MOONBOW - The End Of Time
Mehr über Moonbow
- Genre:
- Stoner Rock / Desert Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 30.08.2013
- End Of Time
- Journey Of The Iron Horse
- Fire Bath
- Take It For Granted
- Octavia
- Saved
- Black Widow
Whiskey, Ales, Rock 'N' Roll - maximal authentischer Stoner Rock
Träge, gnadenlos schwüle Mittagshitze, entnervend summende Moskitos, schleppende, dreckige Gitarrenmusik aus dem Transistorradio - oder so ähnlich. Zugegebenermaßen war mir Stoner respektive Desert Rock bislang nie einen ernsthaften Blick ins Plattenregal wert. Vielleicht war meine unterschwellige Ablehnung dieser ehrlich geerdeten Art von Rockmusik auch mit vorurteilsbehafteten Erinnerungen an Bilder ewiggestriger Konföderiertenanhänger verbunden, wer weiß. Wenn also jetzt das Debütalbum einer bestenfalls Insidern bekannten Formation namens MOONBOW mir meine vor Jahren beruflichen Konventionen geopferte Mähne wieder auf den Schädel zu zaubern scheint, die Luft plötzlich erfüllt ist von Whiskeydünsten und ranzigem Ledergeruch und es meine alkoholabstinente Kehle seltsam nach einem kühlen, süffigen Bier dürstet, ist dies vielleicht das beste Kompliment, das man den vier Haudegen aus Kentucky und ihrem ersten Longplayer "The End Of Time" aussprechen kann.
Über sieben Tracks hinweg zelebrieren die sich beeindruckend verwegen gebärdenden Herren eine verflucht schmissige Hommage an QUEENS OF THE STONE AGE und KYUSS, schleppend, lärmend, und doch groovig bis zum Umfallen. Allein der Opener 'End Of Time' reicht aus, um einen Stoner-Rock-Verschmäher wie den Verfasser dieser Zeilen zunächst fasziniert aufhorchen zu lassen und anschließend völlig widerstandslos aus den Stiefeln zu kippen: Ein kratzbürstiges Intro aus Geigenklängen und Banjogeplärr wird aufgegriffen von räudigen, wah-wah-verzogenen E-Gitarren und einem genüsslich hängenden Schlagzeugrhythmus. Und spätestens als Matt Bischoff mit seiner unnachahmlich rauchigen Stimme und seinem lässigen Mittelwestler-Slang ansetzt, ist es mit der Gleichgültigkeit vollends vorbei: Unwiderstehlicher Blues Rock, träge flimmernd wie die Luft am Mississippi, dröhnend und scheppernd wie ein alter Pickup auf staubiger Präriepiste. Hier geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden, hier soll einfach nur den langsamen Formen des Rock 'N' Roll gefrönt, die rotzige Selbst-ist-der-Mann-Attitüde zelebriert werden, im Übrigen ohne allzu sehr nach "Stoner", dafür viel mehr nach "Rock" zu klingen. Und das gelingt MOONBOW nicht nur hervorragend, nein, die Band vermag sogar ihre großen Vorbilder stellenweise in den Schatten zu stellen: KYUSS-Fronter John Garcia gibt bei 'Take It For Granted' nämlich ein wunderbares Gastspiel, seine im Vergleich jedoch auffällig hoch klingende Stimme muss vor Bischoffs mächtigem Organ allerdings beinahe in die Knie gehen. Wer hätte das gedacht! Hier und da arbeitet die ursprünglich als privates Ein-Mann-Hobby gestartete Band auch scheinbar beiläufig Doom-gefärbte Schattierungen in ihren Sound ein (neben Whiskey und Ales erwähnen die Amis auch DOWN bei ihren Einflüssen), desweiteren wird in 'Saved' auch Wegbereitern des Metal wie DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH ein glaubwürdiges Denkmal gesetzt, gar AC/DC in 'Black Widow' gehuldigt. "The End Of Time" stellt folglich sowohl eine Hommage an die guten alten Zeiten als auch einen sehr zeitgemäßen Ausblick auf die weitere Entwicklung des Genres dar.
Was soll man also an einer Platte aussetzen, an der es nichts zu meckern gibt, von der sehr knapp bemessene Spielzeit und Trackzahl einmal abgesehen? Vielleicht hatten es Matt Bischoff & Co. gar nicht vor, wollten einfach nur die Art Musik machen, die ihnen seit Jahr und Tag unter den vernarbten Griffeln brennt, doch dabei haben sie mal eben ein Album erschaffen, welches ohne Umschweife in kürzester Zeit Kultstatus erreichen könnte. Yippie kay yay...!
Anspieltipps: End Of Time, Saved, Journey Of The Iron Horse
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause