ORBIT CULTURE, GAEREA und ATLAS - München
31.10.2025 | 23:4329.10.2025, Backstage
Es groovt, groovt und groovt nochmal.
Auf dem Weg zur Nummer 1, oder wie lautet das Sprichwort nochmal? Denn ORBIT CULTURE gehört wohl zu den angesagtesten und gehyptesten Metal-Bands derzeit.
Nicht wenige prophezeihen der Gruppe eine große Zukunft. Mit ihrem neuen Album "Death Above Life" tourt sie durch Europa und macht Stopp in in München.
Wie sehr die Schweden in den letzten Monaten gewachsen sind, lässt sich nicht nur daran erkennen, dass das Konzert seit Monaten ausverkauft ist.
Beachtlich ist, dass die Skandinavier Anfang letzten Jahres noch im Feierwerk gespielt haben.
Nun gastieren sie im großen Backstage Werk. Das ist binnen eineinhalb Jahren mindestens eine Verdreifachung des Publikums.
Als Opener des Tages fungiert jedoch ein anderes Nordlicht: ATLAS aus Finnland.
Leider verpasse ich die ersten Minuten, weil vor dem Backstage Verkehrschaos herrscht und ich etwas weiter weg parken muss.
Ich betrete die Halle also zu Klängen, die sich nach modernem Metal mit etwas Metalcore und irgendwie auch leichten Djent-Einflüssen im Stile von TESSERACT anhören.
Der Mix kommt im Publikum ganz gut an, es bildet sich ein erster Pit. Besonders beeindruckend ist die enorme Bewegung auf der Bühne.
Die Band liebt wirklich jeden Moment ihrer Musik und lässt sich nicht davon abhalten, dass ein Großteil der Stage aufgrund des Aufbaus von ORBIT CULTURE gesperrt ist. Nach 30 Minuten geht schließlich ein gelungener Auftritt zu Ende.
Als mit GAEREA der Hauptsupport beginnt, ist das Backstage komplett gefüllt. Es ist sofort bemerkbar, dass es etliche Zuschauer gibt, die die Band kennen und schätzen. Mir geht es da anders, Post Black Metal ist nicht unbedingt mein Genre. Doch was ich dann erlebe, überrascht mich. Die portugiesische Gruppe zieht mich mit ihrer Show in den Bann.
Hauptgrund ist die Inszenierung der Band mit Bühnenoutfit, Stageacting, Lichtshow und vor allem der faszinierenden Gestik des Sängers. Immer wieder holen mich die melodischen oder ruhigen, atmosphärischen Elemente der Musik ab. Obwohl ich nicht jeden Moment der Musik mag, waren es für mich ganz starke 45 Minuten. Das Publikum sieht es ähnlich. Vor der Bühne wird ordentlich gemosht und die Band vollkommen zu Recht richtig gefeiert!
Um 21:45 Uhr steht endlich ORBIT CULTURE auf der Bühne und eröffnet mit dem Titeltrack der aktuellen Scheibe "Death Above Life".
Ehrlicherweise ist es für mich einer der schwächeren Songs der Platte. Live hat er trotzdem enormen Wumms und bringt das Publikum in Stimmung. Denn gut mitsingen lässt sich der Refrain definitiv!
Über das folgende 'The Storm' mit seinen Göteborger Melo-Death-Anleihen freue ich mich sehr, bevor 'The Tales Of War' die Groove-Maschine endgültig anwirft. Die Stimmung erreicht einen ersten Höhepunkt und direkt zu Beginn des Liedes verdoppelt sich der bereits vorhandene Pit.
Es ist beachtlich, dass ORBIT CULTURE bei derartigen Songs diesen brutalen Groove, den die Band bei Studioaufnahmen kennzeichnet, live problemlos herüberbringen kann. Nicht in Bewegung zu verfallen, ist dabei schier unmöglich, entsprechend begeistert geht das Publikum von vorne bis hinten mit.
Im Mittelteil tummeln sich schließlich Fanlieblinge wie das melodische 'From The Inside', das zur Hymne für ein ausgiebiges Massen-Crowd-Diving wird, sowie 'The Shadowing'. Von letzterem hat Sänger Niklas Karlsson bereits auf der letzten Tour berichtet, dass es vielen Menschen sehr viel bedeutet. Kein Wunder also, dass nun überall glückliche Gesichter zu sehen sind. Vor allem der Instrumentalpart am Ende des Stückes hat live nochmal eine viel eindringlichere Wirkung als auf Platte.
Ansagen gibt es sehr wenige, doch wenn Frontmann Niklas Karlsson ins Mikrofon spricht, wirkt er wie immer sehr sympathisch und geerdet. Er erinnert sich, dass ihr erster Aufritt in München im Jahr 2019 ebenfalls im Backstage war. Allerdings fand dieser im winzigen Club und nicht im großen Werk statt. Die anschließende Dankbarkeit für das Wachstum der Band glaubt man ihm sofort.
Trotz aller positiven Aspekte bin ich von der Lichtshow etwas genervt. Diese ist zwar gut gemacht, beleuchtet die Musiker jedoch ausschließlich von hinten. Weder Mimik noch das Spielen der Instrumente sind dadurch zu erkennen. Auf der Bühne bewegen sich somit nur Schatten und Schemen. Allerdings möchte ich einfach sehen, wie Musik funktioniert, die Musiker agieren und was sie ausstrahlan. Das führt für mich dazu, dass die Energie des Quartetts nicht komplett auf mich überspringen mag, obwohl es rein musikalisch genug Wumms auf die Ohren gibt.
Das Ende des Abends leitet ORBIT CULTURE mit 'While We Serve' ein, ein kurzer, kompromissloser Song, der ausschließlich dafür geschrieben worden ist, live Vollgas zu geben. Da wundert es nicht, dass sich Band und Publikum weiter nach vorne peitschen. Mittlerweile ist Musik auch im letzten Stückchen Knochenmark des Körpers angekommen und durchdringt mit ihrem Groove einfach alles.
Obwohl es ein guter Song ist, kann das folgende 'Hydra' leider nicht ganz daran anschließen. Generell fällt auf, dass ORBIT CULTURE eher auf die knackigen und eingängigen Songs setzt. Die Komplexität, die die Band ebenfalls zum Besten geben kann, schimmert nur manchmal durch. Ob diese Songauswahl am Wachstum liegt? Zum Ende beweisen sie ihre Ansprüche allerdings nochmal richtig. 'Vultures Of North' lässt als Abschluss keine Fragen mehr offen und präsentiert die Band in Hochform.
Wer knallharten Groove und manchmal mit etwas dicker Hose versehenen Metal liebt, wird mit ORBIT CULTURE einfach glücklich. Völlig egal, ob von Platte oder live. Mittlerweile besitzt die Band sogar so viele Hits, dass die Konzerte auch durchaus länger als 75 Minuten dauern dürften. Denn immerhin werden nur zwölf Lieder präsentiert, von denen die Hälfte naturgemäß von der aktuellen Platte stammt. Viel Platz in der Setliste für die großartigen Vorgängeralben gibt es also nicht. Vielleicht ist die kurze Spielzeit aber auch gut so. Denn es gibt keine Aussetzer und die Intensität ist wahnsinnig noch. Es ist ein Gig, der dem Publikum durch den ganzen Körper gefahren ist!
Text und Photo Credit: Dominik Feldmann
- Redakteur:
- Dominik Feldmann






