LEGION OF THE DAMNED: Interview mit Maurice Swinkels

24.05.2023 | 14:42

Mit "The Poison Chalice" haben die Jungs von LEGION OF THE DAMNED wieder ein verdammt heißes Eisen geschmiedet, das vor Thrash- und Death-Metal-Attacken und unheilvollem Groove nur so strotzt. Sichtlich stolz zeigt sich auch Shouter Maurice, der uns über die Hintergründe dieser Wuchtbrumme aufklärt. Das Gespräch mit ihm wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Hallo Maurice, wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei LEGION OF THE DAMNED?
Die Stimmung war noch nie so gut, besonders nach der Pandemie, wir sind hungrig nach Shows!

Es sind etwas mehr als vier Jahre seit eurem letzten Album vergangen. Kannst du mir ein kleines Update geben, was bei euch seit "Slaves Of The Shadow Realm" passiert ist?
Ich denke, das Übliche. Wir waren mit DESTRUCTION auf Tour, kurz bevor alles zum Teufel ging, keine Shows, gesperrt, keine Einnahmen, nichts. Ich bin aber froh, dass wir die Tournee beendet haben. Wir fingen langsam an, neue Songs zu schreiben - langsam - weil ich in der Pandemie kein Album veröffentlichen wollte.

Mit Fabian habt ihr einen neuen Gitarristen an Bord. Was bedeutet es für euch und eure Live-Shows, jetzt als Quintett unterwegs zu sein? Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Wir hatten das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war. Fabian fühlte sich nicht wie ein zufälliger Session-Live-Spieler. Es hat gut geklickt und wir konnten ihm nicht ein Jahr später sagen: das sind die Songs, die du auswendig lernen und mit uns live spielen musst. Die einzig richtige Entscheidung war, ihn an Bord zu nehmen. Es war nicht schwer, das zu akzeptieren, man könnte meinen, dass wir uns daran gewöhnen müssen, aber er war schon seit einiger Zeit als Session-Musiker unterwegs, also war er mehr als willkommen, dem Club beizutreten. In München auf der DESTRUCTION-Tour haben wir Fabian gefragt, ob er mitmachen möchte.

Und hier ist er nun. Mit "The Poison Chalice" steht euer neues, mittlerweile achtes Studioalbum und drittes Werk auf Napalm Records in den Startlöchern. Wie lange habt ihr an der Platte gearbeitet und mit welchen Zielen seid ihr an die Arbeit herangegangen?
Ziemlich lange. Da wir alle in unserem eigenen Tempo aufgenommen haben. Ich bin ins Studio gegangen, um ein, maximal zwei Tracks aufzunehmen, und eine Woche später habe ich wieder ein bis drei Tracks gemacht usw.. Wann immer ich Lust hatte, meine Vocals aufzunehmen, bin ich ins Studio gegangen - natürlich mussten wir in gewissem Umfang eine Deadline im Auge behalten. Aber es eröffnete sicherlich Möglichkeiten. Wir saßen auch nicht zusammen für einen Mix oder um Solos zu machen, mit Classen saßen wir normalerweise alle zusammen, wenn die Dinge zusammenkamen. Also mussten wir uns damit begnügen, Kommentare zu schicken und uns das Ganze zu Hause anzuhören.

Ein weiteres Album, das ihr mit Napalm im Rücken veröffentlicht. Was bedeutet es für euch, ein Label wie Napalm Records hinter euch zu haben?
Großartig! Napalm ist über die Jahre gewachsen und ist ein starker Player in der Musikindustrie. Ich fühle mich geehrt, dass wir an Bord sind. Sie machen einen hervorragenden Job mit uns.

Folgt die Platte einem bestimmten Konzept oder gibt es lyrische Hintergründe zu den einzelnen Songs?
"The Poison Chalice" hat zehn Songs mit Texten, die bekannte apokalyptische und irreligiöse Themen enthalten, die ihren wütenden Death Thrash mit Black-Metal-Elementen begleiten. Die Texte verkörpern verschiedene Formen des Giftkelchs. Ein Gift, das befreien oder töten, erleuchten oder zerstören, ein Segen oder ein Fluch sein kann. Nichtsdestotrotz sind die Texte vielfältiger Natur und durch ein bestimmtes Konzept verbunden. Die zehn Songs haben acht Texte von Tony Manero und zwei Texte von Gitarrist Twan van Geel

Was ist aus deiner Sicht der musikalische Unterschied zwischen "The Poison Chalice" und dem Vorgänger "Slaves..."?
Seit Fabian da ist, hat das neue Möglichkeiten eröffnet, sowohl melodische Parts als auch mehr Soli. Wir haben uns auch mal gegenseitig gesagt, dass wir Raum für ein Solo oder ein Battle-Solo schaffen sollten. Weißt du, wir haben die frühen Alben so aufgenommen: Tony hat die Texte dazu geschrieben, es gab noch keine Soli für die Songs, also haben wir uns hingesetzt, das Album durchgehört und wo immer Platz war, haben wir ein Solo gemacht, aber 95% der Songs waren vollgepackt oder hatten ein Banging. Ein Riff, das kein Solo brauchte - das ist der Hauptgrund, warum es so wenig Soli gibt. Bei "The Poison Chalice" wurden die Soli während der Proben gemacht, sodass auch Tony wusste, wo Soli gespielt wurden, und daher keine Vocals. Auch die Produktion ist etwas anders als bei "Slaves...", auch die Art und Weise, wie ich meinen Gesang aufgenommen habe, war neu für mich, wo ich bei früheren Alben Satz für Satz gesungen habe, gehe ich jetzt mehr wie ein Ganzes vor. Das hatte alles mit den Texten zu tun, denn manchmal sehe ich die Texte im Studio zum vierten oder fünften Mal.

Ich persönlich finde "The Poison Chalice" etwas heftiger und bedrohlicher als seinen Vorgänger, eines eurer härtesten Alben. Liegt das an der zweiten Gitarre oder was denkst du, sind die Gründe für diese schwere Kost?
Ich denke, das liegt am Hunger in der Zeit, in der wir die Songs geschrieben haben? Oder vielleicht an der Produktion? Ich spürte einfach die Wut über diese Zeit, aber auch den Hunger nach einem Comeback nach zwei Jahren Pandemie. Aber ja, auch die Hilfe von Fabian hat viel dazu beigetragen, er ist einfach ein anderer Gitarrenspieler. "Slaves..."  hatte schon etwas mehr melodische Nuancen und Soli hier und da, aber dieses Mal haben wir gesagt, lass uns sehen, was wir einstreuen können, keine Grenzen. Und ich denke, das war auch nötig, denn wir können nicht immer wieder Songs wie 'Werewolf Corpse' und 'Sons Of The Jackal' machen.

Dieses Album hat eine ziemlich schwere Atmosphäre. Wie wichtig ist diese für euch und habt ihr ein Geheimrezept, um sie zu erzeugen?
Danke! Ich liebe es, aber es ist schwierig, denn wenn man bei melodischen Sachen und Soli nicht aufpasst, wird es zu fröhlich oder passt nicht zur Band. Darüber war ich etwas besorgt. Ich wollte keine andere Band werden: LEGION OF THE DAMNED muss LEGION OF THE DAMNED bleiben, also war das melodische Zeug sehr willkommen, aber es musste auch böse klingen und zur Band passen.

Ich freue mich schon auf euren Auftritt beim diesjährigen Rock Hard Festival am Sonntag, den 28. Mai. Was können wir diesen Sommer generell live von euch erwarten und wie wird es weitergehen?
Wir wollen etwas mehr Atmosphäre schaffen, also verwenden wir mehr maßgeschneiderte Intros. Wir haben auch ein brandneues Stageset, also sind wir bereit zu töten. Natürlich werden wir auch ein paar neue Tracks spielen.

Wie seht ihr die Zukunft von Death und Thrash Metal im Allgemeinen? Gerade in diesem Genre gibt es eine Menge sehr guter Newcomer und die "alten Hasen" veröffentlichen wirklich starke Alben.
Ja, das stimmt. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich persönlich stehe nicht so sehr auf "neues" Zeug, ich höre mir lieber alte Alben an, mit denen ich aufgewachsen bin. Bands wie KREATOR, SODOM usw. werden auch alt, wie lange wird es also dauern, bis sie SLAYER folgen? Ich habe keine Zeit, nach neuen Bands und neuen Veröffentlichungen zu suchen, es sei denn, es handelt sich um eine bekannte Band wie das neue IMMORTAL- oder KREATOR-Album. Aber ich denke, Death Metal und Thrash werden nicht verschwinden, aber die Art und Weise, wie wir in Zukunft Death Metal sehen, wird sich wahrscheinlich mit der neuen Generation ändern - ich sehe Leute, die Metal loben, aber wie mein normaler Bruder aussehen, haha.

Maurice, was möchtest du unseren Lesern und allen LEGION-Fans mit auf den Weg geben?
Checkt unser neues Album "The Poison Chalice" aus und danke für das Interview und die Zeit!

Ich danke dir!

Fotos: Napalm Records


Redakteur:
Marcel Rapp

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