LAZULI - Tant Que L'Herbe Est Grasse
Mehr über Lazuli
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 25.04.2014
- Déraille
- Une pente qu'on dévale
- Homo sapiens
- Prisonnière d'une cellule mâle
- Tristes moitiés
- L'essence des odyssées
- Multicolère
- J'ai trouvé ta faille
- Les courants ascendants
Frankreich pur: Kunst, Geschmack, Melodie und Wohlklang
Die französische Band LAZULI hat einen ganz besonderen Klang und hinterlässt in der Prog-Rock-Szene schon seit Jahren ein sehr eigene Duftnote. Grund für diese Sonderstellung ist das Gebrüder-Paar Claude und Dominique Leonetti. Dominique verfügt über eine sehr prägnante, hohe Stimme, die ich auch bei "Tant que l'herbe est grasse" auf der Stelle wiederkenne. Claude hingegen hat sich sein eigenes Instrument gebastelt, die sogenannte Léode. Das Ding ist ein Saiteninstrument, sieht in etwas so aus wie ein Chapman-Stick und klingt einer singenden E-Gitarre nicht unähnlich. Es hat aber einen länger stehenden Ton, ein tolles Vibrato, und Claude kann tolle daraus Effekte hervorzaubern, indem er auf den Saiten umher slidet.
"Laisse Courir" heisst das Zauberstück, das mich damals auf dem ECLIPSED-Sampler mit seinem exaltierten französischen Gesang und diesen herrlichen Quietsch-Tönen halb wahnsinnig gemacht hat. Weil das so toll war, musste sofort die CD "En Avant Doute" her und seither ist eine neue LAZULI ein Pflichtprogramm für die Sammlung. Zugegeben, so gut wie auf "En Avant Doute" sind sie mit den folgenden Scheiben ("Réponse Incongrue A L'inéluctable" und "4603 Battements") nicht mehr gewesen, da die für Progger schlimme Krankheit des "songdienlichen Arrangierens" auch LAZULI befallen hat, doch edle Musik mit viel Gefühl und dem gewissen Etwas gab es auch dort zu hören. Und diese schöne Mischung aus Rock, Chanson und Weltmusik im Progmantel gibt es auch nun, auf "Tant que l'herbe est grasse" wieder zu hören, allerdings insgesamt noch abgerundeter und wohlgeformter als sonst.
Der Opener 'Déraille' manifestiert sich als typischer LAZULI-Rocker mit lockeren Beats, lautstärkereduzierten Stophen und aufblühendem Refrain und erinnert daher auch an 'Abîme', Opener von "Réponse Incongrue A L'inéluctable". Auch das leicht melancholische 'Une pente qu'on dévale' besticht durch gefühlvoll konzipierte Melodien und einen wirklich tollen Refrain. Klar strukturiertes und ausgefeiltes Songwriting ist auch in der Folge die Devise von LAZULI. Dabei kann es durchaus auch mal etwas getragener werden und gar poprockig in Richtung radiotauglicher U2-Songs gehen. Schräge Töne oder irgendwie quer gedachte Songstrukturen gibt es nicht mehr und auch die früher ziemlich frappierenden Unterschiede in den Musikstilen zwischen den einzelnen Songs fallen nicht mehr so auf.
LAZULI hat es geschafft, sich zu vereinheitlichen und Stärken zu bündeln. Dies nun zu bewerten, überlasse ich jedem selber. Ich vermisse ein wenig dieses Bunte und etwas Wirre, kann aber nicht verhehlen, dass diese progressive stilistische Konsolidierung überaus angenehm zu hören ist. Freiräume für Experimente mit Gesangseffekten und ungewöhnliche Sounds sind weiterhin vorhanden (z. B. 'Multicolère') und auch der klassische Prog ist gegen Ende hin noch präsent. Bei 'J'ai trouvé ta faille' hört man sogar einen Ikonen dieses Stils, nämlich FISH. Ich bin also sehr zufrieden mit der neuen LAZULI.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker