Wild Boar Wars III - Frankfurt

15.09.2021 | 10:31

28.08.2021, Das Bett

GOD DETHRONED und VELVET VIPER rocken ein kleines, aber feines Festival auf einem Industriegelände mitten in Frankfurt. Inklusive scharfer Mexikaner und Besuch vom Ordnungsamt.

Endlich mal wieder etwas Festival-Feeling tanken, und das direkt vor der eigenen Haustür: Der Verein "Taunus-Metal" präsentiert auf dem Außengelände des Frankfurter Clubs "Das Bett" ein zweitägiges Open Air mit einigen regionalen Bands, aber auch größeren Nummern wie den Headlinern GOD DETHRONED und VELVET VIPER. Wenn auch unter strikten Corona-Richtlinien: Die Karten sind auf 250 Nasen pro Tag limitiert, rein darf man nur nach der 3G-Regel und der Anwendung einer mittlerweile allseits bekannten App. Man wundert sich zunächst über die zugewiesene Tischnummer, darf dort Platz genommen aber wenigstens die Gesichtsbedeckung abnehmen. Ansonsten herrscht auf dem Gelände strikte Maskenpflicht, aber immerhin kann man vor die Bühne. Und vorsichtshalber hat Taunus-Metal für alle Tische große Regenschirme rangekarrt, glücklicherweise hält der Samstag aber erst mal Sonne und nur vereinzelt Wolken parat. So gestaltet sich das Ganze wie ein gemütlicher Metal-Sit-in. Ansonsten bietet das Festivalgelände neben den obligatorischen Merchständen für den Gaumen einen leckeren Afrikaner sowie eine erstklassige Burgerbude, an der man für frisch Gebrutzeltes allerdings ordentlich Wartezeit einplanen muss. Daneben natürlich standardmäßig ein großer Bier- und Getränkestand, an dem man dank ausreichend Mädels hinter dem Tresen aber stets sofort an die Reihe kommt. Dass zwischendurch auch das Ordnungsamt vorbeikommt, sollen wir am Samstag noch nicht ahnen können.

Pünktlich um 15 Uhr darf mit den Frankfurtern LAWMÄNNER eine Heimmannschaft eröffnen. Der Bühnensound ist ordentlich und auch direkt vor der kleinen Stage ohne Ohropax gut verträglich. Die Gruppe um den "kurzhaarigen" Sänger Kolja Schönebach präsentiert, sagen wir mal, soliden Heavy Metal. Mir persönlich teils eine Spur zu jaulig, aber die Gitarrensoli können durchaus was und für den Einstieg ins schon fast nicht mehr gekannte Festival-Feeling taugt's allemal. Außerdem sind die Jungs so nett, anschließend ihre bislang einzige Demo-EP "Raw Metal" an den Tischen zu verteilen. Sympathische Truppe.

Das darauffolgende erste Mini-Inferno trifft dann schon eher meinen Geschmack: Die Friedrichsdorfer INSULTER zelebrieren angeschwärzten Oldschool-Thrash und locken mit Songs wie 'Riders Of War' die erste größere Gruppe vor die kleine Bühne. Das Trio röhrt in zerrissener Jeans und mit Nietenarmband am Oberarm ordentlich vorwärts. Allerdings fragt man sich nach einer Weile zwangsläufig, wie lange das zur Oldschool-Optik passende ärmellose Shirt von Sänger A. Patrolator wohl schon im Schrank vor sich hin gegammelt hat – fehlt doch schließlich ausgeleiert eine komplette Seite und gibt stattdessen ein wenig Lockdown-Hüftspeck preis. ;-) Stolz wie Oskar hauen die Düsterheimer aus dem Hochtaunus dann noch das neuere 'Rebel At Heart' raus, und mit 'Satanic Bier' werden die Fans schließlich standesgemäß Richtung Getränkestand verabschiedet.

Mit den Rheinland-Pfälzern THE FOG wird's dann richtig langsam und schwerfällig: Death Doom ist angesagt. Während Sänger Matthias alias V. Lord die langen Haare langsam schweifen lässt, rockt die Sonnenbrillen tragende Saitenfraktion im Hintergrund zwischen den ersten Nebelsalven des Nachmittags. Ganz ordentlich, aber nach den ersten Songs schauen wir doch lieber mal, was der Getränkestand so zu bieten hat. Frankfurter Helles, klingt gut. Die Captain Cola ist ebenfalls ganz ordentlich und der Mexikaner recht scharf. Wir sind ja nicht zum Spaß hier!

Es folgt das heutige Inferno, zweiter Teil. Der Name GOATH ist schließlich Programm und steht für Knüppel-Schwarzmetall in Reinkultur. "Genug gesessen!" fordert Sänger und Gitarrist Bastian aka Goathammer die Meute zum Vorkommen auf. Die Nürnberger, die auch schon mal unseren Autogrammstand beim Party.San beehrt haben, machen keinen Gefangenen, nehmen sich selbst aber auch nicht allzu ernst. Der bis zur fehlenden Haarspitze tätowierte Frontmann findet es lustig, gleich gegenüber der Kommunikationsfabrik zu spielen, "wo ich doch so unkommunikativ bin." Ja nee, is' klar. Mit im Gepäck haben die Ziegenböcke auch ihren neuen, brasilianischen Bassisten. "In Brasilien sind die Nippel schöner", ulkt Bastian. "Ihr dürft nachher auch mal an seinen spielen." Dann prügelt sich das Trio weiter durch Material vom im April veröffentlichten Album "III: Shaped By The Unlight". Amen!

Um 19:40 Uhr ist dann schon ungewohnt früh Zeit für den ersten Headliner, denn genehmigungsbedingt soll pünktlich um 21 Uhr Schluss sein. Und schlagartig fühlt man sich in die Achtziger zurückversetzt: Die selbsternannte Dramatic-Metal-Band VELVET VIPER um Rockröhre Jutta Weinhold (die auch schon für HALLOWEEN und Udo Lindenberg am Mikro stand) entert die Bühne, um uns Textzeilen à la "ride the snake to the lake, find the last unicorn" um die Ohren zu hauen. Die teils etwas in die Jahre gekommenen und einst unter dem Namen ZED YAGO firmierenden Norddeutschen sorgen mit ihrem neuen Album "Cosmic Healer" im Gepäck für Stimmung, die an mir allerdings etwas vorbeigeht. Irgendwann ist mir das Gerede über Einhörner und den Zauberer Merlin dann doch etwas zuviel des Guten. Unser einhelliger Konsens: Was sie spielen, können sie gut, aber es trifft schlichtweg nicht unseren Geschmack. Zugegeben etwas früher machen wir uns schon in Richtung Kneipenviertel Altsachsenhausen weiter, ergattern dadurch noch vor dem langsam einsetzenden Regen die letzten freien Plätze im "Speak Easy" und starten dort den ultimativen Mexikaner-Vergleich. Und freuen uns auf den nächsten Tag!

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Redakteur:
Carsten Praeg

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