Rockharz Festival 2025 - Ballenstedt

18.07.2025 | 22:43

26.06.2025, Flugplatz

Mit der Powermetal-Crew ab in den Harz, bereit zum Abrocken.

Donnerstag

Nach der Hitzeschlacht am Dienstag trauen wir unseren Augen kaum. Wasser in Tropfenform fällt vom Himmel! Okay, ganz so schlecht ist das nicht und wir hoffen, dass die Temperatur am zweiten Festivaltag erträglicher sein wird. Ich war gestern Abend nach dem für mich sehr guten Auftritt von SAXON absolut platt und habe die eingebaute Dusche im Wohnmobil sehr genossen. Bei einem kühlen Bier konnte ich den Auftritt von SOULFLY zumindest akustisch im Camp feiern. Da mein geschätzter Kollege Norman heute über die erste Band in Wort und Bild berichten wird, kann ich mich entspannt um die Pflege meines Fotoequipments kümmern. Der gestrige Staub hat sich wirklich in die kleinsten Ritzen der modernen Technik verirrt und es braucht einige alkoholgetränkte Tücher, um wieder etwas durch den Sucher erkennen zu können. 

Seit diesem Jahr ist das ROCKHARZ-Festival eine offizielle Außenstelle des Standesamtes Ballenstedt. Insgesamt acht Paare haben sich am heutigen Donnerstag und morgigen Freitag unterhalb der Teufelsmauer trauen lassen. Ich kenne kein anderes Festival in Deutschland, wo dies in diesem Umfang möglich ist. Ein Paar hat sich erst im letzten Jahr bei uns als Zeltnachbarn kennengelernt. Auch in diesem Jahr sorgen die GRABENSCHLAMPEN einmal mehr für die Sicherheit im Graben. Ich kenne die Truppe schon seit vielen Jahren vom Summer Breeze-Festival. Die Truppe sorgt dafür, dass jeder Crowdsurfer sanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird und hält uns Fotografen den Rücken frei. Mittlerweile sind viele Freundschaften entstanden und ich freue mich immer, die Jungs zu sehen. Doch nun ab ins Infield mit Norman!

[Andre Schnittker]

Den zweiten Festivaltag beginnt DELIVER THE GALAXY und verlangt dem hitze-, sowie nun mittlerweile auch sturmerprobten Publikum in Ballenstedt die nächsten Kräfte ab. Die Lokalmatadore aus Quedlinburg lassen von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran, dass sie hier nicht als Platzhalter fungieren, sondern gekommen sind, um Eindruck zu hinterlassen und das Maximum aus ihrem Slot herausholen möchten.#+

Wer es um diese Uhrzeit bereits auf das Gelände geschafft hat, wird nicht enttäuscht und mit einem angenehm aggressiven, druckvollen und dynamischen Auftritt belohnt. Frontmann Matthias Mente reißt das Publikum regelrecht aus dem verkaterten Dämmerzustand und zeigt, dass er echt Bock hat abzureißen, was gerade erst aufgestanden ist. Mit Songs wie 'Unsterblich' oder 'Live Die Repeat' gibt es nur bedingte und dezente Ausflüge ins Melodische, des selbstgewählten Genres, aber das unterstreicht umso mehr den Willen, hier ein Statement zu setzen. In nur dreißig Minuten liefert DELIVER THE GALAXY einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass Metal aus der Region nicht nur mithalten kann, sondern das Festival würdig eröffnen darf: laut, heftig und mit jeder Menge Herzblut.

[Norman Wernicke]

Es ist nun so richtig heiß, die Temperatur kratzt an der 40 Grad-Grenze und ich gebe mir ASENBLUT. Gesehen habe ich die Band um Sänger Tetzel irgendwie noch nie. Der Mann am Mikrofon ist mir das erste Mal 2023 aufgefallen, als seine zweite Band ALL FOR METAL auf dem Metalfest in Pilsen ihr Debüt gab. Spielt "AFM" Power Metal, gibt es nun bei ASENBLUT eine gehörige Portion Melodic Death Metal für die Besucher des ROCKHARZ-Festivals. Okay, so ganz ist das jetzt nicht meine Richtung, doch die Leistung der kompletten Band muss ich neidlos anerkennen. Die Jungs liefern ordentlich ab und haben einige Tracks ihrer 2024 veröffentlichten LP "Entfesselt" im Gepäck. Auch die Crowd hat jede Menge Spaß an der Sache, gibt ordentlich Gas und sorgt dafür, dass die Grabenschlampen nicht auskühlen. Für mich dagegen wird es Zeit, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen. Wer auch immer mal vor hunderten Jahren den Gedanken hatte, Kameragehäuse in schwarz herstellen zu lassen: Ich verfluche dich! Okay, die Technik selbst funktioniert tadellos, aber es wird Zeit, die Brandblasen an den Händen aufzustechen.

[Andre Schnittker]

Trotz der immer noch hohen Temperaturen bewege ich mich bei der kommenden Band auf extrem dünnen Eis. Von KUPFERGOLD hab ich bisher noch nichts gehört und mich zieht eher die fotografische Neugier in Richtung Stage. Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, haben wir in den sozialen Medien regelmäßig Eindrücke vom ROCKHARZ-Festival gepostet. Der Post zu KUPFERGOLD hat bereits auf Facebook zu kontroversen Diskussionen geführt. Fakt ist nun mal, dass die Band für das Festival gebucht wurde, somit werden wir darüber auch berichten. Die Band spielt Folk Rock mit deutschen Texten, die nicht nur bei mir für gute Laune sorgen. Frontfrau Bonnie Banks wirbelt über die Bühne und hat sichtlich Spaß an der Sache hier und heute im Harz. Die Metalheads machen gut mit und werden von der guten Stimmung auf der Stage angesteckt. Ja, das ist alles andere als Metal, denoch muss man KUPFERGOLD einen gelungenen Auftritt zugestehen.

[Andre Schnittker]

Nun würde ein Bericht über MISTER MISERY kommen, doch wir Redakteure nutzen den Gig um uns endlich mal zu treffen. Wir leben über das ganze Land verteilt und bis auf wenige Ausnahmen sehen wir uns nie. Statt eines Konzerberichtes haben wir ein paar Fakten für Euch. Auch in diesem Jahr war das Festival mit 25.000 Besuchern sehr schnell ausverkauft. Trotz der heutigen Hitzewelle gibt es keine nennenswerte Zwischenfälle zu verzeichnen. Das ROCKHARZ ist schon seit jeher für sein Engagement bezüglich Inklusion bekannt. In diesem Jahr wird das Inklusionscamp von 320 Gästen genutzt, was eine Steigerung von 120 Besuchern bedeutet. Die Metalheads haben die Möglichkeit, sich an über 85 Zapfstellen mit Trinkwasser zu versorgen. Auch wir verzichten zu diesem Zeitpunkt auf ein hopfenhaltiges Getränk und bevorzugen angesichts der Hitze die alkoholfreie Alternative aus dem Hahn. Es wird Zeit für das obligatorische Gruppenfoto, bevor wir uns wieder trennen.

Es gibt immer noch einige, für die ist THE GEMS nur ein müder THUNDERMOTHER-Abklatsch, was bei den Personalien vielleicht naheliegen mag, sich aber bei intensiverer Betrachtung als Mumpitz herausstellt. Klar, der Sound ist schon sehr ähnlich, aber auch das Original schüttelt sich Songs wie 'Queens', 'Send Me To The Wolves' und 'Like A Phoenix' nicht zu einfach aus dem Ärmel. Das sind wirklich astreine Rock-Nummern mit ordentlich Drive und Verve. Da macht es auch nichts, dass die Gitarristin Mona Lindgren aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht mit an Bord sein kann und durch die beiden männlichen Vertreter Rasmus Ehrnborn und Art Feldtser ersetzt werden muss. Außer dem Teil des Publikums, der solche Bands grundsätzlich nur unter dem All-Female-Aspekt abfeiert – aber das ist eh ein Thema für sich. Die Nummern kicken live nochmal 'ne Spur dreckiger als auf dem Debüt und auch der neue Track 'Live And Let Go' fügt sich nahtlos gut ein. Solch eine Unterhaltung wünscht man sich jeden Mittag.

[Stefan Rosenthal]

Ich schaue mir THE NEW ROSES an und erschrecke mich. Was ist da los? Wo ist Mastermind und Sänger Timmy Rough? Hat es etwa einen Besetzungswechsel bei den Hardrockern gegeben? Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass Timmy sein Äußeres geändert hat. Trat er 2022 auf dem Knock Out-Festival noch mit Matte vor die feiernden Metalheads, steht er nun mit modischer Kurzhaar-Frisur auf der Stage. Auf die Gitarre verzichtet er komplett während der kommenden 45 Minuten Spielzeit. 

Auch wenn die Länge an Haaren zwar abgenommen, fehlt es jedoch keinesfalls an Spielfreude bei Timmy und dem Rest der Band. Auch vor der Stage wird getanzt und gesungen. Das Dargebotene sorgt nicht nur bei mir für gute Laune. Auch hier kommt wieder das Manko zum Tragen, dass für mich der Auftritt viel zu kurz ist. Doch es gibt noch ein Highlight. Zu 'Glory Road' betritt ein Stage Manager des ROCKHARZ-Festivals die Bühne und performt gemeinsam mit Timmy den Song am Mikrofon. Der so dargebotene Track wird frenetisch von den Metalfans gefeiert. Ein kurzer, dennoch durchaus gelungener Gig der neuen Rosen. Warum Timmy mittlerweile eine Kurzhaar-Frisur trägt, haben mein Kollege Fränky und ich anschließend in einem Interview mit Timmy erfahren. Dieses werden wir gesondert veröffentlichen.

[Andre Schnittker]

Dass GREEN LUNG großartig wird, ist schon irgendwie erwartbar. Wer meinen Tourbericht von 2024 gelesen hat, kann meine Euphorie sicherlich nachvollziehen. Und selbst wenn man bei der Atmosphäre innerhalb eines Festival-Billings Abstriche machen muss, funktioniert die herrliche Melange aus Folk, Okkult, Stoner, Doom und Proto-Metal doch auch in Ballenstedt einwandfrei. Die Truppe aus London ist sich zwar ihrer Sonderstellung im Line-Up schon bewusst und verlässt sich im Kern auf ihr Durchbruchalbum "This Heathen Land" ohne aber "Woodland Rites" und "Black Harvest" komplett zu ignorieren. Neben AVATARIUM gibt es somit die doomigsten Klänge des ganzen Wochenendes zu hören. 

Das ist auf einem Sommerfestival zwar immer ein zweischneidiges Schwert, aber etwas mehr aus dieser Richtung würde auch dem ROCKHARZ gut tun. Ich feiere das 45 Minütigen Set so wie kaum eine andere Band dieses Jahr, auch wenn ich damit eher einer Minderheit angehöre. Man merkt dem Publikum durchaus an, dass 'Templar Dawn' schon etwas zu viel der Langsamkeit ist und ein 'Song Of The Stones' bei der Mehrheit nicht der Vorstellung von Folk von der Insel entspricht. Somit gibt es die besten Resonanzen bei 'Maxine' oder den mit entsprechenden Mitsing-Elementen ausgestatteten Ohrenwürmern 'Let The Devil In' oder 'Mountain Throne'. Erstklassige Leistung, aber auf anderen Festivals würde diese Band noch deutlich mehr abräumen. Das ist schon Top Notch.

[Stefan Rosenthal]

Hach, was gibt es denn schöneres, als sich um kurz vor 17 Uhr akustisch von einem Panzer überfahren zu lassen? Spoiler: Nur mit einem passenden Kaltgetränk in der Hand. Bei allem Flachs wird mir jedes Mal eine Sache bewusst: BOLT THROWER fehlt einfach unheimlich. Umso glücklicher bin ich, dass Karl Willetts mit MEMORIAM die geistigen Nachfolger anführt und weiterhin so unnachahmlich ins Mikro röchelt, als wäre gerade "For Those Once Loyal" frisch erschienen. Grundsympathisch führt er gelöst durch die walzenden Schlachthymen, was die Leute vor der Bühne mit einer Menge kreisenden Haaren würdigen. Nachdem es gerade anfangs beim Sound hapert, fängt sich MEMORIAM im Laufe des Sets immer mehr, bevor dann mit dem finalen Kriegsdrama 'As Bridges Burn' langsam, aber vermahlend für freudig-strahlende Gesichter sorgt. Karl Willetts kann es sich dann auch nicht nehmen lassen, sich seines verschwitzten Shirts zu entledigen und dieses als Spende dem Publikum zu hinterlassen.

[Kevin Hunger]

Über SODOM braucht man nicht wirklich viele Worte zu verlieren. Seit über vier Jahrzehnten gilt die Band als eine der erfolgreichsten Thrash-Metal Bands überhaupt. Spoilere: Das aktuelle Album "The Arsonist" wird am Folgetag dieser Show auf #4 in die deutschen Albumcharts einsteigen. Dennoch ist dieses Konzert auf dem ROCKHARZ  Festival für Tom Angelripper etwas Besonderes. Denn er hatte bereits im Vorfeld seinen Abschied bekanntgegeben. Ungeachtet dessen weiß der Schreiber, auf was er sich einlässt. Ohne Gnade prügelt SODOM (inzwischen wieder zu viert) das Programm durch und wer Tom kennt, der ahnt, dass dieser Gig wie alle anderen zuvor auch ohne irgendwelche Sperenzchen abläuft. 

Sichtlich gerührt ist der Frontmann aber dann doch, als es nach fast jedem Song laute SODOM-Sprechchöre hagelt. 'The Crippler' vom "Trapping The Vain"-Album wird ebenso abgefeiert wie die von Tom als Hitsingle bezeichnete Hymne 'Nuclear Winter'. Die Danksagung an die Fans erfolgt vor dem Oldie 'In The Sign Of Evil' und bei 'Agent Orange' sind dann alle Arme oben. Mittlerweile spielt Tom mit freiem Oberkörper, was ja in diversen Clubs hierzulande mittlerweile sogar untersagt wird. Bei diesem Gig stimmt eigentlich alles, der Sound ist sehr gut, die Bässe wummern und die Drums klopfen den Festivalstaub aus den Ohren. Das obligatorische 'Bombenhagel' beendet schließlich einen sehr geilen Auftritt von SODOM.

[Frank Wilkens]

Wenn man sich in der Kritiker-Bubble wiederfindet, dann gibt es bei diesem ROCKHARZ mal wieder kaum Schlimmeres als VERSENGOLD. Die Bremer rangieren noch hinter J.B.O. und DIE KASSIERER zu den Bands, welche man doch tunlichst meiden sollte. Aber wie schön, dass dem Publikum das ziemlich egal ist und zur Prime Time gefeiert wird als gäbe es kein Morgen. Es ist einfach Fakt – bei einer Spielzeit von einer knappen Stunde gibt es quasi nur Hits auf die Ohren und Ausfälle muss man mit der Lupe suchen. Das Infield ist so voll wie sonst nur bei den Headlinern und auch der folgende KING DIAMOND muss sich haushoch geschlagen geben. 

Zwar hat mir die Band auf der Tour und insbesondere auf dem ROCKHARZ 2023 nochmal deutlich besser gefallen und der doch sehr ähnliche Ablauf nutzt sich schon langsam etwas ab, aber neuere Lieder wie 'The Devil Is A Barmaid' und 'Klabauterfrau' sind gelungene Akzente und die Zeit vergeht wie im Fluge. Malte Hoyer ist einwandfrei bei Stimme und die Violinen gehe mal wieder direkt ins Tanzbein. Ohne Frage hat der Sound zu den offensichtlichen Folk-Vibes auch eine recht eindeutige Ader zum Deutsch-Pop oder Schlager, aber in diesem Genre gibt es zurzeit keine authentischere und vor allem bessere Band als VERSENGOLD. Somit steht nicht nur mir diese Band deutlich näher als WARKINGS oder GLORYHAMMER, welche ähnlich schunkelnd unterwegs sind, aber sich hinter einer Metal-Legierung verstecken. Stellt sich nur die Frage, warum gibt es auf dem ROCKHARZ immer noch kein Cider oder Guinness?

[Stefan Rosenthal]

Da der King sich in meine hiesigen Gefilde leider nur selten bis kaum verirrt, habe ich diesem Auftritt heute mit besonderer Spannung entgegen geblickt. Da ich nur mit MERCYFUL FATE recht gut vertraut bin und mir das Solo-Schaffen des Diamantenkönig - bis auf wenige Songs wie 'From The Graves oder 'Abigail'- nahezu gänzlich unbekannt ist, wollte ich den Auftritt von KING DIAMOND unvoreingenommen auf mich wirken lassen. Das Bühnenbild macht mit seinen mehreren Ebenen schon mal so viel her, dass es für mich das stimmigste des ganzen Festivals ist. Dazu eine sehr gute und nicht übermäßig übertriebene Bühnenshow, die sinnvoll zu den Songs passt und auch eine gewisse Portion Selbstironie seitens KING DIAMOND nicht vermissen lässt. 

Aber am meisten beeindrucken mich neben KING DIAMOND und seinen absurd hohen Töne die beiden Gitarristen Andy LaRocque und Mike Wead. Was diese beiden Meister sich für Soli und Riffs aus den Ärmeln schütteln, ist schlichtweg grandios und ich habe mich während des gesamtens Konzertes ertappt, immer wieder anerkennend zu nicken oder die Fäuste in die Luft zu werfen. Am Ende des packenden Sets bekomme ich noch meinen Wunsch nach 'Abigail' erfüllt und damit verbunden die Erkenntnis, dass ich den King solo bislang sträflichst vernachlässigt habe und das nacharbeiten werde und, einem inneren Furor gehorchend, auch muss. All hail the king!

[Kevin Hunger]

Eben noch musste ich den KING DIAMOND-Auftritt schweren Herzens unter "Perlen vor die Säue" verbuchen – und dann kommt HEAVEN SHALL BURN und stellt alles auf den Kopf. Ohne direkt Zahlen mit POWERWOLF vergleichen zu wollen: So voll wie bei dieser Show ist das Gelände 2025 bei keiner anderen Band. Von wegen "unbekannte Band aus Thüringen". Dieser gewaltige, aggressive Sound ist derzeit wohl das Massentauglichste, was die Szene zu bieten hat. Verrückte Zeiten. Zwar mussten sich HEAVEN SHALL BURN mit ihrem neuen Album "Heimat" in den Charts BRUCE SPRINGSTEEN geschlagen geben, doch auf dem ROCKHARZ feiern sie einen echten Triumphzug. 

Ganz ohne große Showelement, setzen die Jungs komplett auf Understatement und lassen zu 100 % die Musik für sich sprechen. Keine theatralischen Inszenierungen, kein Schnickschnack und trotzdem oder gerade deswegen: pure Energie! Für zusätzliche Spannung sorgt die besondere Situation rund um Frontmann Marcus Bischoff, der krankheitsbedingt erneut aussetzen muss. Dafür springt einmal mehr "The Hero To Hire" Britta Görtz (HIRAES) ein - und was soll man sagen? Schaut euch die diversen Mitschnitte von Auftritten auf YouTube oder sonst wo an: Sie liefert auch hier wieder eine absolute Ausnahmeleistung ab. Teleprompter hin oder her.

Fans wissen: Der unverkennbare Gesang und die Leidenschaft von Marcus sind elementar für den Sound der Band. Umso beeindruckender, wie mühelos Britta diese Lücke füllt, und zwar so überzeugend, dass man Marcus auf der Bühne kaum vermisst. Naja, bis zu seiner emotionalen Ansprache oder wenn der Blick zum Bühnenrand schweift, wo er jeden Song komplett mitfühlt. Man kann nur hoffen, dass er bald wieder fit ist und vielleicht sogar den Wunsch vieler Fans erfüllt: Ein gemeinsames Duett mit Britta wäre der Wahnsinn. Ein großes Lob geht auch an das Soundteam vom ROCKHARZ. Songs wie 'Empowerment' können live schnell mal zu Lärm verkommen, wenn der Mix nicht passt, aber trotz der enormen Lautstärke liefert die Band hier einen klaren, druckvollen Sound. Grandios umgesetzt!

Selbst ich, eingefleischter BLIND GUARDIAN-Fan, verschmerze da das Fehlen von 'Valhalla' und die Tatsache, dass nur zwei Songs vom aktuellen Album in der Setliste auftauchen. Spätestens bei der Zugabe mit 'Tirpitz', bei dem Gitarrist Alexander Dietz auch gesanglich unterstützt, und der Metalcore-Hymne 'Hunters Will Be Hunted' bin ich vollends überzeugt: Das war ein Headliner-Auftritt der Extraklasse.

[Stefan Rosenthal]

Na gut, dann mache ich heute halt noch NACHTBLUT, auch wenn es nicht mein bevorzugtes Genre ist. Die Dunkel-Metaller haben unter anderem Material aus ihrem im Februar veröffentlichten Album "Todschick" mit in den Harz gebracht. Immerhin wurde die Scheibe von Timo gut bewertet. Mit dem Intro zum Song 'Von Hass getrieben' beginnt dann die düstere Show. Die Meute hat ordentlich Spaß und ich schaffe es immerhin, ein paar interessante Motive einzufangen. Ich kann mir nicht helfen, mich holt die Musik einfach nicht ab. Doch dies soll den gelungenen Auftritt von Nachtblut keinesfalls schmälern. Fans dieses Genres kann ich die Band auf jeden Fall wärmstens empfehlen.

[Andre Schnittker]

Nachdem die letzten Dark-Metal-Klänge verebbt sind, steht für den heutigen Abend nur noch eine Band auf dem Programm, bevor Ruhe in den Harz einkehrt. Gut, wer noch Kräfte hat, denn mit NON EST DEUS wird nochmal Fahrt aufgenommen. Das Projekt von Mastermind Noise, ist natürlich stilistisch stark an KANONENFIEBER angelehnt und bringt, im Gegenzug zum Hauptteil des Billings hier, Melodic Black Metal auf die Bühne. Mich erfreut es zu sehen, dass sich doch einige Besucher dazu entschieden haben, ihren finalen Schlummertrunk auf dem Campground etwas später einzunehmen und im Infield geblieben sind.

Mit brennender Bibel in der Hand, sowie in einen weißen Umhang gehüllt, legt Noise los und die Band schickt gleich mit dem Opener 'Save Us' eines der Zugpferde ins Rennen. Mir geht ein wenig das Herz auf, da nach einer langen Durststrecke nun endlich raue und zugleich aggressive Töne von der Bühne kommen. Visuell macht der Auftritt auch einiges her, da die maskierten Protagonisten inmitten religiöser Requisiten und umhüllt von Nebel und Feuer, ihre musikalische Wirkung noch mehr entfalten können. Um die Show abzurunden, gibt es noch Weihwasser aus dem Schwenker und einen wie paranoid sowie panisch herumlaufenden Noise, der in seiner Mönchsfigur hier völlig aufgeht. Der Auftritt ist einfach klasse, denn es wird auf vielen Ebenen dem Publikum was geboten. Sei es sauber komponierter und gespielter Metal oder eine zum Thema perfekt abgestimmte Bühnenshow. Ein klasse Abschluss dieses zweiten Festivaltages.

[Norman Wernicke]

Photocredits: Norman Wernicke, Andre Schnittker

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Redakteur:
Andre Schnittker

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