SUBSIGNAL, MAYFAIR - Hamburg

06.11.2018 | 21:12

17.10.2018, Logo

Progressive Herzensangelegenheit.

Am heutigen Abend bietet uns das altehrwürdige Logo zu Hamburg progressive Klänge. Es bitten zum Tanz SUBSIGNAL und MAYFAIR. Während es sich beim Hauptact um den Nachfolger der deutschen Prog-Legende SIEGES EVEN handelt, der relativ regelmäßig auf Tour ist, sieht man die österreichischen MAYFAIR deutlich seltener. Außer man besucht sie in ihrer Heimatstadt Feldkirch oder reist ihretwegen nach München. Ansonsten hatte man als Hamburger bislang nur einmal die Chance das mega-sympathische Quartett in der Hansestadt zu bewundern. Das war am 13.10.2014, als die Band anlässlich einer Geburtstagsfeier zusammen mit BLEEDING und BST im The Rock Cafe für emotionale Stunden gesorgt hat. Ein Konzert für die Ewigkeit. Ihr merkt es: Mein Herz schlägt für MAYFAIR!

Schon der Auftakt ist ungewöhnlich. Die neue Digital-Single 'Ungetaktet', zu der es ein erstklassiges Video gibt, eröffnet den heutigen Abend. Sofort fällt der sehr gute Klang auf, der allen Instrumenten viel Freiraum zugesteht. Sänger Mario agiert mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze entrückt und etwas mystisch, was wundervoll zum Gesamteindruck passt. Es folgen mit 'Evil Christine' und 'Teufel' zwei weitere neue Nummern, die auf dem nächsten Album stehen werden. Auch wenn keiner der Anwesenden diese Titel kennen kann, ist die Stimmung in den ersten Reihen von Beginn an sehr gut. Die Band hat halt diese familiäre Aura, die unwillkürlich ansteckend und einladend wirkt. Obendrein fügen sich die brandneuen Songs exzellent ins Bandgefüge und gehen sofort ins Herz und in die Beine. Wenn man dann auch noch einem breit grinsenden Jolly beim kraftvollen Streicheln seines Instrumentes zuschauen kann, bleibt der Laune gar nichts anderes übrig als zu steigen. Weiter im Takt geht es mit 'Phosphor' und 'Atme'. Ja, richtig gelesen. Diese Kompositionen sind ebenfalls bisher auf keinem Tonträger zu hören, was für eine gehörige Portion Selbstbewusstsein spricht. Der Stimmung schadet es nicht, denn längst sind alle Anwesenden von der MAYFAIR-Magie eingefangen. Additiv kann ich Euch verraten, dass vor allem das lange 'Atme' ein absoluter Knaller ist. Verschachtelt, hart, psychedelisch und gleichzeitig typisch MAYFAIR raubt mir diese Nummer schon hier und jetzt den Atem. Wie toll wird das erst auf einem Tonträger klingen?

Nach 'Gestern und nicht heut'' endet die Reise in die musikalische Zukunft der Band und es folgt mit 'Madame Pest' der erste Klassiker. Sofort wird es überschwänglich im Publikum. Darauf hat man gewartet! Alle singen lautstark mit und Band und Freunde verschmelzen zu einer Einheit. Toll. Ganz toll. Auf dieser Welle schwimmend gibt es mit 'Hinter Dem Leben' und 'Annelies' noch zwei Mal Zukunftsmusik bevor mit 'Schlage, mein Herz, schlage' die nächste Hymne ausgepackt wird. Zum Abschluss bekommen wir dann noch das herzzerreißende 'Drei Jahre zurück' serviert, welches uns glücklich und zufrieden zurück lässt. Dieser Auftritt hat erneut die Einzigartigkeit dieser Band gezeigt. Progressive Musik muss weder verschachtelt noch verkopft klingen. Man muss einfach bereit sein, andere Wege zu gehen und mit dem Herzen sprechen. Wenn man Rene völlig versunken in seiner Gitarre auf der Bühne stehen sieht, weiß man einfach, dass er gerade jede Note lebt. Ich bin jetzt schon mehr als gespannt auf den nächsten Tonträger.

Setliste: Ungetaktet; Evil Christine; Teufel; Phosphor; Atme; Gestern und nicht heut'; Madame Pest; Hinter dem Leben; Annelies; Schlage, mein Herz, schlage; Drei Jahre zurück


Weiter im Takt geht es nach einer kurzen Umbaupause mit SUBSIGNAL, einer Band, die ich ebenfalls sehr schätze. Aber nun kommt die emotionale Zwickmühle: Nach so einem MAYFAIR-Auftritt habe ich eigentlich gar keine Rezeptoren mehr frei für eine weitere Band. Trotzdem schaue ich mir natürlich einen Großteil des Auftrittes an, bin aber schon beim ersten Song vom deutlich lauteren Klang genervt. Das hat eine Band um den ehemaligen SIEGES-EVEN-Gitarrist Markus Steffen doch gar nicht nötig. Der Klang bei der Vorband war doch optimal. Weshalb muss man also einfach mal lauter drehen? Ich werde es nie verstehen. Abgesehen davon ist die Band musikalisch natürlich top notch, wie man so schön neudeutsch sagt. Das sind eben alles Musiker, die in Bands wie DANTE oder AXXIS jahrelange Erfahrung gesammelt haben und von daher mit einer herrlichen Unbeschwertheit loslegen. Dazu hat man mit Arno Menses einen sensationellen Sänger in seinen Reihen, der vor allem in den leisen Momenten immer wieder meinen Entenparka aus den Schrank holt. Spätestens beim sensationellen 'The Sea' sieht man dann auch hier das Publikum voll abgehen. Mit starkem Augenmerk auf "Touchstones" und dem neuen Album "La Muerta" bietet die Band einen herrlichen Querschnitt ihrer Diskographie und lässt die Menge zufrieden zurück, als nach 'Paradigm' der finale Vorhang symbolisch fällt. Dass ich heute nicht zur Zielgruppe gehört habe, ist ausschließlich dieser Vorband geschuldet, die in meiner kleinen Welt (fast) jeden Headliner emotional im Regen stehen lässt. Allerdings muss ich den Jungs von SUBSIGNAL dafür danken, dass sie so eine Band unterstützen und sogar mit einem Shirt ebenjener auf die Bühne gehen. Toller Einsatz!

Setliste: Touchstones; Ashes Of Summer; The Bells Of Lyonesse; The Sea; Echoes In Eternity; Teardrops; Walking With Ghosts; Even Though The Stars Don't Shine; The Passage; My Sanctuary; La Muerta; A New Reliance; Time And Again, Paraiso; Paradigm

Pics by Thomas Ertmer.

Redakteur:
Holger Andrae

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