FINNTROLL/ENSIFERUM - Weert/NL

24.04.2004 | 09:09

15.04.2004, De Bosuil

`Die Finnen kommen´ lautete das Motto an diesem Abend. Gleich drei melodische Death/Black-Metal-Bands aus dem Land der tausend Seen hatten sich für diese Tour zusammengeschlossen und machten am zweiten Tag ihrer gemeinsamen Reise Halt in Weert, wo leider nur ca. 120 Zuschauer ihrem Ruf gefolgt waren. Schade drum, denn rein musikalisch war dieser kurze Abend ein echtes Highlight und die drei Gruppen hätten auf jeden Fall einen ganzen Haufen mehr Fans verdient.

THE WAKE

Los ging es um kurz nach 20Uhr mit THE WAKE, die bis auf `Down Groove´ ausschließlich Material von ihrem Debütalbum „Ode To My Misery“ präsentierten. Das scheue Publikum wusste zunächst nicht viel mit der sehr jungen Band anzufangen, doch schon nach dem ersten Song `Souls Encounter´ gab es lautstarken Applaus und man traute sich einen Schritt weiter nach vorne. Trotzdem, der Platz direkt vor der Bühne bleib während des kompletten halbstündigen Gigs leer und das, obwohl THE WAKE eine sehr überzeugende, spielfreudige Performance ablieferten. Nur an den Ansagen sollte man noch ein bisschen arbeiten, da dies so emotionslos und gelangweilt herüberkamen, dass sie einen unnötigen Kontrast zur restlichen Show darstellten. Ansonsten gab es bei THE WAKE aber rein gar nichts zu meckern und als man mit „Failed Generation“ nach sieben flotten melodischen Death-Metal-Songs das Set beendete hatte man unter Garantie einige neue Gönner gefunden.

ENSIFERUM

Bereits mit ihrem Debüt waren mir ENSIFERUM mehr als positiv aufgefallen, doch was sie am heutigen Abend ablieferten, war einfach nur obergeil! Ein recht langes Intro kündigte die Show der finnischen Wikinger an, die im folgenden ein wahres Feuerwerk abbrannten. Sei es nun die heroischen Melodien, der tolle Backing-Gesang oder die aggressiven Shouts: alles kam genau so perfekt herüber wie auf CD, nur eben einen kleinen Tick flotter.
Die Fans dankten es ihnen, klatschten von Anfang an mit und in den ersten Reihen wurden auch die ersten Headbanger gesichtet. Mit `Iron´ stellten ENSIFERUM schon einmal den Titeltrack des demnächst erscheinenden zweiten Albums vor, gefolgt vom vorläufigen Höhepunkt `Old Man´. Die Stimmung war am Siedepunkt und dann plötzlich das: nach einer viel zu kurzen halben Stunde mussten auch ENSIFERUM das Feld räumen, taten dies aber in Form von `The Battle Song´ mit Würde. Mensch noch, von dieser Band hätte ich gerne noch viel mehr gesehen, aber wenn das anstehende Material genau so stark ausfällt, wie der erste Vorgeschmack, dann werden wir ENSIFERUM sicher noch öfter auf Tour erleben. Solch eine Band sollten sich die Wacken-Veranstalter mal merken, die Jungs hätten auf jeden Fall ein größeres Publikum verdient.

FINNTROLL

Wenn man bedenkt, dass FINNTROLL fast eine halbe Stunde lang brauchten, um ihre Bühne zu präparieren, ärgert man sich schon ein bisschen über den kurzen Set von ENSIFERUM. Aber lassen wir das und konzentrieren uns auf die Show der Headliner, die einen bunten Querschnitt ihres bisherigen Schaffens präsentierten. Der Schwerpunkt lag dabei aber überraschenderweise beim Debüt „Midnattens Widunder“, welches gleich mit fünf Nummern abgedeckt wurde. Neben dem Titelsong waren es gerade das bekanntere `Rivfader´´ sowie `Segersang´, die in der ersten Hälfte Punkte einfahren konnten. Es war aber eigentlich egal, was FINNTROLL nun spielten, die Fans fraßen der Band von der ersten Minute an aus der Hand und tanzten, bangten und klatschten zu den Humppa-Klängen mit. Das war aber bei der großen Anzahl von FINNTROLL-Shirt-Trägern im Vorfeld gar nicht anders zu erwarten.
Dass die Finnen darüber hinaus eine sehr lustige Truppe sind bewiesen sie vor allem mit den Ansagen. Sänger Wilska hatte zu jedem Song eine kleine Geschichte zu erzählen, kündigte dabei aber manchmal auch versehentlich den falschen Song an, wie z.B. vor `Jakten`s Tid´.
Aber auch das machte nichts, denn wie gesagt, FINNTROLL räumten an diesem Abend kräftig ab und boten eine sehr gute Show, die schlussendlich aber das selbe Manko hatte, wie die Gigs der vorangegangenen Bands: sie war einfach viel zu kurz. Nur knappe 50 Minuten waren vergangen als das finnische Sextett mit `Svartberg´ ihren Auftritt beendeten und das war im Endeffekt schon ein bisschen enttäuschend, da die Finnen mittlerweile aus einem Fundus von drei ganzen Alben und zwei Mini-CDs schöpfen können.
Das änderte zwar nichts an der Tatsache, dass Songs wie`Svampfest´, `Nattfödd´, `Fiskarens Fiende´ oder `Trollhammaren´ gnadenlos geil waren, verlieh dem ganzen einen arg bitteren Beigeschmack. Um sich an der Spitze dieses Genres zu behaupten sollte auf jeden Fall beim nächsten Mal mehr herumkommen, auch wenn die Show sehr großen Spaß gemacht hat.

Fazit: In Weert spielten an diesem Abend drei sehr starke Bands auf, bei denen sich am Ende nur die Frage stellt, warum jede einzelne Gruppe nicht eine Viertelstunde länger gespielt hat. Dann wäre auch der Rezensent restlos überzeugt gewesen...

Redakteur:
Björn Backes

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