Manowar - Zwolle

22.12.2002 | 08:00

20.12.2002, Ijsselhallen

Das letzte Konzert der diesjährigen MANOWAR-Tournee fand in der holländischen Stadt Zwolle in der Ijsselhallen statt. Diese war recht gut besucht, ich schätze mal, dass etwa 5000-6000 Fans anwesend waren.
Pünktlich um 20.00 Uhr begannen BLUDGEON ihren Supportgig, der mich aber in keinster Weise überzeugen konnte. Der simpel heruntergeholzte Deathmetal der Jungs war mir einfach zu strukturlos und langweilig. Die im Backdrop angepriesenen Western-Einflüsse suchte man bei BLUDGEON jedenfalls vergeblich. Zudem wusste die Band mit originellen Ansagen der Marke „You gonna burn in Hell“ oder „Get on your knees and suck my dick, you son of a bitch“ zu „überzeugen“ was den schlechten Eindruck noch verstärkte. Fazit: Braucht kein Mensch.

MANOWAR ließen sich dann ewig lang bitten und nach einer unverschämt langen Umbaupause von fast einer Stunde bequemte man sich nach dem obligatorischen Orson Welles Intro dann endlich auf die Bühne. Zu dem Set muß man keine Worte mehr verlieren, da es mit dem der Deutschlandkonzerte bis auf das ersatzlos gestrichene „Herz Aus Stahl“ 100%ig identisch war.
Meiner Meinung nach war die Songauswahl nicht gerade optimal, es wurde viel zu viel vom Durchschnittswerk „Louder Than Hell“ gespielt, und anstatt Gähner wie „Brothers Of Metal“ oder „The Gods Made Heavy Metal“ hätte ich gerne den ein oder anderen Klassiker der Marke „Fighting The World“, „Heart Of Steel“ oder „Metal Warriors“ gehört – aber man kann nicht alles haben.
Kommen wir also zum eigentlichen Konzert, und da muß ich leider sagen, dass ich größtenteils relativ enttäuscht war.
Da ich sehr weit vorne links stand hatte ich einen sehr guten Blick auf die Bühne und besonders auf Joey.
Dieser verzog von Anfang an keine Miene, und es hatte über die ganze Spielzeit den Anschein, dass dieser Mann einfach nur noch seinen Job macht. Jede Bewegung, jedes Haareschütteln, jede geballte Faust wirkte derart einstudiert und einfach nur runtergespult, dass es schon fast traurig war. Null Spontaneität. Zudem merkte man ihm an, dass er offenbar schlechte Laune hatte, was wohl am Sound in der Halle lag. Ich persönlich fand den zwar Klasse, aber Joey und Eric Adams ließen keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, wie schlecht der Sound sei und dass sie in diesem „fuckin‘ venue“ garantiert nicht noch einmal spielen würden. Das tat der Stimmung in der Halle natürlich nicht besonders gut.
Auch Gitarrist Karl Logan blieb meiner Meinung nach blaß. Etwas wie Ausstrahlung hat er sowieso nicht und spieltechnisch hab ich da auch schon bessere gesehen. Scott Columbus an den Drums machte hingegen einen guten Job. Brillant und auf voller Linie überzeugend: Eric Adams. Was für ein Sänger. Egal ob der schöne Chorus von „Master Of The Wind“ oder die aggressiven Schreie bei „House Of Death“ – Eric war einfach nur genial und stimmlich absolut gigantisch. Zudem war er der einzige auf der Bühne, der sichtlich Spaß hatte und ständig nur am Lachen war. So bekam er beispielsweise einen mittelschweren Lachkrampf als Joey beim Saitenausreißen die letzte Saite früher als geplant riss und er
entsprechend verdattert aus der Wäsche blickte.
Da es sich ja um die letzte Show der Tournee handelte, durfte man gespannt sein, ob sich die Crew etwas für MANOWAR ausgedacht hatte – und tatsächlich. Nach dem Akustikset (bei dem zum ersten Mal so was wie Stimmung oder Magie in der Luft lag) wurde plötzlich „All I Want For Christmas Is You“ vom Band gestartet und eine weihnachtlich gestylte Stripperin betrat die Bühne. Diese ließ dann zu Madonnas „Erotica“ sämtliche Hüllen fallen und schawenzelte verführerisch um die Band herum. Und auch hier bestätigte sich der Eindruck: Während Karl lethargisch auf die Stripperin blickte, Eric sich halb totlachte und sichtlich Spaß an dem Gag hatte, machte Mr. DeMaio erneut keinen Hehl aus seiner schlechten Laune und sah sich die Einlage total gelangweilt und mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. Scott Columbus schoß derweil eifrig Fotos von der Tänzerin.
Die Idee der Band, die Kleidungsstücke der Tänzerin ins Publikum zu schmeißen, fand diese natürlich nicht so toll, da sie sie wohl eigentlich ganz gerne wieder angezogen hätte. Jedenfalls schien sie nicht sehr erfreut darüber zu sein, dass Ihre Klamotten unter den Fans reißenden Absatz fanden....*g*
Zur Zugabe fuhr man dann mit Harleys auf die Bühne (wobei Joey erstaunlicherweise als einziger KEINE Frau auf dem Soziussitz hatte) und ballerte dem Publikum „Outlaw“, „The Power“ und „House Of Death“ um die Ohren. Dieser Part des Gigs konnte mich dann endlich auch überzeugen, was besonders wieder an Eric Adams und dessen unglaublicher Gesangsleistung bei „The Power“ lag.
Joeys obligatorische Rede fiel Gott sei Dank sehr kurz aus (4, 5 Minuten) und bestand hauptsächlich aus dem Vorlesen sämtlicher Namen der Crewmitglieder, was ich eine nette Geste gegenüber der Crew fand.
Zum finalen „Black Wind, Fire And Steel“ betrat Eric dann mit Weihnachtsmann-Mütze und weißem Vollbart die Bühne. In Kombination mit seinen Lederklamotten sah das einfach derart schräg aus, dass selbst Joey sich das erste Lächeln des Abends abringen konnte. Eric himself bekam dann während des Singens einen erneuten Lachanfall, wahrscheinlich stellte er sich gerade vor, wie bescheuert er wohl aussehen musste....*g*.
Als Outro gab es dann wie immer „The Crown And The Ring“ aus der Konserve bevor nach exakt 2 Stunden (inklusive Soli, Stripeinlage und Harleygeknatter) die Lichter wieder angingen.
Fazit: Insgesamt war ich leider relativ enttäuscht von der Show, da alles irgendwie zu einstudiert und leblos wirkte. Lediglich Eric Adams rettete meiner Meinung nach diesen Gig vor einer Riesenenttäuschung und der kompletten Langeweile. Schade...


Setlist:
Manowar
Brothers Of Metal
Spirit Horse Of The Cherokee
Warriors Of The World
Kill With Power
Solo Karl Logan
I Belive
Call To Arms
Kings Of Metal
Sign Of The Hammer
Solo Joey DeMaio (Sting Of The Bumblebee
The Gods Made Heavy Metal
Hail And Kill
-----------------------------------------------
Medley:
Swords In The Wind
Master Of The Wind
Courage
All I Want For Christmas Is You / Erotica (Strip-Show)
-------------------------------------------------
Outlaw
The Power
House Of Death
Black Wind, Fire And Steel
The Crown And The Ring (Outro)

Tobias Denstädt


Redakteur:
Gastautor

Login

Neu registrieren