HIDDEN IN THE FOG - Damokles
Mehr über Hidden In The Fog
- Genre:
- Symphonic Black Metal
- Label:
- Twilight
- Release:
- 15.08.2005
- The Ignoramus' Elegy
- Miasmic Foreboding
- The Soul-Mirror Appartion
- A Desolate Spectaculum
- Dwelling & Growing
- And Harvest Has Come
- By The Altar Of Reflection
- For The Sightless To Behold
Die deutsche Band HIDDEN IN THE FOG nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung in der heimischen Schwarzmetallszene ein, da sie zum einen so weit von den Klischees und Imagegeschichten der Szene weg ist, wie man nur sein kann. Zum anderen schert sich das Quartett auch nicht im Geringsten um die musikalischen Konventionen eines sich gerne selbst zu sehr limitierenden Genres und erreicht so einen künstlerischen Anspruch, der auch Beobachtern von außerhalb der Black-Metal-Welt Anerkennung abringen dürfte.
Ohne die eigenen Wurzeln zu verleugnen, die ganz offensichtlich im Black Metal liegen, gelingt es der Band, ein facettenreiches Gesamtkunstwerk zu erschaffen, das sich keineswegs scheut, klassisch-symphonische, avantgardistische oder gar jazzige Elemente zu integrieren, ohne den stilistischen Spagat zu überdehnen. Hier wirkt das Album trotz all des Variantenreichtums wie eine Einheit aus einem Guss, die dank des enorm hohen technischen und kompositorischen Niveaus niemals Langeweile aufkommen lässt. Obwohl die Stücke allesamt mit Überlänge glänzen und das Gesamtwerk so auf über eine Stunde Spielzeit hochschrauben, kommt es auf "Damokles" kaum zu Wiederholungen, geschweige denn zu perseverativen Momenten. Immer lassen sich neue Details erkennen, welche sorgfältig in ausufernde Kompositionen eingebettet sind, deren Opulenz häufig an die großen norwegischen Avantgardisten EMPEROR und ARCTURUS erinnert. So sind dann von Sänger Ghâsh auch garstiges Keifen und wehmütig klagender Klargesang zu vernehmen. Grob gesagt, reicht sein Spektrum von Ihsahn bis Vortex und darüber hinaus. Orchestrale Arrangements sind wie selbstverständlich in die Musik integriert und die Gitarrenmelodien sind sehr tiefgründig und durchaus eigenständig, auch wenn sich hier und da, wie etwa beim sehr starken Opener 'The Ignoramus' Elegy', spürbare EMPEROR-Referenzen nicht verleugnen lassen.
Auch innerhalb eines Stückes verzichten die im Nebel Verborgenen auf vorhersehbare Momente, arbeiten mit vertrackten Beats, zahlreichen Tempo-, Rhythmus- und Stimmungswechseln, so dass sich gepflegte Raserei nicht selten von sehr entspannten Passagen ablösen lässt, um sodann von kurzen Blast-Einschüben in einen Epikteil im Stile von BORKNAGAR geleitet zu werden. Sogar vor beinahe balladesken Momenten wie in 'And Harvest Has Come' schrecken die Mannen nicht zurück, was ich sehr gut finde. Wer die Simplizität des traditionellen Black Metals schätzt, der wird sich an Stücken wie dem unglaublich verschachtelten Riffmonster 'Miasmic Foreboding' definitiv die Zähne ausbeißen und auch Botis' unglaubliche Trommelei und die sphärischen Intermezzi zu 'The Soul-Mirror Apparition' dürften den einen oder anderen Freund straighter Aggression zur Verzweiflung bringen. Egal ob wir es mit den Wechseln zwischen hackender Brachialität, neoklassischen Referenzen und verspielter Epik zu tun haben, wie sie 'A Desolate Spectaculum' verkörpert, oder mit dem verhältnismäßig direkten 'Dwelling & Growing' - HIDDEN IN THE FOG zelebrieren ihre Stücke immer auf einem technisch wahnsinnig hohen Niveau, von dem das Gros der Szene nur träumen kann, oder vielleicht gar nicht mal träumen will.
Im Endeffekt ist "Damokles" ein Werk, das eine komplett andere Philosophie verkörpert als sie manche selbsternannten Szenewächter proklamieren, aber dennoch sehr authentisch und vielleicht noch ein wenig unkommerzieller rüberkommt als so manches Werk der Scheuklappenfraktion. Für diejenigen unter uns, die ihr Schwarzmetall stets einfach und primitiv mögen, gibt es wahrlich genug Kapellen, während die Anhänger der progressiv-technischen Avantgarde des Genres seit dem Dahinscheiden von EMPEROR doch teilweise unter massiven Entzugserscheinungen litten. Diese lassen sich nun perfekt mit dem neuen Album von HIDDEN IN THE FOG bekämpfen, wobei aber jedem klar sein sollte, dass diese Scheibe schwer zugänglich ist und viel Zeit braucht, um ihre ganze Kraft entfalten zu können. Doch der Mut und die Geduld werden belohnt, wenn ihr euch das bisher wohl anspruchsvollste Black-Metal-Werk des Jahres erst mal vollends erschlossen habt.
Anspieltipps: The Ignoramus' Elegy, And Harvest Has Come, Miasmic Foreboding
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle