Volbeat - Offenbach

22.10.2008 | 13:20

14.10.2008, Capitol

VOLBEAT sind ein Phänomen. In unglaublich kurzer Zeit haben es die sympathischen Dänen nicht nur geschafft, sich einen beachtlichen Fankreis zu erspielen, sondern erfreuen sich auch in Szenen einer ungeheuren Beliebtheit, die eigentlich gar nicht so zu der Art Musik passen, die die Herren um Michael Poulsen zelebrieren. So bin ich durchaus überrascht, im Capitol doch eine größere Menge Black- und Death-Metal-Shirts herumlaufen zu sehen. Leider gibt's diesmal keine Fotos, da einer meiner Kollegen unerwartet abgesprungen ist, so unerwartet, dass ich schon aus dem Haus war, aber keine Kamera dabeihatte.

Eröffnet wird der Abend allerdings nicht von VOLBEAT, sondern von einer deutschen Punkband aus Frankfurt, die in Offenbach somit sozusagen ein Heimspiel feiert, nämlich SERUM 114. Zu hören bekommen die Fans, was man erwartet: hingerotzten Punkrock mit recht provokanten Texten und prolligem Auftreten. So wirklich abgewinnen kann ich SERUM 114 nichts, aber den Mädels in meiner Begleitung scheint es sehr gut zu gefallen.

Nach SERUM 114 sind dann STUCK MOJO an der Reihe, das Publikum mit ihren Klängen zu erfreuen. Musikalisch bewegen sich die Amis im Crossover-Bereich und kombinieren US-Rap mit metallischer Musik. Scheinbar sind einige der Anwesenden darauf nicht vorbereitet, denn bei den ersten Worten des stilecht mit Gangster-Mütze gekleideten schwarzen Rappers Lord Nelson erblicke ich um mich herum einige fassungslose Gesichter. Über die ersten paar Lieder erholen sich aber scheinbar viele im Publikum wieder, denn nach einer Weile scheinen doch immer mehr Zuschauer mitzugehen.

Eines muss ich den Jungs aus Atlanta lassen: STUCK MOJO wissen definitiv, wie man eine unterhaltsame Show gestaltet. Obwohl die Musik absolut nicht mein Fall ist, kann ich nämlich getrost sagen, dass die Amis wirklich eine gute Performance abliefern. So zieht Gitarrist Richard Ward beispielsweise einen Fan auf die Bühne, der sich auch am zweiten Mikrofon als ziemlich textsicher erweist. Coole Aktion! Des Weiteren glänzt Richard mit mehr oder weniger witzigen Ansagen und scheint allgemein ein rechter Spaßvogel zu sein. Ziemlich souverän schaffen es STUCK MOJO ebenfalls, einen Ausfall des Mikros zu überspielen, indem Richard spontan irgendwelche Mitsingparts erfindet und Lord Nelson anzügliche Gesten an dem armen Tontechniker vornimmt, der irgendwie versucht, die Technik wieder in den Griff zu kriegen.

Auch der Sound ist gut und lässt kaum Raum für Kritik; meiner Meinung nach ist es lediglich ein wenig zu laut. Zu hören bekommen wir unter anderem die Songs '(Here Comes The) Monster', 'Southern Pride' und 'Throw The Switch'.

STUCK MOJO zeigen sich also als fannahe Band mit gewissem Unterhaltungswert, bevor dann endlich die lange erwarteten Helden des Abends VOLBEAT während eines Intros die Bretter betreten. Begleitet von frenetischem Applaus eröffnen die Dänen mit dem Titeltrack 'Guitar Gangsters & Cadillac Blood' vom im August veröffentlichten gleichnamigen Album, das Publikum dankt es sofort mit einem gewaltigen Pit und geht bis in die letzten Ränge ordentlich mit. Der Sound ist perfekt und lässt keine Wünsche offen. Respekt an den Mann am Mischpult.

VOLBEAT zeigen sich als wirklich spielfreudig, und der bestens aufgelegte Michael Poulsen hat nicht nur eine unglaubliche Stimme, sondern das Publikum damit auch noch absolut im Griff. Insgesamt fällt positiv auf, dass Michaels sympathische Art sehr authentisch wirkt und nicht aufgesetzt daherkommt. Irgendwie muss man den Mann einfach mögen. So teilt er die drei oder vier Jack-Daniel's-Flaschen, die an diesem Abend dran glauben müssen, nach der Ansage "Another bottle of Amy Winehouse!" brüderlich mit dem Publikum und lässt die erste Reihe immer wieder trinken. Außerdem schenkt er einem Mädchen mit einem Shirt der vorherigen Tour Geld, um sich ein neues zu kaufen. Sehr sympathisch! Dabei ist es auch nicht weiter schlimm, den einen oder anderen Witz schon mal gehört zu haben (zum Beispiel: "Are youuu gayyyy???" - "Yeahhhhhh!" - "So, you are gay?").

Die Setlist gibt keinen Grund zum Meckern; wir hören sämtliche Hits der Dänen. Ob 'Radio Girl', 'Sad Man's Tongue' (das Michael seinem vor ein paar Monaten verstorbenen Vater widmet), 'The Human Instrument', das geile 'The Garden's Tale oder 'A Moment Forever' - VOLBEAT dominieren die Bühne souverän, und das Publikum geht bis zum Schluss in einem gewaltigen Moshpit mit. Auffällig an der Songauswahl ist, dass man einen großen Teil der Songs der genialen "Rock The Rebel/Metal The Devil"-Scheibe ausgewählt hat. Als Zugabe bekommen wir mit 'Still Counting' wieder einen neuen Song um die Ohren geblasen, bevor sich VOLBEAT unter tosendem Applaus verabschieden.

VOLBEAT legen eine großartige Show hin und zeigen, dass der Bekanntheitsgrad, den sich die Jungs in den letzten zwei Jahren erspielt haben, in allen Belangen berechtigt ist. Der Löwenanteil der Fans sieht das ähnlich. So hallen noch ewig VOLBEAT-Sprechchöre und "Zugabe!"-Rufe nach, während eine erschöpfte Band die Bühne verlässt.

Redakteur:
Hagen Kempf

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