MAUSOLEUM GATE - Interview mit Gitarrist Count LaFey

21.11.2025 | 14:47

Ziemlich pünktlich zum Release des dritten Albums "Space, Rituals And Magick" hatte ich die Gelegenheit, mit Gitarrist Count LaFey ein paar Worte zu wechseln.

Hey Johan. Ich hoffe, bei dir ist soweit alles ok. Euer neues Album "Space, Rituals And Magick" ist nun bereits einige Tage draußen. Wie fallen denn bisher die Reaktionen so aus und konntet ihr schon möglichst viele Kopien an die Frau bzw. an den Mann bringen?

Läuft ganz gut, danke der Nachfrage! Ich glaube, die Reaktionen waren echt super. Vielleicht sogar die besten, die wir bisher für ein Album bekommen haben. Wir sind total happy und ein bisschen überrascht. Wie viele Kopien verkauft wurden, kann ich nicht sagen, darum kümmert sich Cruz Del Sur, unser Label. Soweit ich weiß, haben die im Moment noch Vinyls und CDs auf Lager.

Ich hatte ja im Vorfeld etwas die Befürchtung, dass die Line-up-Wechsel ein wenig die Bandchemie durcheinanderbringen würden. Aber zum Glück falscher Alarm: Bereits der erste Durchlauf ließ mir ob der verdammt hohen Qualität die Kinnlade runterfallen. Das neue Album ist einfach nur fantastisch und ein Grower im wahrsten Sinne des Wortes!

Danke dir! Also, dieses Mal habe ich mich persönlich voll auf die Melodien konzentriert, eigentlich vor allem auf die Gesangslinien. In der ganz frühen Phase habe ich eine Menge Ideen wieder verworfen, und als Jarno [Saarinen, Sänger der Band - Anm. des Red.] sie dann für sich weitergeformt hat, wurde das Ergebnis richtig stark. Alle in der Band haben mega Arbeit geleistet, genau diese Magie hat das Album für uns so besonders gemacht. Wir bringen nichts raus, das nicht von der ganzen Band gemeinsam verbessert wurde. Das ist das Wichtigste. Unsere Art zu arbeiten ist vielleicht nicht für jeden was, aber so ist es eben. Und so bleibt's auch.

Die drei Neuzugänge sind ja bereits seit 2018 Teil der Band. Ein Jahr später folgte dann die "The Demon Age Of Aquarius"-Single, auf der sowohl euer alter Sänger V-P Varpula als auch euer aktueller Sänger Jarno Saarinen jeweils einen Song gesungen haben. War diese Art Staffelübergabe in der Form geplant? Und warum hat es denn letzten Endes dann noch einmal weitere sechs Jahre bis zur Fertigstellung des Albums gedauert?

Ja. V-P ist wegen seiner Opernkarriere ausgestiegen. Die Entfernungen wurden einfach unmöglich, und Oper ist nun mal verdammt anspruchsvoll. Ich finde, er macht das echt hervorragend. Die Single war eigentlich als Abschied an V-P gedacht und gleichzeitig als Willkommen für Jarno Saarinen.

Was die Zeit angeht, bis wir das Album machen konnten: Es gab halt Line-up-Wechsel, die Songs haben sich weiterentwickelt und so weiter. Und wenn sich das Ganze irgendwann mehr nach Arbeit als nach Leidenschaft anfühlt, wird das Ergebnis einfach nicht gut. Ich glaube, wir hatten zwischendurch schon etwa 50 Minuten Musik aufgenommen. Selbst ganz am Ende haben wir noch einen fertig gemixten Song rausgeschmissen. War ein langer Prozess.

Wo habt ihr denn euren unfassbar tollen Sänger Jarno Saarinen aufgegabelt? Laut den Metal Archives war der gute Mann ja zuletzt vor fünfzehn Jahren mal irgendwo aktiv.

Jarno ist ein alter Freund von mir aus den 90ern. Damals haben wir schon immer darüber geredet, dass wir irgendwann mal in derselben Band spielen würden. Als V.P dann ausgestiegen ist, haben wir Jarno ausprobiert, und er hat 'Lost Beyond The Sun' richtig stark gesungen. Tja, und hier sind wir jetzt. Alle Songs auf dem Album wurden direkt auf Jarnos Stimme zugeschnitten.

Timo Raita hat auch dieses Mal wieder euer Cover-Artwork gemalt. Allerdings musste euer "gehörntes" Bandmaskottchen einem biomechanischen Embryo weichen. Symbol einer Art Neuanfang oder einfach nur eine Art künstlerischer Weiterentwicklung?

Von Anfang an hat Timo ziemlich unabhängig gearbeitet. Trotzdem passen Artwork und Musik jedes Mal verdammt gut zusammen. Es sind echte Gemälde, und das gibt ihnen diesen ganz eigenen Vibe. Dieses Mal war das Cover-Artwork auch ziemlich aufwendig, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

Dein Bandkompagnon Nino Karjalainen aka Wicked Ischanius überlässt das Bassspiel nun Jarno Koskell und konzentriert sich somit vermehrt auf sein Keyboardspiel und diverse andere Tasteninstrumente. Unterm Strich ein guter Move, da der hohe Anteil an Synthie-, Moog- und Hammondorgel-Elementen dem Album dadurch noch mehr Dynamik verleiht.

Ich muss das klarstellen: Der echte Name von Wicked Ischanius ist NICHT Nino Karjalainen. Nino war nur unser Live-Bassist. Wir versuchen seit Monaten, das bei Metal Archives korrigieren zu lassen, aber aus irgendeinem Grund steht es dort immer noch falsch drin.

Aber zurück zum Bassisten: Zum ersten Mal in unserer Bandgeschichte haben wir einen richtigen Bassisten auf einem Studioalbum. Und wie du schon meintest, dadurch kann sich Wicked Ischanius noch mehr auf die Keys konzentrieren. Ich finde, das hört man dem Album auf eine sehr gute Weise an.

Was mir zudem auf der Platte aufgefallen ist, sind all die wunderbaren improvisativen Momente, die oftmals das Gefühl einer lockeren Jam Session vermitteln. Man hat manchmal förmlich den Eindruck, das Album ist so richtig erst im Aufnahmestudio entstanden.

Stimmt absolut. Und wenn wir live spielen, wird sowieso viel improvisiert, die Songs werden gerne mal länger als auf dem Album und entwickeln sich jedes Mal ein bisschen anders. Das Ende des Titeltracks zum Beispiel, die Soli dort sind improvisiert, und live gehen wir da noch weiter. Die Keys improvisieren live manchmal über Riffs und Melodien, statt einfach nur irgendwelche Synth-Akkorde im Hintergrund zu halten. Manchmal "antworten" sie sogar auf die Melodien. Ist heutzutage eher ungewöhnlich, aber genau das macht einen Teil unseres Sounds aus.

Wie kam es denn zu diesem latenten Einfluss an 80er-Elementen? Ich meine hier jetzt zum Beispiel den leichten AOR-Einschlag und die Keyboards in 'Shine The Night'.

Da musst du wohl mir die Schuld geben! Früher habe ich Russ Ballards' 'On The Rebound' auf URIAH HEEP's "Abominog"-Album geliebt. Und irgendwie sehe ich 'Shine The Night' in einer ganz ähnlichen Ecke. Ein bisschen cheesy vielleicht, aber das Arrangement reißt's raus. Außerdem liebe ich diesen Kontrast zwischen Text und Musik. So in der Art wie bei 'Don't Fear The Reaper' von BLUE ÖYSTER CULT oder 'Don't Break The Circle' von DEMON.

Wer ist denn bei euch überhaupt für das Songwriting und das Schreiben der Texte verantwortlich?

Dieses Mal war wirklich die ganze Band am Songwriting beteiligt. Die Texte habe ich geschrieben. Die Grenze zwischen Komponieren und Arrangieren ist ja sowieso oft ziemlich fließend, und dieses Mal erst recht. Deshalb steckt das komplette Band-Kollektiv hinter dem Album.

'Witches Circle' basiert ja auf einem Buch über die letzten Tage des britischen Okkultisten und Schriftstellers Aleister Crowley. Liest du privat auch viel okkulte Literatur oder hegst ein generelles Interesse für spirituelle Dinge?

Ich habe mich schon immer für seltsame Dinge und außergewöhnliche Charaktere interessiert. Und ich habe auch ein Faible für spirituelle Themen, Geschichte und so weiter. Ich habe seine Biografie von Gary Lachman gelesen und kannte ihn eigentlich schon, seit ich Teenager war. Das Buch war letztlich die Inspiration für den Song. Der Text erzählt im Grunde die Geschichte eines alten Magiers und ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, die auch im Booklet erwähnt werden. Und die Lyrics passen einfach verdammt gut zur Musik.

Wann können wir euch denn mal im Rahmen einer Tour erleben? Du hast vermutlich von der Tour gehört, die WYTCH HAZEL und PHANTOM SPELL im April des nächsten Jahres zusammen absolvieren werden. Ihr dann noch on top als Headliner, und das Package wäre perfekt komplettiert.

Danke dir! Das sind Dinge, die nicht nur an uns hängen, denke ich. Für den Frühling in Finnland brodelt da wohl schon irgendetwas im Hintergrund, aber mal sehen, was passiert. Schauen wir erstmal, wie sich dieses dritte Album schlägt, und dann sehen wir weiter.

Cool. Vielen Dank für deine Zeit! Weiterhin viel Erfolg mit dem Album und hoffentlich auf bald on the road.

Same to you and keep it Heavy Rock!

 

Fotocredit: Band

Redakteur:
Stephan Lenze

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