ABOVE US THE WAVES - Counting Seasons (EP)
Mehr über Above Us The Waves
- Genre:
- Melodic Hardcore / Post Hardcore / Metalcore
- Label:
- Eigen
- Release:
- 17.10.2025
- Cliffhanger
- Guard My Six
- Ghost Issues
- Counting Seasons
Das Beste, was es im Bereich Melodic-/Post-Hardcore zur Zeit gibt!
Nur eine EP. Das ist der einzige Wermutstropfen, den "Countings Seasons" von ABOVE US THE WAVES mit sich bringt. Seinerzeit, im Jahr 2018, überzeugte mich der Fünfer aus Kavala mit einer unwiderstehlichen Mischung aus melodisch-modernem Hardcore und punkigem Metalcore; "Rough On High Seas" entfaltete eine ungeahnte Langzeitwirkung, die ich beim Erstkontakt mit dem Album tatsächlich nur in Ansätzen erahnen konnte.
Die Griechen beackern seither immer wieder live den Untergrund, ließen aber satte sieben Jahre ins Land ziehen, bis es 2025 schließlich endlich neues Futter geben sollte. Leider nun eben nur vier neue Songs. Aber diese vier Schmuckstücke zeigen die Band von ihrer Sahneseite (sollte sie denn überhaupt eine andere Seite haben)! Es sind dabei keine spektakulären Neuerungen, es ist nicht harsche Aggressivität, es sind nicht klebrige Ohrwurmmelodien, die ABOVE US THE WAVES für mich an die Spitze dieses übersättigten Genres heben - in erster Linie habe ich bei keiner anderen Band dieses Bereiches ein dermaßen stringentes, perfekt austariertes Songwriting bei gleichzeitig bestechender instrumentaler Effizienz, kombiniert mit absolut entwaffnender Leidenschaft gehört! Mitte der 20er Jahre zeigen sich die Südeuropäer weniger aufgekratzt als auf ihrem letzten Langspieler, gestandener, vielleicht desillusioniert. Aber wenn dem so ist, haben sie ihre Emotionen und Erfahrungen mit "Counting Seasons" auf hervorragende Weise musikalisch kanalisiert.
Die erste Single 'Cliffhanger' ist ein mächtig drückender, wütender Rock-Bolide mit Hardcore-Riffs und einem punkig-mitreißenden Refrain geworden; Ohrwurm und Headbanger, Inbegriff musikalischer Effizienz und Leidenschaft (ja, ich wiederhole mich!). Straighte Rhythmik, zwischendurch auch mal eine ballernde Doublebass-Einlage, schließlich eine Gänsehautsteigerung durch einen ebenso simplen wie genialen Taktwechsel zum Ende. Ein Anti-Kriegs-Lied übrigens, zur rechten Zeit. "Goddamn you all!", Gott, tut das gut, das mal so schreien zu können in diesen Zeiten! Anschließend 'Guard My Six': Ja zerfix, wie aufwühlend diese Gitarrenoberstimmen schon beim Auftakt singen, wie die Truppe die Hörerschaft emotional-anklagend auseinandernimmt bei dieser Abrechnung mit der Ausbeutung (oder Missbrauch?) im Showbusiness, mit dieser Schau zerstörter Träume und trotzigem Stolz; dezente IN FLAMES-Vibes, Headbang-Grooves - und immer wieder so unglaublich viel Gefühl.
Mit 'Ghost Issues' wird es ebenso nachdenklich wie mitreißend; drückender moderner Hardcore im Vers, satt sägende Riffs, danach brutalste Eingängigkeit ohne Tränendrüseneinlagen beim Refrain. Dabei - ich erwähne es hier nur exemplarisch - eine pointierte, perfekt dosierte Schlagzeugarbeit; effizient, songdienlich und hochgradig passioniert. Beim abschließenden Titeltrack wird es beinahe balladesk: ABOVE US THE WAVES von einer fast intimen Seite, ohne den Rock zu vernachlässigen, mit einem gänzlich zurückgenommenen Auftakt, der vorübergehend wieder mitreißenden Grooves weicht; im weiteren Verlauf ein fantastisch ausbalanciertes Wechselspiel zwischen berührender Melancholie und anklagender Wut. Die Gitarren pendelnd zwischen mächtig drückend, nachdenklich flirrend, trauernd singend, ebenso das stets perfekte Wechselspiel aus gutturalen Hardcore-Shouts und kitschfreien Cleans. So viel Gefühl, so unbeschreiblich viel Gefühl!
Nur vier... nein: Vier fantastische neue Songs, top notch in Sachen Post-, Melodic-Hard- und Metalcore! Wenn es sein muss warte ich auch wieder sieben Jahre auf neue Musik solch olympischer Qualität, ihr Post-Hardcore-Götter Griechenlands! Aber lasst es dann bitte wieder einen Langspieler sein! Ach und beehrt uns in der Zwischenzeit doch bitte wieder mit eurer Anwesenheit auf der einen oder anderen deutschen Bühne...
- Redakteur:
- Timon Krause


