Nevermore / Arch Enemy - Ludwigsburg

30.10.2003 | 07:36

02.10.2003, Rockfabrik

NEVERMORE und ARCH ENEMY wieder komplett auf den Brettern! Glücklich schätzen konnte sich das Ludwigsburger Rofa-Publikum, stellte sich doch kurz vor dem Konzert heraus, dass ARCH ENEMY-Sängerin Angela Gossow endlich wieder von ihrer Erkältung genesen sei und am Abend das Haus rocken würde. Fein!
Als allerdings nicht ganz so fein entpuppte sich der Stau auf dem Weg zum Veranstaltungsort: Ein mittelkatastrophales Verkehrschaos hatte in den frühen Abendstunden sämtliche Anbindungen gen Ludwigsburg so gut wie lahmgelegt. Und zwei Stunden für eine Strecke zu verbraten, die man normalerweise in 45 Minuten zurücklegt, zehrt doch sehr an den Nerven.
Dass sich außer uns noch ein weiterer guter Prozentsatz an Besuchern mit der Anfahrtszeit verschätzt hatte, zeigte die relativ dünn besiedelte Rockfabrik bei Eintreffen, kurz vor dem (glücklicherweise leicht verzögerten) Auftrittsbeginn von ARCH ENEMY. Schade für die Band, aber gegen den allmächtigen Straßengott kann eben nicht mal eine so klasse Kapelle wie der Deutsch-Schwedische Hybrid ankommen… .

Rasant und wuchtig legten ARCH ENEMY mit 'Silent Wars' ihrer aktuellen Killer-Scheibe "Anthems Of Rebellion" vor dem staudezimierten Publikum los. Im Mittelpunkt (ganz klar): Fronterin Angela, die so manche Kinnlade zum meterweise Absacken brachte – und das nicht nur wegen ihres kraftvoll-sexy Auftretens. Unglaublich, was die Frau nicht nur auf Platte sondern auch live aus ihren Lungen zu pressen vermag, dagegen sehen manche männliche Kollegen sehr alt aus. Untermalt von einer nicht überladenen, dennoch effektvollen Lightshow und bei gutem Sound kredenzten ARCH ENEMY in Folge primär Kracher der "weiblich ausgelegten" aktuellen Platte und Vorgänger "Wages Of Sin", einzig 'Bridge Of Destiny' kündete von früheren "Stigmata"-Zeiten, fügte sich aber nahtlos in den Set ein. Da ließ sich auch das Publikum – trotz geminderter Anzahl – gern mitreißen.
Eigentlich ein wirklich guter Gig, hätten Angelas Kollegen sich nur ein Beispiel an der Energie ihrer Frontfrau genommen und selbst die Handbremse etwas mehr gelockert. Nächstes Mal nicht so zurückhaltend, meine Herren!

Setlist ARCH ENEMY:

Silent Wars
Heart Of Darkness
We Will Rise
Burning Angel
Dead Eyes See No Future
Bridge Of Destiny
Dead Bury Their Dead
Ravenous


Als die Jungs aus Seattle die Rofa-Bühne erstürmten, hatten sich bereits merklich mehr Leute – die während des ARCH ENEMY-Gigs wohl noch fluchend und zeternd im Stau gesteckt hatten – im immer mehr beengten Vorführraum eingefunden. Und mit 'Inside Four Walls' gab's auch gleich mächtig NEVERMORE auf die Ohren. Teils leicht angeheitert (der gute Warrel schockierte gar ziemlich mit erheblich rotem und aufgedunsenem Gesicht), aber extremst gut aufgelegt legte sich der Vierer von Anfang an ins Zeug und erntete dafür entsprechend ikonenhaftes Abfeiern. Stagediver ließen sich nicht lange bitten und gehörten spätestens nach dem als Drittes aufgetischten 'Sea Of Possibilities' zu den Bühnen-Stammgästen; da mochte der Kopf versehentlich noch so oft mit voller Wucht gegen die Bühnenkante knallen. Als besonders hartnäckig erwies sich ein etwas beleibteres männliches Exemplar mit Bandana, das, sobald auf der Stage angekommen, stets in huldvoller Anbetung vor Warrel auf die Knie ging, bevor es ab zurück in die Masse ging (in der er aufgrund seiner Leibesfülle jedoch immer sofort kopfunter verschwand).
Ausgewogen gemischt aus alt und neu packten NEVERMORE im weiteren Verlauf des Abends Schätze aus ihrem gesamten Backkatalog aus, aktuellere Scheiben wie die neue "Enemies Of Reality" und "Dead Heart In A Dead World" wechselten sich ab mit "Nevermore"-, "In Memory"-, "Dreaming Neon Black"- und "Politics Of Exstacy"-Ablegern und sorgten für begeistere Stimmung unterm Rofa-Dach. Ein besonderes Highlight: Die Kombination 'Dead Heart In A Dead World'/'The Heart Collector', dessen Bass-Intro Jim Sheppard allein im Spotlight bestritt, um dann im Anschluss wuchtig von den Kollegen unterstützt zu werden.
Neue "Sportarten" entdeckten Warrel – der immer wilder und irrer über die Bühne fegte, seine brillante Stimmform jedoch 1 A beibehielt – und Flitz-Gitarrero Jeff Loomis schließlich ab 'Enemies Of Reality': Stagediver-von-der-Bühne-schubsen und Wie-weit-kommt der-Stagediver. Zu 'The Seven Tongues Of God' schaffte es, nach einigen Anläufen und unter Anfeuerungen der Band, denn auch endlich ein junger Bühnentaucher, die komplette Runde von der rechten Seite der Stage quer über das gesamte Publikum bis zurück auf die linke Bühnenseite zu machen. Kindliche Freude allerseits, das nennt man Sportsgeist! ;-)
Das getragene 'Tomorrow Turned Into Yesterday' läutete den offiziellen Schluss des Sets ein, die bereits einsetzenden "Zugabe"-Rufe konnten jedoch von Meister Dane schnell eingedämmt werden: "You want one more? What about two? Well, we can decide by ourselves!" Gesagt getan, mit 'Who Decides', 'Engines Of Hate' und dem obligatorischen, eigenwillig-genialen SIMON & GARFUNKEL-Cover 'Sound Of Silence' als Finale (und einem Meer an Fans auf der Bühne) fand das Konzert nach fast zwei Stunden sein Ende.
Eigentlich hätten NEVERMORE nach meiner Ansicht (und sicher auch der aller Anwesenden) gleich noch mal locker zwei Stunden dranhängen können, was für ein geiler Gig, an Power kaum zu überbieten! Aber der Tourbus wartete schon, um die Jungs in die nächste Stadt zu karren. Schade. Bleibt also nur zu hoffen, dass Seattle's finest sich in Bälde wieder in Süddeutsche Breitengrade verirren... .

Setlist NEVERMORE:

Inside Four Walls
Never Purify
Sea Of Possibilities
Garden Of Grey
Lost
In Memory
Narcosynthesis
Dead Heart In A Dead World Intro
The Heart Collector
Ambivalent
Enemies Of Reality
No More Will
The River Dragon Has Come
Seven Tongues Of God
Tomorrow Turned Into Yesterday
---------------------------------------
Who Decides
Engines Of Hate
Sound Of Silence

Redakteur:
Kathy Schütte

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