TOXIK - III Works

27.01.2023 | 23:28

Ein Re-Release der besonderen Art mit vielen spannenden Titeln.

Ich gebe es zu: Das TOXIK-Material der letzten Dekade war mir immer nur als "vorhanden" bekannt. Gehört hatte ich es nie bewusst, es sei denn, dass auf dem "Keep It True"-Festival, auf dem die Band mal aufgetreten war, etwas davon gespielt wurde. Im Ohr habe ich jedenfalls nur Material der beiden Klassiker-Alben "Think This" und "World Circus" aus den späten achtziger Jahren; auch das letzte Album lief bisher an mir vorbei. Das wird sich trotz der teils durchwachsenen Rezensionen sicher noch ändern (Es sei aber erwähnt: Der Kollege Andrae bei uns war begeistert).

Nun flatterte mir diese schicke Box ins Haus, die gerade bei Massacre Records wiederveröffentlicht wird:

"III Works" hieß schon eine Zusammenfassung der drei Veröffentlichungen aus der letzten Dekade, die auch bei No Dust Records zu haben war. Mit größerem Label und neuem Album im Background gibt es eine begründete Hoffnung, dass es jetzt zu einer stärkeren Verbreitung kommt.

Da das Line-up hochgradig instabil war, gibt es im schön, aber nicht überragend aufgemachten Digipack immer auch die Information, wer eigentlich gerade beteiligt war. Gitarrist Josh Christian war als einziger auf allen drei Veröffentlichungen zu hören.

Den Anfang macht "In Humanity", ein Demo, das 2014 in New York aufgenommen wurde. Die Musik ist für Demo-Verhältnisse großartig produziert, Sänger Mike Sanders, der auch auf "World Circus" zu hören war, macht eine sehr gute Figur. Der technisch etwas abgefahrene, aber nie unnachvollziehbare Thrash kann mich jedenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Positiv fallen die Gitarrenharmonien auf. Bassist Bill Bodily (mittlerweile bei FLOTSAM & JETSAM) geht leider etwas unter. Positiv fällt auch das Drumming von Jason Bittner auf, der davor bei SHADOWS FALL erfolgreich war und mittlerweile für OVERKILL trommelt. Als Song-Highlight möchte ich gerne 'Crooked Cross' nennen, das auch auf einer der Achtziger-Scheiben problemlos hätte bestehen können. Insgesamt fällt das Demo aber überhaupt nicht ab und sollte für Bandfans Pflicht sein.

Weiter geht es mit "Breaking Clas$" aus dem Jahr 2017. Hier handelt es sich um eine EP, die ebenfalls in New York aufgenommen wurde. Als Sänger ist hier Charlie Sabin dabei gewesen. Er hat sonst keine nennenswerten Meriten nachzuweisen, macht seinen Job aber auf jeden Fall ordentlich. Der wieder mal sehr hektische Thrash ist auf dieser EP etwas moderner produziert worden, doch trotzdem finde ich, dass auch diese Songs absolut hörenswert sind. Der heutige Bassist Shane Boulos ist hier mittlerweile eingestiegen, ebenso wie der Drummer James DeMaria, der mittlerweile auch bei HEATHEN aktiv ist und dort das letzte Album eingespielt hat. Der Titelsong ist für mich definitiv das Highlight einer sehr feinen EP. Erwähnt sei hier das schöne Coverartwork von Mario Lopez, der unter anderem auch für BREITENHOLD, CRYSTAL VIPER, EVIL INVADERS, HITTEN, POSSESSOR (das wunderbare "City Built With Skulls"-Cover!), SPACE CHASER und THEM Artworks erstellte, im Underground also wirklich eine große Nummer ist.

"Kinetic Closure" aus dem Jahr 2018 (Veröffentlichungsdatum) wurde im Vorjahr in New York aufgenommen und ist im Grunde ein vollständiges Studioalbum. Das Artwork stammt wieder von Lopez und hat eine vergleichbar hohe Qualität. Natürlich wurde aber mal wieder am Line-up geschraubt. Allerdings gibt es diesmal "nur" einen neuen Sänger, Ron Iglesias. Kaum zu glauben, aber wahr: Es handelt sich um jenen Iglesias, der auch das aktuelle Album eingesungen hat. Da Iglesias mein Jahrgang ist (1988), ist er natürlich deutlich jünger als der TOXIK-Chef (und einzige Konstante) Josh Christian, der sein Vater sein könnte (Jahrgang 1965). Na jedenfalls: 41 Minuten sind schon eine Hausnummer als Veröffentlichung, das ist ein vollwertiges Album. Was ist die Einschränkung? Nun, es handelt sich um die Neuaufnahme alter Klassiker von den ersten beiden Studioalben, aber eben mit dem neuen Sänger. Das heißt, das Songmaterial kann man schon mal nicht bemängeln. Da ich auch weder an der Gesangsleistung noch an der Instrumentierung oder der Produktion etwas auszusetzen habe, ist die Scheibe grundsätzlich uneingeschränkt hörenswert. Die Frage ist nur: Wer hört sie, wenn er beide Klassiker-Alben besitzt? Sie sind ja gut erhältlich.

Insgesamt ist "Works - III" also eine uneingeschränkt hörenswerte Compilation mit großartigem Material. Die Neueinspielungen sind sicher nicht zwingend, der Rest ist aber durchweg hochklassiges Material mit spannenden unterschiedlichen Sängern, die jeweils wirklich gut sind. Auch beim Sound gibt es nichts zu mäkeln. Da auch der Preis echt super ist, kann ich diese Veröffentlichung allen Fans der Band bedingungslos ans Herz legen.

Redakteur:
Jonathan Walzer

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