachfolger zum erfolgreichen "O' God, The Aftermath" und spielte "Redeemer" ein, ein völlig destruktives, teilweise auch chaotisches Emo/Post-Hardcore/Metal/Rock-Album ein, dessen eindringlicher Stilmix es in Übersee bereits bis auf Platz 38 in den Billboard-Charts brachte. Dass die Platte hierzulande ähnliche Erfolge feiert, halte ich zwar für utopisch, allerdings ist das Teil definitiv wert, einmal angetestet zu werden, weil sich NORMA JEAN schlichtweg als eine der besten Bands ihrer Sparte offenbaren. Die Jungs aus Atlanta brauchen jedoch wohl ein wenig Anlaufzeit, denn ohne eine längere Erprobungsphase wird es ziemlich schwer sein, die Feinheiten in der anfangs noch recht einseitig erscheinenden Musik herauszuhören. Gerade in den ersten drei bis vier Nummern lassen sich noch kaum Unterschiede erkennen, bis man dann in späteren Durchläufen die versteckten, wenn auch nie wirklich ausgeprägten Melodien wahrnimmt oder aber auf den tollen emotionalen Gesang von Fronter Cory Brandan stößt, der sich ansonsten fast ausschließlich mit seinen heftigen Shouts & Screams beschäftigt. Weiterhin wird das geübte Ohr auch später durch vertrackte Sachen wie 'Songs Sound Much Sadder' durchsteigen und in 'Amnesty Please' weitaus mehr sehen, als bloß eine anspruchsvolle Kombination aus PAPA ROACH und PANTERA.
Kommt Zeit, kommt Rat, dies sollte man bei "Redeemer" definitiv beherzigen, wobei es sich im Endeffekt als äußerst lohnenswert herausstellt, sich langfristiger auf die Scheibe einzulassen. Besonders Anhänger der Screamo-Szene sollten reinhören, aber auch Fans von TOOL und MESHUGGAH sind eingeladen, sich auf diesen eindringlichen Riff-Orkan einzulassen, wenn gleich die Songs von NORMA JEAN sicherlich zugänglicher sind – aber eben erst nach einiger Zeit ihr wahres Gesicht zeigen. Kurz gesagt: "Redeemer" bietet ein herrliches, halbwegs kontrolliertes Soundchaos, resultierend aus selbstzerstörerischen Arrangements, aggressivem Gebrüll und kontrastierender Emotionalität. Wer bereit ist, sich auf anspruchsvolle, (nicht zuletzt wegen ihrer persönlichen Note) extreme Musik einzulassen, ist mit dem aktuellen Silberling von NORMA JEAN bestens beraten.
Anspieltipps: A Small Spark Vs. A Great Forest, The End Of All Things Will Be Televised, No Passenger : No Parasite
- Redakteur:
- Björn Backes