SAINTED SINNERS - Bellenberg

25.02.2018 | 12:23

16.02.2018, Traube

A night to remember.

Sainted Sinners 2018 El Puerto Records lädt fast schon traditionell zu Release-Partys seiner Bands in die "Traube" zu Bellenberg ein und das aus gutem Grunde, wie es der heutige Abend, der ganz im Zeichen des echten Hard Rocks steht, wieder mal bestätigen sollte. Diese geschichtsträchtige Kneipe bietet einfach die perfekten Rahmenbedingungen und animiert seine Besucher, über gute Musik und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hat, zu philosophieren. Nettes Personal, spezielles Flair in jeder noch so kleinen Ecke, moderate Preise und überall diese nostalgischen Plakate, die als Zeitzeugen vergangener Glanzzeiten, hauptsächlich süddeutscher 80er-Metal Bands, dienen. In der Traube trifft sich Alt und Jung, um unbeschwert zu guter Musik gemeinsam das ein oder andere Bierchen zu lupfen. Deshalb ist es auch gar nicht weiter verwunderlich, dass genau hier, an diesem Ort, die Vertragsunterzeichnung der SAINTED SINNERS in einer geselligen Runde mit dem Piraten-Label erfolgte, wie mir Label-Mitinhaber Bernd Stelzer bei einem kurzen Plausch verriet.

Schon beim Betreten der Location verspüre ich, dass am heutigen Abend etwas Besonderes in der Luft liegt. Was genau dieses Besondere ist, kann ich beim besten Willen nicht genau benennen. Vielleicht ist es der Ansammlung so vieler sympathischer Menschen, die ich seit längerer Zeit mal wieder zu Gesicht bekomme, geschuldet. Liegt es vielleicht einfach an dieser besonderen Wohlfühlatmosphäre, die diese urige Kneipe versprüht? Oder ist es eventuell einfach die Vorfreude auf die folgende Präsentation des ausgezeichneten neuen "Back With A Vengeance" Albums? Vermutlich tragen all diese Komponenten ihren berechtigten Teil mit dazu bei. Wie dem auch sei, los geht es.

Ich möchte hier direkt zu Beginn anmerken, dass es sich für mich heute Abend um eine Premiere handelt und ich SAINTED SINNERS und auch David Reece im Speziellen heute Abend tatsächlich das erste Mal "Live On Stage" beäugen darf. Die Band verzichtet glücklicherweise auf eine Vorband und startet mit 'Rise Like A Phoenix', für mich einer der besten Songs des aktuellen Longplayers, fulminant in ihren fast zweistündigen Auftritt. Was dabei direkt positiv auffällt, ist der unglaublich tolle Sound, den die Band hier auffährt. Davon können sich weitaus bekanntere Bands wie zuletzt ICED EARTH (siehe Konzertbericht Memmingen) eine gehörige Scheibe abschneiden. Es ist zwar laut, aber längst nicht zu laut, und jedes Instrument ist klar und differenziert hörbar, wie auch die erstklassige Gesangsperformance von David Reece. Mit Sonnenbrille und blauem Glitzerhemd ausgestattet betritt der mittlerweile in Italien lebende Amerikaner die Bühne und zieht dabei das Publikum direkt von der ersten Note an in seinen Bann. Merklich ungekünstelt versprüht er dabei diese positive "Superstar Attitude", die vielen heutigen Frontmännern leider abhandengekommen zu sein scheint. Stimmlich in Bestform trifft er sowohl jede Note der eigenen Kompositionen, als auch die der immer wieder gekonnt eingestreuten Coverversionen von Bands wie AEROSMITH (Sweet Emotions), THIN LIZZY (Cold Sweat) oder WHITESNAKE (Crying In The Rain). Speziell beim gesanglich eher anspruchsvolleren WHITESNAKE-Song demonstriert er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten und meistert dabei selbst die höchsten Töne mit Bravour. Dazu unterhält er das Publikum immer wieder mit vielen kleineren interessanten Anekdoten seiner bereits langjährigen Karriere. So erfährt der Zuschauer beispielsweise, wie es dazu kam, dass Klaus Meine von den SCORPIONS ihn zum Text von 'Maybe She's Got Balls' inspirierte. Kleinere Seitenhiebe gehören für den zur Höchstform auflaufenden Entertainer dabei genauso augenzwinkernd dazu wie aufrichtig gemeinter Dank ans Publikum. Besonders emotional wird es immer dann, wenn Tobias Vogel von Tobis World Of Rock and Metal, ein guter Freund der Band, der vor wenigen Wochen einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musste und nur der persönlichen Einladung der Band gefolgt zum Konzert kam, immer wieder ermunternd vom Frontmann nach seinem Wohlbefinden gefragt wird. Ganz großes Kino. Bis auf drei Songs wird das aktuelle Album verdientermaßen in Gänze dargeboten, wobei das atmosphärische 'Waiting Till The Countdwown Begins', das David dem nordkoreanischen Diktator Kim Jon-Un mit einem dicken "Fuck You" widmet, für mich den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt. Verstorbenen Rock-Helden, insbesondere Ronnie James Dio und Lemmy Kilmister, wird 'When The Hammer Falls' gewidmet. Die Balance aus aktuellem, älterem und den schon genannten Coverversionen funktioniert hervorragend und trägt zu einem sehr kurzweiligen Abend bei, wobei der Abschluss-Track 'We're All Sainted Sinners', dessen Refrain von allen Anwesenden lautstark mitgegrölt wird, nochmals besonders herausragt. Frank Panè überzeugt auf der Bühne genauso wie auf Konserve und sorgt mit seinem exzellenten, äußerst gefühlvoll vorgetragenen Gitarrenspiel an diesem Abend des Öfteren für offene Münder im Publikum. Die punktgenaue Rhythmusfraktion, bestehend aus Malte Frederik Burkert am Bass und dem ungarischen Schlagzeuger Berci Hirleman, erhält am heutigen Abend durch den Italiener Andrea Vergoli abwechselnd Verstärkung an den Tasten und der Gitarre, was dem Gesamtsound sehr zuträglich ist. Im Anschluss an den famosen Gig steht die gesamte Band ihren Fans noch lange und vor allem unentgeltlich (was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist) für Fotowünsche, Autogramme oder einfach nur zum Small Talk zur Verfügung.

Fazit: SAINTED SINNERS hat mich am heutigen Abend komplett begeistert und alles richtig gemacht. Die Band überzeugte mit  sympathischem Auftreten, tollem Sound, ungeheurer Spiellaune und erstklassigem Songmaterial. David Reece ist ein Entertainer mit Ecken und Kanten, dem man nicht nur gerne zuhört, sondern dem das Publikum auch gerne zusieht. Frank Panè gehört schon lange zu den besten seiner Zunft und das stellte er immer wieder mit starken Riffs und Licks gekonnt zur Schau. Die gesamte Band präsentierte sich dermaßen professionell und als Einheit, dass es mit dem Gehörnten zugehen müsste, sollten sie es im großen Rock-And-Roll-Zirkus nicht weiter nach oben schaffen. Jederzeit und immer wieder gerne, eben eine Nacht zum Erinnern!

Bilder: Matt Bischof

Setliste: Rise Like A Phoenix; Beauty In The Beast; In Need; Tell Me I Was Wrong; Sweet Emotion (AEROSMITH-Cover); Maybe She's Got Balls; Waiting Till The Countdown Begins; Evangeline; Blue Lightning Man; Cold Sweat (THIN LIZZY-Cover); Back With A Vengeance; When The Hammer Falls; Crying In The Rain (WHITESNAKE-Cover); Burnin The Candle; Shine Diamond Girl; Zugaben: Pretty Little Lies; We're All Sainted Sinners

Redakteur:
Mahoni Ledl

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