DEF LEPPARD / SKID ROW / RICKY WARWICK - Stuttgart

02.12.2003 | 04:15

10.11.2003, Congreßzentrum

Fans von DEF LEPPARD sind in Deutschland ja nicht gerade verwöhnt. Datiert doch der letzte Besuch der einstigen NWOBHM-Helden noch aus dem Jahre 1996 anlässlich der “Slang“-Tour. Trotzdem fand der heutige Auftritt nicht den erwarteten Zuspruch, so dass das Stuttgarter Congreßcentrum B nur zu zwei Dritteln gefüllt war. Ob dies an der schwachen letzten Veröffentlichung “X“ liegt, sei einmal dahingestellt. Persönlich bevorzuge ich natürlich auch die älteren Scheiben in Form von “Pyromania“ oder “Hysteria“, dennoch verschließe ich mich nicht dem neueren Material und kann auch diesen Songs etwas abgewinnen.

Der Abend sollte sich jedoch schwieriger als erhofft gestalten. Nachdem ich kurz vor 20 Uhr bei der netten Dame an der Abendkasse vorstellig wurde und nach der Vorlage meines Akkreditierungsschreibens einschließlich Bestätigung mein Begehren bezüglich der Herausgabe eines Fotopasses kund tat, teilte mir dieselbige mit, dass mein Name nicht auf den entsprechenden Listen zu finden sei. Quo Vadis? Auf ins Produktionsbüro! Begleitet von einem Security schritt ich durch die heiligen Hallen und wurde an entsprechender Stelle geparkt. Ich benutze absichtlich diesen Ausdruck, da mein Wunsch erst nach 45 Minuten befriedigt wurde und ich dank dieser Aktion leider nur noch das letzte Stück von RICKY WARWICK miterleben durfte. Trotz allem gilt mein Dank Mike, dem netten Tourmanager von SKID ROW, der sich meiner annahm. Die Verzögerung sollte sich im Nachhinein nicht gerade als Nachteil herausstellen, glaubt man den Worten anwesender Augen- und Ohrenzeugen. Wer den Namen RICKY WARWICK hört, verbindet diesen zumeist mit den guten alten THE ALMIGHTY-Zeiten, in denen der Brite mit seinen Mitstreitern noch ordentlich jede Halle rockte. Doch die scheinen offenbar vorbei zu sein. Lediglich mit einer Akkustikgitarre bewaffnet, erschien dieser auf der Bühne und gab gänzlich unverstärkt Stücke seines aktuellen Albums “Tattoos And Alibis“ zum Besten. Die Anteilnahme der Anwesenden ist irgendwo zwischen gleichgültig und gelangweilt anzusiedeln. Schade eigentlich.

Da sich DEF LEPPARD aber den Luxus erlaubten mit SKID ROW einen zweiten Support-Act mit auf Tour zu nehmen, hält sich der Schaden in Grenzen. Wobei sich auch im Hause SKID ROW in den letzten Jahren einiges getan hat und die New Yorker seit 1997 ohne ihr einstiges Aushängeschild in Form von Sänger Sebastian Bach auskommen müssen. Dessen Ersatz Johnny Sollinger sowie die letzte Scheibe “Thickskin“ sind mir bislang gänzlich unbekannt. Da ich SKID ROW jedoch schon dreimal livehaftig erleben durfte, ist mir die brachiale Liveenergie noch in bester Erinnerung. Was sich bis zum heutigen Tage auch nicht geändert hat, wie der Einstieg ‘Slave To The Grind‘ bewies. Optisch hat sich in den letzten Jahren jedoch einiges verändert. So sind Stretchjeans und Cowboy-Boots gegen Overall und Worker-Schuhe getauscht worden. Lediglich der neue Frontgaul Johnny Sollinger präsentiert sich noch stilecht verpackt in Lederhose mit dem dazugehörigen Cowboy-Hut, dieser wird dem gebürtigen Texaner aufgrund seiner Herkunft jedoch verziehen. Musikalisch hat sich wenig geändert. Leidenschaftlich zu Werke gehen die Jungs immer noch und auch der neue Sänger macht seinen Job ordentlich, auch wenn er nicht ganz die Güte seines Vorgängers erreicht. Ist aber auch nicht verwunderlich! Sebastian Bach war wie ein unruhiges Tier auf der Bühne unterwegs und zog aufgrund seiner Optik zumindest alle weiblichen Blicke auf sich. Die intonierten neuen Stücke ‘Thickskin‘ und ‘New Generation‘ kommen live auch ganz ordentlich rüber, so dass der nach dreißig Minuten mit ‘Youth Gone Wild‘ endende Auftritt, als gut eingestuft werden kann.

Setlist SKID ROW:

Slave To The Grind
New Generation
18 And Life
I Remember You
Thickskin
Youth Gone Wild

Nach einer kurzen Umbaupause sind dann die fünf älteren Herren aus Sheffield dran. Obwohl vom Schicksal bislang heftigst gebeutelt, sind die Briten auch im Jahr 2003 immer noch im Geschäft. Nachdem schon in der Anfangsphase der 1975 in Sheffield gegründeten Band, der Ur-Gitarrist Pete Willis aufgrund massiver Alkoholprobleme durch Phil Collen ersetzt werden musste, traf es DEF LEPPARD in der Neujahrsnacht 1984 erneut sehr hart. Schlagzeuger Rick Allen verlor bei einem Autounfall seinen linken Arm und sprang dem Tod noch einmal von der Schippe. Dank einer Spezialanfertigung kann dieser weiterhin die Felle seines Drumkits gerben. Den letzten Rückschlag musste man dann mit dem Tod des Leadgitarristen Steve Clark wegstecken, der im Jahre 1992 nach jahrelanger Alkoholabhängigkeit verstarb. Sänger Joe Elliott sagte einst in einem Interview: “Die meisten Mitglieder in der Band haben ihre Familie, die Musik und den Fußball. Steve hatte nur seine Gitarre und die Flasche!“.
Doch nun schreiben wir das Jahr 2003 und DEF LEPPARD sind mit dem mehr oder weniger neuen Album “X“ im Gepäck auf Rundreise. Die Euphorie unter den Zuschauern war natürlich groß, nachdem Joe Elliott gänzlich in schwarz gekleidet die Bühne betrat und gleich mit dem Coverstück ‘Action‘ von THE SWEET loslegte. Der 44-jährige Frontmann ist noch bestens bei Stimme, wobei seine Bewegungsabläufe nicht mehr allzu flott sind und eher etwas hüftlahm wirkten. Was man von den Gitarristen Phil Collen und Vivian Campbell nicht behaupten kann. Phil entledigt sich schon nach wenigen Minuten seines schwarzen Shirts und präsentiert sich wie gewohnt mit freiem Oberkörper und durchtrainiertem Body. Die Rhythmussektion mit Bassist Rick Savage und Schlagwerker Rick Allen lief ebenso geschmiert und die Bewegungsfreudigkeit der Mitmusiker glich die leichten Defizite des Frontmanns aus.
Nachdem die Band im Jahre 1999 auf dem europäischen Kontinent nur in England zu bewundern war, ist die Fanschar vor der Bühne natürlich ausgehungert und nimmt Klassiker wie ‘Fooling‘ oder ‘Photograph‘ dankbar an. Ans Publikum gerichtete Ansagen wie “Stuttgart ist das beste Konzert auf der bisherigen Tour“ tun ein Weiteres und verfehlen natürlich nicht ihre Wirkung. Die Zeiten der spektakulären und opulenten Bühnenshows, wie damals bei der “Hysteria“-Tour, gehören jedoch der Vergangenheit an. Man konzentriert sich nur noch auf das Wesentliche und dies ist nun einmal die Musik. Unterstützt wird die Darbietung mit einer effektiven und dezenten Lichtshow.
Vom neuen Album fanden mit ‘Now‘, ‘Long Way To Go‘ und ‘Four Letter Word‘ nur drei Stücke den Weg ins Programm. Wobei ich es schade finde, dass das balladeske ‘Unbelievable‘ übergangen wurde und man in Zukunft wohl auf eine Liveumsetzung der meisten “X“-Stücke vergebens warten wird. Ansonsten gab es an der Songauswahl nichts zu mäkeln. Die größte Berücksichtigung im Set fand das “Hysteria“-Album mit sechs Stücken. Wobei der Millionenseller mit Stücken wie ‘Photograph‘, ‘Pour Some Sugar On Me‘ oder ‘Women‘ auch über das meiste Hitpotential verfügt. Die Band spulte gewohnt lässig und gekonnt ihr Programm ab, ohne jedoch wirklich für Überraschungsmomente zu sorgen. Dennoch war das Auditorium dankbar und feierte die Briten ab.
Ich persönlich habe nichts zu bemängeln, bis auf die Tatsache, dass der ein oder andere Song aus der “High’n’Dry“- oder “On Through The Night“-Phase in Form von ‘Bringing On The Heartbreak‘ oder ‘Hello America‘ dem Programm gut zu Gesicht gestanden und für Überraschungsmomente gesorgt hätte. Alles in allem war es dennoch ein gelungener Abend der Rockveteranen der mit ‘Rock Of Ages‘, ‘Love Bites‘ und ‘Let’s Get Rocked‘ nach gut anderthalb Stunden sein Ende fand.

Setlist DEF LEPPARD:

Action
Make Love Like A Man
Foolin‘
Women
Hysteria
Long Way To Go
Four Letter Word
Promises
Two Steps Behind
Now
Rocket
Armageddon It
Photograph
Animal
Pour Some Sugar On Me
Rock Of Ages
Love Bites
Let’s Get Rocked

Redakteur:
Frank Hameister

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