AEPHANEMER - Utopie
Mehr über Aephanemer
- Genre:
- Symphonic Metal / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 31.10.2025
- Échos d'un Monde Perdu
- Le Cimetière Marin
- La Règle du Jeu
- Par-delà le Mur des Siècles
- Chimère
- Contrepoint
- La Rivière Souterraine
- Utopie (Partie I)
- Utopie (Partie II)
Der orchestrale Pomp übernimmt das Zepter...
Quo vadis, AEPHANEMER? So lautete meine Frage an die französischen Melodic-Deather angesichts der letzten Langdrehers "A Dream Of Wilderness", der irgendwie ein wenig ziellos wirkte und in Teilen den gewohnten epischen Melodic Death Metal des Trios präsentierte, andererseits aufgrund recht synthetischer Streicherattacken oftmals aber auch haltlos in den Kitsch abdriftete. Die Frage angesichts des vierten Langspielers "Utopie" muss nun also natürlich lauten, in welche Richtung sich die Franzosen denn nun entwickelt haben? Geht es zurück zu einer gesunden Mischung aus Härte und Dramatik, oder fällt man endgültig dem Kitsch zum Opfer? Antworten liefern nun die ingesamt neun frischen Tracks des Langspielers.
'Échos d'un Monde Perdu' lässt mich als Intro allerdings erst einmal direkt erschaudern, wird der Opener doch erneut von den sehr künstlichen Streichern und Chören aus der Retorte dominiert, die auch schon den Vorgänger geplagt haben. Klar, auch symphonische Black-Metaller wie DIMMU BORGIR sind früher mit rudimentären Keyboards über die Runden gekommen, sobald das Orchester aber zum Dreh- und Angelpunkt einer Komposition wird, fallen die Samples aus dem Computer dann doch sehr unangenehm auf - gerade wenn man nicht wie die norwegischen Kollegen auf den Lo-Fi-Bonus setzt, sondern ganz klar zu symphonischen Kollegen wie NIGHTWISH oder FLESHGOD APOCALYPSE aufschließen will. Und auch 'Le Cimetière Marin' beruhigt meine Zweifel im Anschluss nicht, denn mit neoklassichen Leads und erneut unheimlich präsentem Orchester beginnt die Nummer doch eher wieder in kitschigen Gefilden, bekommt später aber auch doch noch die Kurve und sortiert sich irgendwo im WINTERSUN-Fahrwasser ein. Richtig rund wird die Angelegenheit dabei für meine Ohren nie, trotzdem muss ich vor dem hier zur Schau gestellten Ideenreichtum den Hut ziehen.
"Mehr ist mehr" bleibt auch danach die Divise des Trios, denn irgendwie werden doch immer wieder mehr Ideen in eine Komposition gequetscht als unbedingt gut wäre. Der YNGWIE MALMSTEEN-Gedächtnistrack 'Contrepoint' oder auch 'La Rivière Souterraine' leiden leider unter diesem Ansatz und wirken so trotz viele schöner Melodien insgesamt überfrachtet und unrund. Da gelingt im abschließenden 'Utopie'-Doppelschlag die komplette musikalische Eskalation schon besser, denn auch wenn hier nicht immer alles rund ineinander übergeht, funktioniert das neoklassische Feuerwerk aus Gitarrenleads und Orchester als extravaganter zweigeteilter Longtrack zum Abschluss im Kontext des Albums deutlich besser.
Aber AEPHANEMER versäumt es auch nicht, uns daran zu erinnern, dass man mit der richtigen Balance zwischen Bombast und angeschwärztem Melodic Death Metal starke Songs komponieren kann. 'La Règle du Jeu' und 'Par-delà le Mur des Siècles' drängen sich hier etwa als Höhepunkte auf und können sich als Mittelding zwischen COB, YNGWIE MALMSTEEN und WINTERSUN durchaus behaupten. Gleiches gilt auch in Teilen für 'Chimère', das allerdings irgendwie leider in Sachen Hooklines und Melodien doch etwas zu sehr in die Gefilde eines überdrehten Videospiel-Soundtracks abdriftet.
Ihr hört es schon, so richtig bin ich bei der neusten Entwicklung von AEPHANEMER auf "Utopie" wieder nicht an Bord. Mir persönlich hat der Sound der Franzosen einfach mehr gegeben, als die metallische Härte noch das Zepter in der Hand hielt und die neoklassisch-orchestralen Spielereien als unterstützendes Zubrot genutzt wurden. Heute müssen sich die Gitarren und Riffs zu oft das Rampenlicht mit künstlichen Orchester-Instrumenten und etwas klischeehaften Klassikmelodien teilen, sodass ich am Ende auch wieder nur zu 6,5 Zählern komme.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs


