LAZULI - Nos Âmes Saoules
Mehr über Lazuli
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigen/Just For Kicks
- Release:
- 19.02.2016
- Le Temps est à la Rage
- Le Lierre
- Vita est Circus
- Fanfare Lente
- Chaussures à nos Pieds
- Le Mar du Passé
- Le Labour d'un Surin
- Les Sutures
- Nos Âmes Saoules
- Un Œil Jeté par la Fenêtre
Stürmische Zeiten, betrunkene Seelen und eine braune Pest.
Dass LAZULI etwas ganz Besonderes ist, hat sich sicherlich mittlerweile herumgesprochen, und "En Avant Doute" (2006) ist ein Album, das sich meines Erachtens in der Sammlung eines jeden Prog-Heads befinden sollte. Seit diesem Knaller ist aber viel Zeit vergangen, das Besetzungs-Karussell hat sich gedreht, und die musikalische Ausrichtung ist deutlich kompakter und songdienlicher geworden. Spätestens "4603 Battements" (2011) und "Tant que l’Herbe est Grasse" (2014) bieten kaum Gelegenheit mehr, LAZULI nicht zu mögen, lassen jedoch die über die Stränge schlagende Extravaganz ein Stück weit vermissen.
Kurz zusammengefasst schlägt auch "Nos Âmes Saoules" ("unsere betrunkenen Seelen") in die selbe Kerbe wie die Vorgänger. Der Opener 'Le Temps est á la Rage' (frei übersetzt 'stürmische Zeiten') macht seinem Namen erstmal wenig Ehre, höre ich doch eine eher brave Mischung aus Art Rock und französischem Chanson, die einmal mehr von der einzigartigen Stimme Dominique Leonettis geprägt ist. Auch sein Bruder Claude lässt die Léode, sein selbst gebautes Solo-Instrument, das wie eine Mischung aus E-Geige und E-Gitarre klingt, ertönen. Auch 'Le Lierre' ist ein harmonischer Rocker mit leichtem U2-Einschlag und schönem Refrain, letztendlich aber ein fast schon "typischer" LAZULI-Song. Eine Einschätzung, die vielleicht negativer klingt als sie ist, denn LAZULI hat noch nie halbe Sachen gemacht und musiziert immer mit Spielwitz, Emotion und Tiefgang. Und mit 'Vita est Circus' und 'Chaussures à nos Pieds' nimmt LAZULI auch in progressiver Hinsicht wieder deutlich an Fahrt auf. Gerade letzter Song ist ein kompositorischer Spreizschritt aus bunt-erzählerischer Weltmusik und rasantem Prog inklusive shreddigen Gitarren-Soli.
Gar nicht so bunt indes ist die "braune Pest", die die Band in 'Le Mar Du Passé', dem wohl bislang ernstesten und eindringlichsten LAZULI-Song besingt. Wer des Französischen mächtig ist, entdeckt hier eine weitere, lyrische Ebene, die wie bei vielen aktuellen Künstlern nicht von den traurigen Ereignissen auf unserer Welt verschont bleibt. Auch in die folgenden Songs schleicht sich ein neuer, leichter Schmerz in die ansonsten so bunte und positive LAZULI-Welt. Und dennoch ist man von Miesepeter-Musik weit entfernt.
Somit erfüllt LAZULI auch auf "Nos Âmes Saoules" wieder alle Erwartungen, bietet dem intensiv hörenden Fan jede Menge Facetten und Emotionen. Nur, die anderswo geäußerten Behauptungen, sich wieder an "En Avant Doute" anzunähern, kann ich so nicht bestätigen. Auch das neue Album bietet - wie seine Vorgänger auch - eher Lyrik und Gefühl als progressives-avantgardistisches Spektakel. Und das finde ich bei aller Hochachtung doch auch ein wenig schade.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker