NECRO - Death Rap
Mehr über Necro
- Genre:
- Rap / Death Metal
- Label:
- Psycho+Logical / Soulfood
- Release:
- 28.09.2007
- Creepy Crawl
- No Remorse
- Get Back (Revenge)
- Belligerent Gangsters Feat Harley
- Suffocated To Death By God's Shadow
- Mutilate The Beat
- Keeping On Driving
- Technican Of Execution
- Keeping It Real
- Exploitation
- As Deady As Can Be
- Evil Rules
- Forensic Pathology
- Portrait Of A Death Rapper
"Death Rap" hat NECRO sein jüngstes Album genannt, und so bezeichnet er seit geraumer Zeit auch den Stil seiner Musik. Das klingt extrem, ist es aber nicht. Im Prinzip bringt er Hardcore Rap über etwas ausproduziertere Beats mit knochentrockenem Schlagzeugsound und teils auch Horrorfilmsoundtrackeinflüssen, wie etwa Theremineinsatz oder Loops aus windschiefen Streichern und düsteren Klavierversatzstücken. Seine Stimme steht dabei im Vordergrund, und die ist leider nichts Besonderes. Die Beats sind zumeist eigentlich recht dezent und professionell gestaltet, aber wer besonders abgedrehte Einfälle oder markante Ohrwürmer erwartet, dürfte schon etwas enttäuscht werden. Horror Rap ist ja als Nischengenre nichts Neues und durchaus etabliert, spätestens seit den Erfolgen von Cliquen wie den GRAVEDIGGAZ aus dem WU-TANG CLAN-Umfeld oder den Motor-City-Vorörtlern von der INSANE CLOWN POSSE. Vergleiche liegen jedoch nur nahe, solange man NECRO noch nicht gehört hat, denn wie gesagt: Flowtechnisch kommt er eher vom Hardcore Rap her, was folglich eine eher monotone delivery bedeutet; Melodik oder extreme Stimmakrobatik wird man bei ihm nicht finden. Lyrisch dürfen auch keine Höhenflüge erwartet werden, denn anstatt gruselige Geschichten zu erzählen, greift er zumeist auf klischeehaftes Egoboosting und Beschreibungen dessen zurück, was er anderen so alles Schreckliches antun könnte. Immerhin schafft er es trotz textlicher Taktlosigkeiten, raptechnisch den Takt zu halten, was freilich mehr ist, als so mancher Möchtegernkrassrapper aus Deutschland von sich behaupten kann.
Nun hat NECRO es geschafft, einige Heavyrocker zur Zusammenarbeit zu bewegen, als da wären: Harley Flanagan (CRO-MAGS), Brian Fair (SHADOWS FALL), Mark Morton (LAMB OF GOD), Mike Smith (SUFFOCATION), Steve DiGiorgio (DEATH), Adam Jackson (TWELVE TRIBES), Scott Ian (ANTHRAX), Dave Ellefson (MEGADEATH), Ray Alder (FATES WARNING). Allerdings funktionieren gerade die gitarrenrifflastigen Tracks auf "Death Rap" nur bedingt. 'Suffocated To Death By God's Shadow' ist ein Crossovertrack im Stile des kultigen "Judgement Night Soundtrack"; raplastig, unterfüttert von thrashig/hardcore-lastig angehauchten Riffs und dreckigem Breakbeatdrumming, kann man sich an das Stück schon gewöhnen - so man denn hartem, monotonem Maschinengewehr-Rap etwas abgewinnen kann. Die Mosh-Passagen dagegen klingen völlig altbacken, stilistisch überholt, x-mal (schon besser) gehört - und unnütz dazwischengepflanzt. Einzig ein kratzig-dünnes, metallisch-bluesiges, rostig-atmosphärisches Gitarrensolo kann überzeugen, wirkt aber in diesem Zusammenhang etwas verloren. 'Keeping It Real' ist Hardcorerap ohne Höhen oder Tiefen, abgesehen vom völlig aufgesetzten Grölgesangrefrain mit dröger Riffuntermalung; das passt so hinten und vorne nicht zusammen. Da hätten NECRO und die TWELVE TRIBES sich wohl besser bloß auf die düstere Untermalung des stumpfen Beats mit einigen stimmungsvollen Gitarrenakkorden und die simplen Riffs in der Bridge beschränkt. 'Evil Rules' schließlich ist der absolute Tiefpunkt in Sachen Kreativität. Denn solch klischeehaften Crossoversound braucht man im Jahre 2007 noch viel weniger als fünfzehn Jahre zuvor. Lyrische Kostprobe gefällig? "Death Rap, extreme violence and brutal murder. Cut your head off with a machete, evil rules!" What the fuck. Bleibt noch eine Liebäugelei mit dem Hard-'n'-Heavy-Bereich übrig: Bei 'Belligerent Gangsters' im Twostep-Rhythmus fügt sich Flanagans Grölstimme zwischen hektischen Beats und Streichersynthsamples recht gut ein. Doch das ist ein reinrassiges Rapstück, wenn auch etwas interessanter als der Rest der Scheibe. Für den vom Heavyrock kommenden Crossoverfan dürfte in der Regel auf dem gesamten Album allenfalls Track Nummer fünf interessant sein.
Kommen wir zum traditioneller hiphoplastigen Part: 'Creepy Crawl' ist typischer Gangsterrap, nix Besonderes, und 'No Remorse' kaum besser; hier gibt es zum marschierenden Beat noch eine Art Kirchenchor, der passend in den Hintergrund eingearbeitet wurde. 'Some Get Back (Revenge)' erinnert mit Pianosample ein wenig an den WU-TANG CLAN, erreicht aber längst nicht die Vielschichtigkeit von deren besten Beats. 'Mutilate The Beat' fährt eine bedrohliche Streicherkulisse auf, die von einigen Breaks und Scratches zerstückelt wird, vor allem aber von den harten Raps. Das könnte Fans von Hardcorerap wohl gefallen, wird die meisten Rocker allerdings eher abschrecken, denn das Stück bleibt reichlich monoton.
Interessanter ist der Beat von 'Keep On Driving', wo sich NECRO mit fremden Federn, nämlich einem Sample aus einem Psychedelic Rock/Pop-Song schmückt und so seinem Track eine gewisse Atmosphäre einhaucht. Der Refrain "Somebody's waiting for you somewhere down the road" wird dabei ins Zynische gewendet, da die Rapstrophen aus der Sicht eines Psychokillers kommen. Dann sind da noch Stücke wie 'Technician Of Execution' (mit langweiligem Synthesizerbeat), 'As Deadly As Can Be' mit Gastrapper ILL BILL (mit Klavier und ödem Flow), 'Forensic Pathology' (nix Neues) und das in jeglicher Hinsicht durchschnittliche 'Exploitation' mit einem bouncenden Beat, wo NECRO von seinem Gast MR. HYDE lässig gegen die Wand gerappt wird. Einzig 'Portrait Of A Death Rapper' kann dann mit schummrig souliger Untermalung und ein wenig Funk noch etwas Musikalität in den Sound bringen. Hier rücken Instrumentalspur und Rapflow auch deutlich enger zusammen als in den meisten rockorientierten Stücken.
Es bleibt also festzustellen, dass NECRO sich vor allem textlich arg limitiert hat, "Death Rap" darüber hinaus aber auch aufgrund des Hardcore-Rapstils für das Rockerohr eher sperrig daherkommt. Wer melodische oder ausgefallene Raps sucht, wird hier jedenfalls nicht fündig. Die Beats sind professionell gemacht, bewegen sich aber überwiegend innerhalb des im HipHop üblichen Kontextes. Wo sie in Richtung Crossover gehen, wird eher das Schema Refrain-(Bridge)-Strophe angewandt, als dass es zu einer wirklichen Fusion kommt. Schnelle Raps über Blastbeats ('Belligerent Gangsters') mögen eine Neuerung darstellen; wie raptechnisch anspruchsvoll sie sind, vermag ich nicht zu sagen, wohl aber, dass gerade dabei der Eindruck entsteht, als würde NECRO da an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit neben den Beats herjoggen. Ein Verschmelzen mit der musikalischen Untermalung scheint NECRO aber auch gar nicht anzustreben, er spielt sich lieber selbst in den Vordergrund und rappt über bzw. gegen den Beat anstatt mit ihm. Daher ist "Death Rap" eigentlich nur ausgesprochenen Fans von sehr hartem Rap zu empfehlen, die auf allzu dreckig oder billig klingende Garagenbeats genauso wenig Bock haben wie auf sich in den Vordergrund spielende Bombastinstrumentale - und die dazu auf die kranken Splattertexte klarkommen.
Bessere Tracks: Some Get Back (Revenge), Suffocated To Death By God's Shadow, Keep On Driving, Portrait Of A Death Rapper
- Redakteur:
- Eike Schmitz