NIGHT IN GALES - Sylphlike (Re-Recording 2025)
Mehr über Night In Gales
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Apostasy Records
- Release:
- 31.10.2025
- Bleed Afresh
- Sylphlike
- Avoid Secret Vanity
- Mindspawn
- When The Lightning Starts
- Flowing Spring
So setzt man eine Neuaufnahme richtig um!
Mit NIGHT IN GALES begeht in diesem Jahr eine Band ihren 30. Geburtstag, die einer der Grundpfeiler des Melodic Death Metals in deutschen Landen ist. Passend dazu hat sich der Fünfer ins Studio begeben und eine Neuaufnahme der ersten Demo-EP "Sylphlike" eingezimmert, mit der das Kapitel NIGHT IN GALES im Jahr 1995 begonnen hat. Nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen, denn allzu oft geht bei solchen Re-Recordings der Geist und die Magie des Originals verloren. Wenn aber jemandem diese Aufgabe gelingen kann, dann der Truppe aus Voerde, die seit der Rückkehr von Ur-Sänger Christian Müller vier großartige Alben vorgelegt und gerade mit dem letzten Langdreher "Shadowreaper" neue Höhen erreicht hat.
Der Schattensensenmann bleibt auch beim Artwork direkt ein gutes Stichwort, denn Künstler Paolo Girardi, der bereits "Shadowreaper" visuell zum Leben erweckt hat, führte auch den Pinsel für die "Sylphlike"-Neuauflage. Dabei ist ihm der Balanceakt gelungen, die visuellen Parallelen zum Original so groß zu halten, dass man die Scheibe auf den ersten Blick erkennt, gleichzeitig aber auch so viele neue Details hinzuzufügen, dass sich ein genaueres Hinschauen gerade auch im Vinyl-Format lohnen dürfte.
Ein Umstand, den ich so auch Eins zu Eins auf die musikalische Seite der EP übertragen kann, denn auch hier fühlt man sich als Kenner der ursprünglichen Demo sofort zuhause. Man entdeckt aber immer wieder sinnvolle Anpassungen und Ergänzungen, die dreißig Jahre Erfahrung bei allen Beteiligten widerspiegeln und "Sylphlike" insgesamt runder machen.
Nehmen wir uns doch einfach mal den Opener 'Bleed Afresh' als Beispiel vor, der mich persönlich direkt in die Hochzeiten des Melodic Death Metals befördert und für wohlige Gänsehaut sorgt. Zu keiner Zeit verliert die Neuinterpretation dabei den Geist des Originals aus den Augen, doch an allen Instrumenten klingt der Vortrag einfach viel runder und schlüssiger, ohne jedoch auf zu viel Perfektion zu setzen, die der rohen und ungeschliffenen Stimmung abträglich sein könnte. Nein, hier wurde hörbar auf viele Edits verzichtet, was dem gesamten Songmaterial ein wunderbar organisches Flair verleiht.
Auch wenn man bei allen Beteiligten eine riesige handwerkliche Steigerung heraushört, möchte ich Christian Müller am Gesang noch einmal besonders hervorheben, denn wo er 1995 schon gute Growls und Screams im Repertoire hatte, ist Christian heuer über jeden Zweifel erhaben und wertet das gesamte Songmaterial mit seinem Vortrag unheimlich auf. Zu guter Letzt hat Fredrik Nordström beim Mix und Mastering einen gewohnt tollen Job abgeliefert und trotz herrlich druckvoller Produktion den Neunziger-Geist gerade beim Gitarrensound perfekt bewahrt, was schlussendlich den gelungenen Grenzgang zwischen Moderne und Vergangenheit abrundet.
Natürlich wollen wir aber auch nicht nur über die handwerkliche Umsetzung sprechen, sondern auch das Songmaterial kurz würdigen. Schon in der kultig-rohen Urfassung war selbiges nämlich über jeden Zweifel erhaben und auch 30 Jahre später kann ich problemlos nachvollziehen, wieso NIGHT IN GALES mit diesem Demo so viel Staub aufgewirbelt hat. Meine persönlichen Favoriten bleiben dabei der herrlich finster-melodische Titeltrack und der kompakte Melodie-Abriss 'Mindspawn'. Doch auch das in den Neunzigern unverzichtbare Instrumental 'When The Lightning Starts' hat einige unwiderstehliche Momente im Gepäck, die locker mit den ganz großen Klassikern des Genres mithalten können.
Am Ende bleibt mir dann eigentlich auch nur, eine glasklare und allumfassende Kaufempfehlung für "Sylphlike (Re-Recording 2025)" auszusprechen, denn NIGHT IN GALES hat hier das Thema Neuaufnahme in meinen Augen und Ohren perfekt umgesetzt. Wer das legendäre Demo nicht besitzt, hat anno 2025 nun nämlich endlich die Möglichkeit, diese großartigen Songs in die eigenen Sammlung aufzunehmen. Doch auch Besitzer des Originals sollten erneut zuschlagen, denn visuell, klanglich und auch handwerklich haben wir es hier mit einem massiven Upgrade zu tun, das gleichzeitig den Geist der Uraufnahmen bewahrt.
- Redakteur:
- Tobias Dahs


