MOLLLUST - Mother Universe
Mehr über Molllust
- Genre:
- Symphonic Opera Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 25.11.2022
- cosmic ouverture
- Sun - Journey Of Icarus
- cosmic promenade
- Saturn - Human Clockwork
- cosmic promenade
- Venus - Poems Of Love
- cosmic promenade
- Earth - Beauty Of Diversity
- cosmic promenade
- Mars - The Game Is Over
- cosmic promenade
- Mercury - The Desert Inside
- cosmic promenade
- Moon - Ostracised Companions
- cosmic promenade
- Jupiter - When Divine Winds Rage
- cosmic promenade
- Uranus - The Butterfly And The Spider
- cosmic promenade
- Neptune - Wrath Of The Sea
- cosmic promenade
- Pluto - The Raven's Lullaby
- cosmic epilogue
Eine musikalische Reise durch unser Sonnensystem, die zum Nachdenken anregt.
Die Veröffentlichung des letzten Albums von MOLLLUST "In Deep Waters" ist tatsächlich schon sieben Jahre her. Mit dem neuen Album "Mother Universe" nimmt uns die Band mit auf eine Reise durch unser Sonnensystem, wobei jedem Planeten, der Sonne und dem Mond ein spezieller Song gewidmet ist. Das Ganze wird umrahmt von einer "cosmic ouverture" und einem "cosmic epilogue", zwischen den anderen Songs gibt es jeweils eine "cosmic promenade", die den entsprechenden Track passend einleitet.
Die Reise durch unser Sonnensystem dauert etwa 80 Minuten und startet mit der Sonne. 'Sun - Journey Of Icarus' beinhaltet viele Klavierpassagen und wunderbaren Gesang, hat aber auch ein gewisses hartes Drumming zu bieten. Wenn Janika Groß "I am the star, I am the sun, I give you goosebumbs" singt, dann bekommt man an dieser Stelle schon genau zum ersten Male dieses Gänsehautgefühl. Welchen Grund es hat, dass die Reise nicht planetenchronologisch weitergeht, hat sich mir nicht erschlossen, ist aber in meinen Augen für dieses besondere Musikerlebnis unerheblich. So begeben wir uns nun zum treibenden, harten 'Saturn - Human Clockwork' mit Jannika und Frank Schumacher in einer Art Duett, mit Orgelklängen im Hintergrund. Schaut euch das Video und den Text an, ich sehe den Roboter (gesungen von Frank) direkt vor mir. Hier bietet sich ein sehr eindringlicher Blick auf unsere teilweise sehr industrialisierte Gesellschaft, bei der das Individuum oft untergeht. Im Gegensatz dazu steht 'Venus - Poems Of Love', eine wunderschöne, aber auch traurige Liebesballde mit einem anrührenden Video, bei der wieder der Krieg eine Rolle spielt. Von der Venus geht es weiter zu 'Earth - Beauty Of Diversity', wo es um die Vielfalt der Kulturen hier auf unserer Erde geht: "Our culture units us!". Station fünf 'Mars - The Game Is Over' zeigt schon im Titel, was uns erwartet: Mars, der Gott des Krieges, zeigt sein düsteres, apokalyptisches Gesicht, hervorragend dargestellt im aufwühlenden Video mit ebensolchem Text. Verschiedene Kriegsparteien als Schachspieler, vom Mars beobachtet, aus allen Zeitaltern und allen Kulturen, "schachern" um den Sieg. "None can be the winner, we all will lose instead", ja, man sollte sich die Worte genau anhören. Gewinner ist immer nur der Gott des Krieges - Mars. Sagte ich nicht anfangs etwas über Gänsehaut? Genau hier ist sie wieder am Werk.
Das etwas düstere, getragene 'Mercury - The Desert Inside' führt uns, umrahmt von Streichern, in unsere ganz eigene innere Einsamkeit, während sich in der Welt draußen scheinbar das pralle Leben abspielt. Genauso traurig-melancholisch landen wir "als ausgestoßene, ausgegrenzte, geächtete Gefährten" auf dem Mond: 'Moon - Ostracised Companions', bei dem besonders die teilweise wuchtigen Orgelklänge hervorstechen. Das treibende, schnelle 'Jupiter - When Divine Winds Rage ', lebt viel von der außergewöhnlichen Orchestrierung und einmal mehr von packenden Gesangsdarbietungen. Es sollen wohl diverse Wetterphänomene dargestellt werden, so erlebt man "orchestrierten" Sturm oder Unwetter, die vor dem inneren Auge vorbeiziehen. Von der Art her wie bei Smetanas Die Moldau, auch da kann man sich im Kopfkino den den Weg des Flusses vorstellen. Die Gegensätze Leichtigkeit (Butterfly, Streicher) und Schwere (Spyder, kraftvoll-hartes Drumming) bestimmen bei 'Uranus - The Butterfly And The Spider' das instrumentale Spiel und den Gesang. Sirenengesang von Neptuns Tochter begleitet uns in 'Neptune - Wrath Of The Sea', einerseits lieblich-betörend, andererseits aufwühlend mit Tönen, die den "Seeleuten" Schmerzen bereiten - so ein bisschen Wachs für die Ohren wäre fast angebracht - wenn Neptuns Tochter versucht, ihren Ozean gegen unliebsame Einflüsse zu verteidigen. Eine weitere gesangstechnische Meisterleistung. Auch wenn 'Pluto - The Raven's Lullaby' zuerst sanft beginnt, so merkt man doch recht schnell, dass hier mitnichten ein nettes Schlaflied wartet, um der Platte einen angenehmen Abschluss zu geben. Nein, nach einer offenbar tödlichen Explosion, hören wir klagende Chöre, Orgelmusik und werden im Jenseits willkommen geheißen. Ein abschließendes Gitarrensolo beendet die musikalische Reise durch unser Sternensystem und hinterlässt, zumindest bei mir, einen bitteren Nachgeschmack, darüber, was auf unserem Planeten eigentlich so vor sich geht, was im Kern natürlich auch die Aussage aller Songs ist.
Mit "Mother Universe" hat MOLLLUST die Vorgängeralben noch einmal getoppt. Das fängt bei der beeindruckenden Orchestrierung an und hört mit den nicht weniger beeindruckenden Gesangsdarbietungen auf. Die einzelnen Tracks enthalten die zu den jeweiligen Göttern passenden Melodien und zeigen auf, was unser momentanes Zeitgeschehen ausmacht, was gerade auf unserem Planeten passiert. Eine Mahnung, ohne erhobenen Zeigefinger, alleine mit der Kraft der Musik auf diese kosmische Reise und damit uns zu Gehör gebracht.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer