VAN CANTO, EVERTALE, MOON SUN - Frankfurt

14.10.2018 | 14:29

07.10.2018, Batschkapp

Geballter Powermetal mit und ohne "Rakkatakka".

Nach gefühlten zehn Jahren Wartezeit ist es endlich soweit: VAN CANTO ist wieder live zu hören und zu sehen. Auf ihrer "Tour Number 7" macht die "Siebenertruppe" gemeinsam mit EVERTALE und MOON SUN Halt in der Frankfurter Batschkapp.

Ganz vorne steht ein lustiger Haufen, der amüsante Geschichten von den letzten Konzertevents erzählt – der VAN-CANTO-Fanclub, der im Verlauf des Abends noch lautstark von sich hören lassen wird. Okay, nicht nur der Fanclub, auch die anderen Besucher haben den obligatorischen VAN-CANTO-Schlachtruf "Rakkatakka Motherfucker!" drauf, auch schon vor Beginn des Konzerts. Ross düst wie immer quirlig durch die Gegend, strahlt wie ein Honigkuchenpferd und begrüßt sämtliche Freunde. Ach ja, ich gestehe, ich habe die Truppe vermisst, bin aber natürlich auch gespannt, wie sich Neuzugang Hagen als Leadsänger live so schlägt. Klar schmerzt der Abschied von Sly, aber in diesem Fall muss man es halt mit dem Song 'Neuer Wind' halten. Und ein alter Bekannter ist ja wieder mit im Boot: Ike.

Aber zuerst ist das Duo MOON SUN, bestehend aus Susanne Scherer und Thomas Kolbin, an der Reihe. Es ist unglaublich, wie zwei Personen dermaßen die Batschkapp rocken können. Besonders Susanne tobt wie ein kleiner Wirbelwind auf der Bühne herum, vergisst dabei aber nicht das Singen und animiert die Besucher auch ordentlich zum Mitmachen. Thomas spielt auf der Akustikgitarre und durch eine besondere Technik mit einer Loop-Station wird der Anschein vermittelt, dass ein komplettes Orchester auf der Bühne steht. Die Liedauswahl stammt von ihrer neuesten EP "Rise And Shine" und auch MOON SUN hat diverse Fans im Publikum, die textsicher mitsingen. Susanne sagt immer ein paar erklärende Worte zu den einzelnen Liedern und spätestens beim Skyrim-Cover 'The Dragonborn Comes' ist das Publikum nicht mehr zu halten, noch dazu weil man Jan von VAN CANTO zur Verstärkung eingeladen hat, um den Song gemeinsam zu zelebrieren. Offensichtlich gibt es unter dem Publikum doch den einen oder anderen Computerspielefreak, jedenfalls kommt das Cover extrem gut an. Susanne und Thomas haben einen wunderbaren Einstieg für diesen Abend hingelegt, Hut ab für die beiden.

Die Umbaupause geht schnell, dann dürfen wir uns an den Offenburger Fantasy-Power-Metallern EVERTALE erfreuen. Nach ihrem Debütalbum von 2013 "Of Dragons And Elves" starten sie jetzt mit ihrem neuen Longplayer "The Great Brotherwar" noch einmal so richtig durch. Richtig guter Power-Metal eben, der vom Publikum sehr wohlwollend aufgenommen wird. Auch EVERTALE orientiert sich an diversen Computerspielen, die offenbar bei vielen Besuchern keine Unbekannten sind und so fällt der Applaus entsprechend lautstark aus. Witzigerweise beendet EVERTALE den Auftritt mit dem VAN CANTO-Cover 'Take To The Sky'. Sobald sie sich mit den Worten "Viel Spaß jetzt mit VAN CANTO!!" verabschieden, ist die Rakkatakka-Fraktion auch schon wieder zugange.

Auch jetzt wird mit dem Umbau nicht viel Zeit vergeudet und endlich stürmt der Hauptact des Abends die Bühne – und die Batschkapp tobt. Wer hätte gedacht, dass noch so eine Steigerung möglich ist. Eine bestens aufgelegte Band präsentiert auf ihrer siebten Tour ihr neues, siebtes Album "Trust In Rust", wobei selbstverständlich der eine oder andere ältere Song auch dabei ist. Inzwischen ist das Repertoire ja so groß, dass VAN CANTO unmöglich alle Hits an einem Abend spielen kann, auch wenn ich persönlich mein ein oder anderes Lieblingslied etwas vermisst habe. Für mich stellt sich die große Frage, ob Hagen live Sly ersetzen kann. Wobei, "ersetzen" kann er ihn natürlich nicht, dafür habe ich VAN CANTO seit 2009 schon zu oft gesehen, aber er macht seine Sache prima, hat seinen eigenen Stil und versucht nicht, eine Sly-Kopie zu sein. Stimmlich gibt es auch nichts zu meckern und seine live-Version von 'Hells Bells' ist allererste Sahne. Auch wenn mich das immer noch nicht zu einem AC/DC Fan bekehrt - das ist allerdings nicht Hagens Schuld. Aber die Höllenglocken kommen ja erst als Zugabe und soweit sind wir noch lange nicht.

Zuerst dürfen wir uns mal in einen Kampf stürzen und dort vielleicht sterben, falls doch nicht, können wir uns in einem Metalsong beweisen und uns anschließend ins Niemandsland begeben. Zwischendurch gibt es immer wieder launige Ansagen von Stef, zum Beispiel über ihren Quotenschotten Ross, über die Schotten im Allgemeinen und was sie so während der Rebellion in den Ebenen und den Bergen Schottlands treiben. Es wird viel gelacht, manchmal auch so richtig rumgeblödelt – kurz, alle haben ihren Spaß. Wobei man bei alledem nicht vergessen darf, welche erstklassige Show VAN CANTO bietet. Die Zeit vergeht wie im Flug, da wird auch schon 'Heading Home' als letzter Song angekündigt. Das geht natürlich gar nicht und so ertönen sofort "Zugabe"- und "Rakkatakk"-Rufe, die die Dame und die Herren unter Glockengeläute ganz schnell wieder zurück auf die Bühne holen. Wie schon erwähnt, gibt Hagen ein eindrucksvolles 'Hells Bells' zum Besten, was im Raum für Entzückung sorgt und mit tosendem Beifall belohnt wird. Nun ja, ich freue mich mehr über 'The Mission' und ganz besonders über das Gänsehaut erzeugende 'Fear Of The Dark', auch wenn das endgültig den Abschied einläutet. Hier geben alle auf und vor der Bühne noch einmal alles und ich hoffe, dass die nächste Tour nicht wieder so lange auf sich warten lässt. Rakkatakka!!

Setliste: If I Die In Battle; To Sing A Metal Song; Neverland; Badaboom; Rebellion (The Clans Are Marching – Grave Digger Cover); To The Mountains; The Bardcall; Dragonwake; Desert Snake; Ride The Sky (Helloween Cover); Neuer Wind; Heading Home; Zugaben: Hells Bells (AC/DC Cover); The Mission; Fear Of The Dark (Iron Maiden Cover)

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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