ELECTROMANCY - Visions Of Utopia
Mehr über Electromancy
- Genre:
- Black Metal / Industrial
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 08.09.2025
- Intro
- Utopic Visions
- Brief Moments Of Total Collapse
- Nonelinear Healing
- Repair
- Thriving Cyborg
- Static Ecstatic
Spannender Background, nervige Sounds.
Ginge es bei "Visions Of Utopia" letztlich ausschließlich um den musikalischen Output und die dazu verwendete Technik, würde das neue Album von ELECTROMANCY sicherlich mitten in eine sehr aktuelle und kontroverse Diskussion hineinstürzen, die den beteiligten Musikern eigentlich einen sofortigen Shitstorm sichern dürfte - denn die instrumentale Darbietung auf der neuen Scheibe ist ausschließlich programmiert bzw. wird von eigens dafür geschaffenen Robotern übernommen. Die Hintergrundgeschichte ist jedoch weitaus komplexer und schlussendlich auch trauriger und sollte die Meinungen zur Band und zum Album noch einmal nachhaltig beeinflussen - denn Mastermind Steph Tranovich leidet seit einigen Jahren an einer tückischen Nervenkrankheit und ist nicht mehr dazu in der Lage, schmerzfrei ein Instrument zu bedienen, geschweige denn anspruchsvolle Kost an Gitarren, Schlagzeug und Bass in die Tat umzusetzen. Da er seine Leidenschaft für brachialen Metal jedoch nicht aufgeben wollte, hat er die technischen Möglichkeiten des Jahres 2025 nahezu vollkommen ausgeschöpft und seine Ideen mit der Hilfe fremder Intelligenzen nun vertonen können - und auch wenn der Output sicherlich weitere Fragen aufwirft, so erscheint "Visions Of Utopia" mit diesem Wissen doch in einem völlig neuen Licht.
Das Happy End bleibt dem körperlich stark eingeschränkten Musiker trotzdem verwehrt, denn leider sind die neuen Kompositionen in Sachen Songwriting relativ blass, auch wenn sie mit martialischen Riffs und wüstem Geschrei eigentlich permanent Dampf machen wollen. Doch der grundlegende Industrial-Beat, der fast allen Passagen eigen ist, gibt sich relativ starr und kann auch mit der elektronischen Untermalung nicht wirklich Leben gewinnen; die recht eingeschränkte Dynamik lässt jeden möglichen Aha-Effekt verpuffen, weil die Gestaltung der meist überlangen Stücke arg monoton ist, und da Tranovich's Gefährte Shaun Gallagher auch kein begnadeter Brüllaffe ist, sondern eigentlich nur wahllos in der Gegend herumschreit, kann ELECTROMANCY auch an dieser Stelle keine Punkte sammeln - denn auch hier entwickelt sich das Projekt sehr eintönig und kreiert kaum Spannungsmomente von längerer Dauer.
Es hätte definitiv eine besondere Geschichte werden können, wäre am Ende auch musikalisch etwas entstanden, das man mit großer Freude auch öfter in die Rotation bringt. Doch unterm Strich sind es eigentlich nur ziemlich lange gedehnte Soundfetzen, die kurzzeitig durch ebenso experimentelle Interludien unterbrochen werden, mit denen ELECTROMANCY hier vorstellig wird. Tranovich hat sicherlich eine Menge Herzblut in diese Band und den neuen Release gesteckt, von daher tut mir dieses harte Urteil auch wirklich leid. Aber inhaltlich ist "Visions Of Utopia" wirklich nicht empfehlenswert, so bewegend die Geschichte hinter der Band auch sein mag.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Björn Backes


