LA DISPUTE - No One Was Driving The Car
Mehr über La Dispute
- Genre:
- Post-Hardcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Epitaph / Indigo
- Release:
- 05.09.2025
- I Shaved My Head
- Man with Hands and Ankles Bound
- Autofiction Detail
- Environmental Catastrophe Film
- Self-Portrait Backwards
- The Field
- Sibling Fistfight at Mom's Fiftieth / The Un-sound
- Landlord Calls the Sheriff In
- Steve
- Top-Sellers Banquet
- Saturation Diver
- I Dreamt of a Room with All My Friends I Could Not Get
- No One Was Driving the Car
- End Times Sermon
Der Geschichtenerzähler des Post-Hardcores ist zurück!
Der Geschichtenerzähler des Post-Hardcores ist zurück. Sechs Jahre nach dem bislang letzten Album legt LA DISPUTE mit "No One Was Driving The Car" eine neue Scheibe vor. Wie soll es bei den US-Amerikanern auch anders sein, steht mal wieder das inhaltliche Konzept im Mittelpunkt und somit vor der Musik.
Der Plattentitel ist beeinflusst von einem Zeitungsartikel, den die Band gelesen hat. In diesem ging es um einen Autounfall, bei dem niemand am Steuer saß. Es handelte sich um ein selbstfahrendes Fahrzeug. Für LA DISPUTE ist dies zu einem Symbol für den Kontrollverlust der Menschheit gegenüber den Entwicklungen der Gesellschaft und der Technik geworden. Vor dem Hintergrund dieses Ereignisses paart die Band ihre Gedanken mit dem Film "First Reformed", denn dieser hat die Gruppe aus Grand Rapids schwer beeindruckt. In ihm geht es um einen Pfarrer, der mit dem Zwiespalt der Welt konfrontiert wird und erkennt, wie zerblich diese zwischen Tragik und Hoffnung, Gutem und Schlechtem ist. Genau so zerrisen ist auch das Album "No One Was Driving The Car". Es schwankt zwischen absolutem Pessismus und einem positiven Blick nach vorne. So ist beispielsweise der Track 'Environmental Catastrophe Film' eine Darstellung, warum die Menschheit nicht mehr zu retten ist und weshalb ein Weitermachen gleichzeitig trotzdem lohnt.
Passend zu dieser Zerrissenheit teilt sich die Scheibe in fünf Akte auf. Es ist jedoch keine Stringenz der Erzählung im Sinne eines klassischen Dramas vorhanden, sondern der Zuhörer muss die unterschiedlichen Teile, Inhalte und Betrachtungsweisen selbst innerhalb des genannten Überbaus zusammensetzen.
Gleiches gilt übrigens für die Musik, denn LA DISPUTE hat sich viel vorgenommen. Das Album besitzt 14 Songs und dauert 65 Minuten. Für Post-Hardcore-Verhältnisse ist das unglaublich lang. Beim Blick auf die einzelnen Tracks ist das jedoch kein Wunder, denn zwei Lieder haben mit acht Minuten eindeutig Überlänge. Allein 'Top-Seller Banquet' besteht dabei aus drei musikalisch divergierenden Teilen. Der Sound der Gruppe bleibt allerdings beim Alten: LA DISPUTE gehörte nie zu den härtestens Bands und dabei ist es geblieben. Die Trademarks - auch die Spoken-Word-Anteile wie in 'Autofication Detail' - sind also nach wie vor vorhanden, sodass sich der geneigte Fan recht schnell wohlfühlen dürfte.
Doch geht dieses inhaltliche und musikalische Gesamtkonzept von einer der wichtigsten "The Wave"-Bands auf? Wie immer muss man Respekt vor der Komplexität einer LA-DISPUTE-Scheibe haben. Die Lyrics sind großartig und die Gruppe hat etwas zu erzählen, doch musikalisch will das Quartett etwas zu viel. Auf Dauer wird es leider etwas zäh. Zwanzig Minuten weniger hätten es wohl auch getan, da das konzentrierte Zuhören mit Blick auf die Lyrics mit der Zeit anstrengend wird. Trotzdem können LA DISPUTE wenig Vorwürfe gemacht werden. So war es bei der Band um Sänger Jordan Dreyer schon immer. Der progressive Aspekt schwingt einfach mit und macht sie deswegen seit vielen Jahren und auch zukünftig zu etwas Besonderem in ihrem Genre.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dominik Feldmann