Red-To-Grey-Release-Party - München

21.12.2008 | 10:56

13.12.2008, Titanic City

Liebes Christkind, ich habe drei Wünsche: die Titten von Pamela, eine Tour mit Lemmy und noch ein geiles Konzert zum Jahresabschluss.

"Lieber Weihnachtsmann, liebes Christkind oder liebes verkapptes Osterhasal vom Après-Ski, zu Weihnachten (oder besser: zum Silvester-Vorglühen) wünsche ich mir Folgendes: einmal die Titten von uns Pamela zu knuddeln – quasi rückwirkend als großer Jugendtraum, der endlich in Erfüllung geht –, einmal mit Lemmy und Joey auf 'ne große Motorradtour auf irgendeiner Interstate zu gehen und ein nettes Metalkonzert zu besuchen, bevor das Jahr zu Ende geht und auch die letzte Flasche 2008er Bier das Zeitliche segnet."

Wow, kann Weinachten schon vor Weihnachten Weihnachten sein? Na ja, gut, zwei Drittel meiner Wünsche spielen sich schließlich doch irgendwo in den metaphysischen Sphären meines Gehirns ab, doch zumindest die Titten von Pamela waren toll. Stimmt nicht? Okay, ich geb's zu, natürlich wurde nur der Wunsch Numero troi wahr. Und so zogen wir an diesem Samstag aus, um die Veröffentlichung der neuen RED TO GREY-CD "Admissions" gebührend zu feiern. Dass man vor der eigentlichen Aktion noch sündhaft teuren Met in unserem Hundezwinger Mittelalter-Christkindl-Markt trinken muss, hm, versteht sich wohl von selbst.

Pünktlich um neun wird dann das lEröffnungsbier für uns im gut gefüllten Titanic City gezapft, und die erste Band des Abends, DOWNCAST, kann kommen. Die menschlichen Abrissbirnen auf der Bühne nennen sich schon seit 1995 so und wissen ordentlich auf den Putz zu hauen. Dabei werden die guten Geister klassischen Death Metals bemüht, nicht ohne mal ordentlich das misanthropische Schwert in Form von blackigen Exkursen zu schütteln und das Publikum mit musikalischem Dreck inklusive des obligatorischen "H"s zu befeuern.

Der Sound im Titanic ist ein wenig basslastig, was die Leute aber nicht davon abhält, nicht mitzugehen. Was ist denn da los? Groovt der Sound nicht genug? Wohl kaum. Fehlen die nackten Frauen auf der Bühne? Na, da reichen doch wohl die hübschen Memminger Buam oder etwa nicht? Na ja, Songs wie 'The Basilisk' oder 'Master Of My Fate' kommen eigentlich gut genug aus den Boxen, daran kann's nicht liegen. Vielleicht steckt aber auch noch ein bisschen Väterchen Frost in uns allen. Deswegen bewegen erst zu den letzten paar Songs ein paar besonders Mutige ihre Glieder, um zu schauen, ob der Raum vor der Bühne tatsächlich noch zur Disposition steht. Mit der netten Pseudoballade 'Metal Possession' und dem MORBID ANGEL-Cover 'Day Of Suffering' wird noch einmal tief in die betörende Metal-Trickkiste gegriffen, bevor nach einer eigentlich kurzweiligen Dreiviertelstunde die Lichter ausgehen. Nicht zu verwechseln mit ausknipsen - das passiert erst so gegen drei, wenn auch am gleichen Abend.

Zu RED TO GREY könnte ich jetzt relativ viel schreiben, verweise der Einfachheit halber aber lieber auf den Kollegen Jäger, der zur aktuellen Scheibe ein interessantes Review geschrieben und damit eigentlich alles gesagt hat.

Vor knapp neun Monaten habe ich die Herren aus dem Thrash-Wonderland ja schon einmal gesehen und war vor allem vom Gesang von Andy Pankratz alles andere als angetan. Viel zu nervig und schrill kam er mir damals vor, glatt durchgefallen. Doch da ich jedem Schreihals gerne eine zweite Chance gebe, musste ich die Band heute einfach nochmal sehen. Man will die Altlasten schließlich im alten Jahr zurücklassen.

Und was ein Glück: Als die Flugzeugtechniker unter den Musikern die Bühne entern, wird ein Riff-Feuerwerk losgelassen, das seinesgleichen sucht. Phasenweise fühlt man sich da direkt Angesicht in Angesicht mit der lautesten Band des Universums, welche wir ja schon von Adams kennen, der eigene Kopf gleichbedeutend mit dem beschallten Planeten. Auch Pankratz ist trotz eines gewissen Handicaps in Form einer leichten Erkältung absolut auf der Höhe und kann in mir einen neuen Fan gewinnen – zumindest was den Gesang angeht.

Wie sagte Wolfgang Amadeus Schiller-Goethe so schön: Der Rest ist Schädeln. Luft geschnappt wird bei den unglaublich krassen Soli von Frank Pané, meinem erklärten Gitarrengott des Undergrounds (wie lange eigentlich noch?), und Tino Bergamo. Mit einem Wischen werden Schweiß, Tränen und sämtliche andere Flüssigkeiten der Ekstase aus dem Auge gewischt und auch den restlichen Freunden volkstümlicher State-of-the-art-Rhythmen gehuldigt, die da wären: Elmar Nuesslein an den Drums und Stefan Hendel, dem man vielleicht mal sagen sollte, dass man solch dicke Seiten auf einem Bass gar nicht so schnell spielen KANN, wie er es tut.

Das Publikum frisst den Lokalmatadoren zu Recht aus der Hand, ein rotes Tuch mit dem dazugehörenden Stier kann ich selbst bei höchster Nörgelstufe ums Verrecken nicht finden – und das ist auch gut so. Brachial und melodiös werden wir vor der Bühne in kleine, blutende Legosteine zerlegt, und das mit einer Präzision und Technik, wie man sie sich von manchem Chirurgen in der Schönheitsklinik erwarten würde (Schöne Überleitung zu Pamela – eigentlich. Egal ...). Die größte Party geht wahrscheinlich bei dem absoluten Übersong 'Admissions' ab, doch durch den Schleier höchster Freude fällt ein wertendes Urteil an dieser Stelle relativ schwer. Bei den abgedrehten Bühnenansagen mag man sich denken: Hey, was macht denn der verrückte Kerl da auf der Bühne? Nun, die Antwort ist einfach: Das ist der Sänger, der gehört dahin. Und so wird die außerordentlich ausführliche Spielzeit mit Songs aus der gesamten Schaffensperiode der Band gefüllt, welche nun auch schon seit 1998 Schreck aller Mütter mit nahezu ansehnlichen Töchtern ist.

Leider hat auch dieses Konzert an sich, was alle geilen Gigs an sich haben: Sie hören auf, wenn es am schönsten ist. Spätestens bei den überschwänglichen Dankesbekundungen seitens der Band wird klar, dass heute Abend alle Anwesenden gleichermaßen viel Spaß hatten. Und so bleiben nur noch folgende Worte in Analogie zu Kollege Jäger zu schreiben: auf ein nächstes, geiles Thrash-Event in Munich, California!

Setlist:
Sweet Suffering
Human Barbecue
The Armour Piercing Dread
Free
Narcosynthesis
In The Darkest Corner
The Fall Of God
Conscious
Admissions
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Wrath OF The Weak
The Cheated One
Celebration Of The Cult

Redakteur:
Julian Rohrer

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