KEMET - The Night Before
Mehr über Kemet
- Genre:
- Melancholic Metal
- Label:
- Thundering Rec./Twilight
- Release:
- 19.01.2004
- Emilie's Broken Heart
- Sister Sorrow
- Short Term God
- One Last Chance
- Valuable Things
- The Lucid Song (Embers Of Dawn Part III)
- Suicide Me
- Orchids For Kids
Wenn Rundlinge ohne Infos bei mir ankommen, begebe ich mich in der Regel auf die Suche nach etwas Hintergrund-Info zur Band. Eine Angelegenheit, die sich im Falle von KEMET etwas schwierig gestaltet, da die Bandsite momentan offline ist.
Da kommt ihr also um überflüssiges Geschwafel meinerseits herum. Vielleicht ein Vorteil!?
Die fünf Franzosen legen mit "The Night Before" Ihr zweites Werk nach "Dying With Elegance" vor. Da mir der Erstling leider nicht bekannt ist, beschränken sich meine Ausführungen – logischerweise – auf das vorliegende Album. Und das gefällt. Spricht schon das düstere, aber künstlerisch sehr schön aufgemachte Artwork des Booklets das Auge des Verfassers an, so weiß auch die gebotene Musik zu überzeugen.
Irgendwie kommen Vergleiche zu KATATONIA in den Sinn, was wohl in erster Linie an der Atmosphäre von "The Night Before" liegen wird. Umgibt das gesamte Album doch eine melancholische Stimmung, die den Hörer sehr schnell erfasst und ihn einlullt. KEMET begehen nämlich nicht den Fehler, mit ohrenscheinlich depressiver Musik in die Gemütswelt des Hörers einzudringen. Vielmehr schleichen sie sich mit einschmeichelnder Romantik und besänftigen Klängen, die von brachialen Momenten durchzogen werden, durch die Hintertür ins Unterbewusstsein und verankern dort ihre Melodien mit Widerhaken. Klar, man merkt erst nach einigen Durchläufen, dass von dieser Scheibe eine Faszination ausgeht, da sie sich nicht aufzwingt und eher spartanisch instrumentiert erscheint. Mit jedem Durchlauf eröffnen sich aber neue Facetten des KEMET-Sounds. So wird weder vor dezenten Keyboard-Klängen halt gemacht, noch vor dem Einsatz von entzückenden Frauenstimmen. Aber alles halt zum passenden Zeitpunkt. Niemals wirken die wohl durchdachten Kompositionen überladen oder bombastisch.
Als extrem positiv entpuppt sich der Gesang, der herrlich zerbrechlich aus den Boxen kommt und so sein Quentchen Traurigkeit zum Gesamtbild hinzu fügt. Der typische französische Akzent addiert sich in diesem Fall angenehm passend dazu und klingt ausnahmsweise mal gar nicht störend.
Also ein Album, das nicht nur Freunde solcher Bands wie ANATHEMA oder KATATONIA auf ihren Einkaufszettel schreiben sollten. Wer grundsätzlich keine Abneigung gegen melancholischen Klängen hat und wer dabei zusätzlich noch auf Musik steht, mit der man sich etwas länger beschäftigen kann, sollte ebenfalls KEMET im Hinterkopf behalten. Sicherlich keine Band, die irgendwann einmal richtig groß werden wird, die aber anspruchsvoll genug daherkommt, um mit einem etwas größeren Label und einem Support-Slot bei einer der oben genannten Kapellen ihren Weg gehen wird. Ich jedenfalls wünsche mir noch ein paar weitere Alben dieses Kalibers.
Anspieltipps: Suicide Me, Orchid For Kids, One Chance Left
- Redakteur:
- Holger Andrae