Persephone - Kriebstein

31.10.2008 | 13:48

10.10.2008, Burg Kriebstein

Schon mit den ersten Tönen ist deutlich zu spüren, dass die Performance sowohl gesanglich als auch musikalisch außergewöhnlich werden wird und nicht laute Klänge den Abend bestimmen. Es sind vielmehr ruhige und filigrane Töne, die den Instrumenten entlockt werden.

Konzerte von PERSEPHONE stehen für ein nicht ganz alltägliches Erlebnis. Die Musik ist alles andere als einfache Kost und die musikalische Umrahmung mit klassischen Instrumenten nicht unbedingt jedermanns Sache. Wer damit kein Problem hat, für den lohnt sich der Aufstieg zur Burg Kriebstein. Wer es bis zum Eingang geschafft hat, kann sich freuen, denn für Ortsunkundige kann die Suche nach der Burg schon mal zur Abenteuerreise werden. Doch die Strapazen sollen sich lohnen und sind beim Eintreten in den Burghof schnell vergessen. Er wurde schick mit Fackeln verziert, die dem Besucher den Weg zum Saal weisen. Dazu gibt sich heute Abend ein bezauberndes Burgfräulein in Gestalt von Sonja Kraushofer die Ehre. Was will man mehr? Mit dem Konzert wird die kleine "Coming Home"-Tour eröffnet, denn vor einigen Jahren begann auf der Burg die musikalische Live-Geschichte der Band.

Im bestuhlten Saal haben sich knapp 100 Gäste eingefunden, und jeder kann erahnen, dass es ein sehr persönliches, fast schon intimes Konzert werden wird. Durch den relativ überschaubaren Raum kann komplett auf die Tontechnik verzichtet werden, selbst ein Mikrofon für den Gesang ist unnötig. Das Licht des großen Deckenleuchters wird gedimmt, es wird regelrecht heimelig - fehlt eigentlich nur noch das Kaminfeuer. Die Musiker betreten den Saal, und als Letzte erscheint PERSEPHONE in einem weißen Kleid, das Gesicht von einem weißen Schleier verhüllt.

Mit 'Reflection' wird der Abend begonnen, während das Gesicht von Sonja weiter verdeckt bleibt. Nach einer Weile befreit sie einer der Musiker davon. Seitens der Musiker erfolgt kaum eine Gefühlsregung, sie wenden sich schon fast stur dem nächsten Stück zu, als ob das Publikum gar nicht da wäre. Man könnte meinen, sie leben gerade in ihrer eigenen Welt. Die Zuschauer sind anfangs von diesen fließenden Übergängen irritiert und wissen nicht genau, wann das Stück wirklich zu Ende ist. Es wird nur zögerlich applaudiert. Die bedrückend wirkenden Emotionen übertragen sich nach und nach auf das Publikum, das nach den ersten Stücken gänzlich auf den Applaus verzichtet, was absolut passend ist. Zwischen den Liedern herrscht stets eine unheimliche und beklemmende Stille, bei der man buchstäblich eine Stecknadel fallen hören kann. Es scheint, als ob die Zuschauer Teil der Welt geworden sind, die die Band mit ihrer Darbietung erschafft.

Gebannt lauschen alle dem Gesang von PERSEPHONE. Jeder versteht nun, dass der Einsatz von musikalischer Technik völlig unangebracht gewesen wäre, denn sonst hätte sich nie diese schaurig-schöne Atmosphäre entfalten können. Die Besucher hören deutlich, über welch musikalische Vielfalt und Kraft die Stimme von Sonja Kraushofer verfügt, denn es wird quasi ohne Netz und doppelten Boden gearbeitet. Egal, ob es ein kraftvoller Ausbruch ist oder leise gehauchte Worte, sie trifft jeden Ton perfekt. Die musikalische Begleitung wird mit Cello, Kontrabass und Percussions gestaltet und verschmilzt mit dem Gesang zu einer Einheit.

Nach ein paar Liedern befreit sie sich von ihrem weißen Gewand, unter dem sie ein anderes, schwarzes Kleid trägt. Immer wieder wandelt sie in verschiedenen Stimmungen durch den Gang und spielt etwas mit dem Publikum. Dabei strahlt sie einmal etwas Bedrohliches aus, so dass der Besucher vor Angst am liebsten unter seinen Stuhl kriechen würde. Ein anderes Mal wirkt sie eher zerbrechlich, gar kindhaft und weckt den Beschützerinstinkt. In diesen Gefühlsstrudel werden die Besucher gut anderthalb Stunde hineingezogen, und es erklingen unter anderem 'Guardian Angel' und 'Beautiful Prince'. Während einiger Instrumental-Teile flicht Sonja einen Blütenkranz.

Das Ende des Konzertes naht, als PERSEPHONE das Gesicht mit einem schwarzen Schleier verhüllt und ihr der Blütenkranz auf den Kopf gesetzt wird. Es erklingt zum Abschluss 'Coming Home'. Nach und nach legen die Musiker ihre Instrumente zur Seite und bauen sich links und rechts mit einer Kerze in der Hand neben der Sängerin auf. Es erklingt ein A-cappella-Gesang, der nochmals diese schaurige Stimmung entstehen lässt, die für den Abend typisch ist. Mit den letzten Tönen werden die Kerzen ausgeblasen.

Es dauert einen Moment, ehe die Stille durch den Applaus des Publikums, das erst wieder zu sich selbst finden muss, zerrissen wird. Minutenlang werden die Musiker gefeiert, und natürlich kommen sie zurück. Als Zugabe wird eine Coverversion des MADONNA-Klassikers 'Like A Prayer' präsentiert. Und Sonja betont dazu noch: "In Moll versteht sich!" Gelächter bricht kurz aus, doch mit den ersten Tönen verstummt es ganz schnell. Es folgt eine überaus gelungene Interpretation des Stückes, an der wohl selbst MADONNA ihre helle Freude hätte. Den Zuschauern gefällt es jedenfalls, und sie belohnen die Band noch einmal mit viel Beifall. Damit geht ein Konzert zu Ende, das allen Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben wird. Selten kann man die Musik und die Gefühle, die von ihr ausgehen, so intensiv spüren wie bei einem Konzert von PERSEPHONE.

Redakteur:
Swen Reuter

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