LORD OF THE LOST - Full Metal Whore
Mehr über Lord Of The Lost
- Genre:
- Gothic Death Metal
- ∅-Note:
- 2.50
- Label:
- Out Of Line Music
- Release:
- 31.07.2015
- Full Metal Whore
- Love And Hate
- Born In Slavery
- Pretty Dead Dead Boy
- We're All Created Evil
- Gespensterhure
- Full Metal Whore (Dope Stars Inc. Remix)
- Full Metal Whore (Noize Corp Remix)
- Full Metal Whore (Darkflower Dance Remix)
The Lost Lord.
Gerade noch ein blühendes Review zum letzten Akustik-Album geschrieben und stundenlang in romantischen, kraftvollen und gefühvollen Werken geschwelgt, da werde ich nach einer kurzen Vorfreude auf das neue Album, auf den Boden der Tatsachen runtergerissen. Im Vorfeld gab es allerdings durch verschiedene Diskussionen unter den Fans bezüglich des Albumtitels und des sehr umstrittenen Tourplakates/Covers schon einige Hinweise auf die neue stilistische Ausrichtung der Hamburger.
Vorbei ist es mit dem Schwiegersohn-Image der Band und vorbei sind die Zeiten, in denen sanfte gotische Klänge durch das Schlafzimmer schweben konnten.
Nun heißt es "härter, unmoralischer und lasziver", eine Neuausrichtung, die im Moment scheinbar in jeder Sparte verschiedener Jugendkulturen zu finden ist. Die Lieder werden stimmlich "dahingerotzt", dass sich ein ALEXI LAIHO noch was abschauen könnte. Es wird elektronischer und vertrackter, so dass selbst CHRIS POHL Konkurrenz bekommt. Nur selten können die Zuhörer die wohlklingende Stimme des Sängers hören, die schon so manche Gänsehaut auf meinen Körper gezaubert hat.
'See You Soon' ist eine großartige Ballade, bei der alles stimmt: Timbre der Stimme, Text, Instrumente und die Stimmung; einfach alles. Nur das Lied ist schon etwas älter. Genau wie 'Blood For Blood', in der eine der sexiesten Gesangsparts der Musikgeschichte gesungen wird. Oder das spaßige 'La Bomba'-Cover. Alles Songs, wegen denen wir LORD OF THE LOST lieben und anbeten.
Im Hinblick auf den bevorstehenden Wacken-Auftritt ist dieser Sprung in härtere Gefilde wohl nur verständlich, aber leider völlig überflüssig. Diese MARYLIN MANSON-Kompositionen zwischen den endlich mal gewohnten und gewollten Parts bei 'Pretty Dead Dead Boy' machen mich ein wenig traurig. Schade, dass die sympathischen Jungs glauben, dass sie nur so ihre Fans behalten können bzw. live auf einem Metal-Festival ankommen können.
'We're All Created Evil' ist irgendwo zwischen CRADLE OF FILTH und ARCH ENEMY anzusiedeln. Nicht nur, weil jeder einzelne sein Instrument und seine Stimme beherrscht. Gut eingespielt sind sie auch und das Album ist solide produziert. Als Fan besagter vorher genannter Bands hätte ich mit Sicherheit meinen Spaß an dem Album. Nur das Motto: "Es ist drin, was draufsteht", passt in diesem Fall leider nicht. Aber auch im Jahre 2015 scheint der Fluch von 2014 weiter zu gehen: Bands erfinden sich neu und der Fan wird beim Kauf des neuesten Werkes blass. Entschuldigung für diesen kleinen Seitenhieb an OPETH.
Bei 'Gespensterhure' gibt es ein gruselig wirkendes Klavier im Hintegrund, leider zu einem Text, der irgendwo zwischen Groschen-Roman und OST+FRONT angesiedelt ist. Der "Hey"-Chor im Hintergrund zeigt ganz klar, dass das mal ein Live - Hit werden soll. Da bin ich mal auf die Umsetzung gespannt. Ein kleiner Lichtblick ist das DOPE STARS INC.-Cover von 'Full Metal Whore', das ganz im Stil der Italiener interpretiert wurde. Es nimmt dem Original seine peinlichen Megafon-Momente und lässt das Lied sanfter erscheinen. So wirkt es ziemlich gut.
Ja, auch 'Black Lolita' war moralisch fragwürdig und lasziv ohne Ende, aber es war kreativ, verspielt und hatte dieses gewisse Etwas, dass ich mich im Bus geschämt habe, wenn es auf meinem MP3 Player lief. Ich hoffte einfach, dass keiner meine Gedanken lesen konnte. "Full Metal Whore" hatte mit Sicherheit ähnliche Intentionen, die zumindest bei mir und bei meinen Pheromonen noch nicht angekommen sind. Über die Tanzbarkeit mag ich mich gar nicht auslassen. Ich empfehle Headbangen oder mit dem Fuß wippen.
Fazit: Ich will meine LORD OF THE LOST wieder haben.
- Note:
- 2.50
- Redakteur:
- Yvonne Heines