Summer Breeze 2014 - Dinkelsbühl

24.10.2014 | 20:08

13.08.2014,

Summer Breeze 2014: Das "Wacken des Südens" sprengt wieder einmal die eigenen Grenzen und wartet mit 111 Bands und vier Bühnen auf.

Das Summer Breeze Open Air mausert sich im bayerischen Dinkelsbühl langsam, aber sicher zur ernstzunehmenden Konkurrenz für das weltberühmte Festival im Norden: Sei es in Sachen Bandanzahl, Bühnen oder Publikumszuspruch. Nach wie vor sind es mit offiziell 40.000 Fans zwar nur halb so viele wie in Wacken, die vier Tage gen Süden pilgern. Sieht man allerdings das nochmal vergrößerte Gelände der beiden Hauptbühnen und dann vor allem, wie dieses schon in den frühen Abendstunden aus allen Nähten platzt, dann könnten es gefühlt auch gut und gerne 60.000 sein. Neben der Main und Pain Stage putzt sich auch die kleine Camel Stage nebenan inzwischen als richtige Bühne raus, auf der nicht mehr nur ein paar wenige Stimmungsmacher auftreten. So sprengt das Summer Breeze dieses Jahr mit sage und schreibe 111 Bands seinen eigenen Rekord. Hinzu kommt natürlich wie immer die Zeltbühne, die in diesem Jahr "T-Stage" genannt wird: In Widmung an Michael Trengert, genannt "T". Der Mitveranstalter und Metal-Blade-Chef verstarb im September 2013. Und natürlich fällt nach der traditionellen Eröffnung durch die Kapelle BLASMUSIK ILLENSCHWANG der richtige Startschuss auf der von nun an nach Michael Trengert benannten Zeltbühne.

[Carsten Praeg]

GRAND MAGUS (T-Stage)

Für die meisten Besucher des diesjährigen Summer Breeze war die Anreise von langem Stau und der Campbau von widrigen Wetterbindungen gekennzeichnet. Die Laune war Mitte August also auch schon einmal deutlich besser als bei mir vor GRAND MAGUS. Aber was soll ich sagen? 60 Minuten purer, reiner Heavy Metal in seiner essentiellen Form und die Welt ist nicht nur wieder in Ordnung; nein, sie ist so wunderbar, wie sie nur eben sein könnte. Da am Mittwochabend nur im Zelt aufgespielt wird, ist dieses bereits gut gefüllt und feiert die Schweden genau so würdig ab, wie sie unser aller Lieblingsmusik zelebrieren. Es ist die klassische Kombination aus mitgrölen, headbangen und dem unwillkürlichen Faust-gen-Zeltdecke-befördern, welche die Schweden mit ihrer unglaublich starken Performance provozieren. 'Conan' eröffnet den Reigen, 'On Hooves Of Gold' und 'Raven Guide Our Way' treiben ihn episch auf die Spitze, 'Triumph And Power' sowie 'Hammer Of The North' beenden ihn mit einer beachtlichen Stärke. Dieser fantastische Gesang, dieser unglaubliche Punch, diese mäjestätischen Hymnen - nach bereits einer Stunde kreuzt ein allessagender Gedanke meine Stirn. Inhalt: Selbst wenn das Summer Breeze jetzt vorbei wäre, es hätte sich allein für GRAND MAGUS gelohnt.


[Oliver Paßgang]


UNLEASHED (T-Stage)
Doch zum Glück geht es gerade erst los. Die nächste Runde ist erneut schwedisch, diesmal todesmetallisch: UNLEASHED bittet zum Tanz. Auch wenn Johnny Hedlund mit seiner Mannschaft dies wirklich nachdrücklich tut und die Party zweifelsohne im Gange ist, wird dieser Gig über weite Teile vor allem von einem schwachen Sound geprägt. All diese wunderbaren Gitarrenmelodien, bei denen man direkt weiß, wer hier am Werk ist, sind schwer bis überhaupt nicht zu erkennen, so dass im Endeffekt nur eine ordentliche Rumpelpartie übrig bleibt. Das ist zwar nett, aber eben nicht UNLEASHED; die Band zeichnet nämlich normalerweise viel, viel mehr aus. Das zeigt sich dann glücklicherweise im letzten Drittel, wo endlich die richtige Position für die entscheidenen Regler gefunden worden zu scheint. Das bunte Set mit leichter "Midvinterblot"-Schlagseite weiß durch und durch zu gefallen, vor allem die nun ordentlich klingenden Rauschmeißer 'Midvinterblot', 'Hammer Battalion', 'Death Metal Victory' sowie 'Before The Creation Of Time' machen Laune. Diesem Original des schwedischen Death Metals ist überhaupt nichts vorzuwerfen, doch für eine richtige Wikingerschlacht hätte ich das nächste Mal gerne von allerspätestens Song drei an einen guten Sound.


[Oliver Paßgang]


DECAPITATED (T-Stage)
Nach dieser eher eingängigen Variante des Todesmetalls verdreht einem DECAPITATED nun eher den Kopf. Man will headbangen, man schafft es auch, aber vom entspannten Rübekreisenlassen ist das hier weit entfernt. Das macht die Musik der Polen einerseits wahnsinnig spannend, anderseits zu einer großen Herausforderung für die späten Abendstunden. Was Gitarrist Waclaw Vogg" Kieltyka auf seiner Klampfe an Rhythmen abzieht, ist schon der helle Wahnsinn – eine Präzision, wie ich sie lange nicht gesehen habe. Die anderen Musiker lassen jedoch ebenfalls nichts anbrennen und runden diesen gelungenen, wenn auch nicht ganz einfachen Auftritt ab. Technical Death Metal war schon deutlich langweiliger (und seelenloser).

[Oliver Paßgang]

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Redakteur:
Carsten Praeg

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