HYEMS - Devianz - Dem Menschen ein Wolf
Mehr über Hyems
- Genre:
- Melodic Black / Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Bret Hard Records
- Release:
- 27.11.2015
- Devianz
- Verlebt
- Hybris
- Grimmen
- Antinomie
- Schürt Das Feuer
- Kain
- Niedergang
Deutsches Underground-Highlight
Die deutsche Black-Metal-Szene treibt in den letzten Jahren wieder vermehrt eisige Blüten. Insbesondere der Underground ist dabei besonders aktiv, was auch die tolle Konzertreihe "Rhein In Blood" in Köln monatlich aufs Neue beweist. Auf einem dieser Konzerte fand auch meine erste Begegnung mit den Hessen HYEMS statt, die in diesem Jahr mit "Devianz – Dem Menschen ein Wolf" bereits ihren vierten Longplayer veröffentlichen. Gegründet wurde das Quintett im Jahr 2000, damals noch unter dem Namen "Hiems", den die Fünf später jedoch änderten, um Verwechslungen mit einer gleichnamigen italienischen Ein-Mann-Band zu vermeiden. Nachdem die Jungs zu Beginn noch mit Eigenproduktionen auf sich aufmerksam machten, haben sie seit Anfang des Jahres bei Bret Hard Records ihre Label-Heimat gefunden.
Musikalisch konzentrieren sich die Hessen auf dem neuen Langspieler vornehmlich auf melodischen Black Metal, der nicht selten an die Schweden NAGLFAR und DISSECTION denken lässt. Dazu gibt es noch eine nette Portion Blackened Death Metal, wie ihn BEHEMOTH auf dem aktuellen Longplayer "The Satanist" in Perfektion zelebriert, und fertig ist die eisige Mischung, die den Hörer durch die kommenden 50 Minuten begleiten wird.
Eröffnet wird die Platte mit dem Titeltrack 'Devianz', der zwischen frostigen Melodien und wilden Blast-Beats pendelt und mit seiner herrlich düsteren Atmosphäre direkt ein Highlight des Albums markiert. Auch das folgende 'Verlebt' schlägt in die gleiche Kerbe und hält das hohe Niveau des Openers, bevor die Jungs in 'Hybris' ihren Death-Metal-Einflüssen freien Lauf lassen. Dabei wandelt das Quintett geschickt zwischen rasendem Schwarzmetall und einigen sehr feinen Melodien der Göteborger Schule, was den Track zum absoluten Glanzpunkt des Albums macht. Aber auch in der Folge schaffen es die Jungs ihre Qualitäten im Songwriting auszuspielen und schütteln mit 'Antinomie', 'Niedergang' und 'Grimmen' weitere Tracks aus dem Ärmel, die mit ihrer kalten Atmosphäre perfekt in die aktuelle Jahreszeit passen. Einzig 'Kain', der vorletzte Song des Silberlings, will auch nach mehreren Hördurchläufen nicht so recht zünden und fällt qualitativ etwas gegenüber dem starken restlichen Material ab. Dies bleibt aber der einzige Schwachpunkt auf "Devianz", denn auch die Produktion kann auf ganzer Linie überzeugen. Hier ist man weit vom typischen dumpfen Underground-Black-Metal-Sound entfernt, stattdessen liefern unsere Landsleute eine druckvolle und moderne Produktion, die von niemand geringerem als Dan Swanö im Unisound Studio veredelt wurde.
Und so zeigt sich abschließend wieder, dass auch gegen Ende des laufenden Musikjahres noch positive Überraschungen auf den Metalfan warten. Genau eine solche Überraschung ist "Devianz – Dem Menschen ein Wolf" nämlich geworden. Zwar hatte ich mir aufgrund der vorherigen Veröffentlichungen der Band schon einiges vom neuen Longplayer versprochen, doch HYEMS schafft es, meine Erwartungen sogar zu übertreffen, und liefert hier einen bärenstarken Release ab. Einzig das etwas schwächere 'Kain' sorgt für minimale Abzüge in der B-Note, trotzdem sollte jeder Fan des Genres hier ein Ohr riskieren, denn HYEMS gehört zum Besten, was der deutsche Underground in diesem Bereich aktuell zu bieten hat.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs