In der Gruppentherapie: VOYAGER - "I Am The Revolution"

28.10.2009 | 10:27

VOYAGER sind ein exquisiter Geheimtipp aus Australien, der in unserer Redaktion fast uneingeschränkt Freunde fand wie Platz 3 im Oktober-Soundcheck beweist.


Es ist immer eine große Bürde für eine Band, wenn sie ein Album geschaffen hatte, das für offene Münder sorgte. Ein eben solches war das Vorgängerwerk "UniVerse", und wie bei allen anderen Bands, denen dieser Segen und gleichzeitige Fluch gelungen ist, scheitern auch die Australier an diesem Hindernis. Dass ich dem Album trotzdem in diesem Monat meine persönliche Höchstwertung gebe, ist aber ein Indiz, auf welchem Niveau man den bisherigen Höhepunkt des Bandschaffens knapp verpasst. Ansonsten ist hier nämlich alles im grünen Bereich: Die Melodien säuseln nach wie vor phantastisch und im positivsten Sinn poppig, während der Progressive Metal mit Goth-Elementen das Album davor bewahrt, zu seicht zu werden. Das hervorstechende Merkmal der Band neben eben diesen Ohrwurm-Refrains ist des Sängers Danny Estrins Stimme, die charakteristisch und teilweise sogar fragil über der Musik schwebt. Leider wurden die harschen Vocals gegenüber dem Vorgänger drastisch zurückgefahren, obwohl sie immer einen schönen Kontrast zu Dannys Stimme gebildet hatten. Trotzdem kann der qualitätsbewusste Musikfan mit "I Am The Revolution" nichts falsch machen und es neben besagten Vorgänger ins Regal stellen. Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wieso ist "UniVerse" eigentlich im direkten Vergleich doch noch besser? Weil "I Am The Revolution" die Überhits der Marke 'Sober' und 'White Shadow' fehlen. Sonst nichts.

Note: 9,0 / 10
[Frank Jaeger]

Die australische Band um den Ausnahmesänger Daniel Estrin hat sich mit den beiden Vorgängeralben eine überschaubare aber sehr überzeugte und qualitätsbewusste Anhängerschaft erspielt, welche an VOYAGER vor allem zwei Dinge schätzt: Das ist zum einen das untrügliche Gespür für königliche Melodien mit starkem neoklassischem Einfluss, und zum anderen die unheimlich vielseitige Gesangsarbeit Daniels, die den Schwerpunkt auf klare, weiche und einfühlsame Töne legt, aber an einigen ausgewählten Stellen auch mal in harsche schwarzmetallische Gefilde geht. Beide Elemente prägen auch den Drittling auf ganzer Linie, so dass dieser sich hinter den Vorgängern nicht verstecken muss. Er ist ein Werk, das die melodische Eingänigkeit des Pop, die Emotionalität des Gothic Rock, den kompositorischen Anspruch des Prog und die kontrollierte Aggresion des Metal zu einer ziemlich einzigartigen Synthese verbindet, die geeignet ist, weit größere Kreise zu ziehen, als dies bisher der Fall ist. Wer VOYAGER noch nicht kennt, der muss einfach reinhören; wer bereits Fan der Band ist, kann blind zuschlagen, denn auch "I Am The ReVolution" kann mit 'The Devil In Me', 'Lost' oder 'Total Existence Failure' mit Volltreffern aufwarten, die lange im Ohr bleiben und das Level der beiden Vorgänger problemlos halten.

Note: 8,5 / 10
[Rüdiger Stehle]

Es hat ehrlich ein bisschen gedauert, bis ich mich mit den Australiern VOYAGER und ihrem Album "I Am The Revolution" anfreunden konnten. Der meist melodische, leicht progressive angehauchte Metal hebt sich nämlich vor allem durch die Stimme von Danny Estrin ab. Der klingt nämlich eher nach 80er-Jahre-Pop-Größen und gibt so Songs wie 'Common Ground' oder 'The Devil In Me' eine sehr eigene Note. Dass da im Promoschreiben von A-HA gesprochen wird, macht dann auch gleich Sinn, denn eine Ähnlichkeit zu Morten Harket ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Auch sonst ist die Kategorisierung gar nicht so leicht, da auch Einflüsse des Düster Rock/Metal und Truppen wie H.I.M. zu finden sind. Dazu kommen die gerne mal multi-lingualen Vocals, die für zusätzliche Farbtupfer dauern. 'Total Existence Failure' und sein deutscher Teil sind da ein sehr positives Beispiel. Allerdings gibt es unter den zwölf Nummern auch immer noch ein paar Nummern, die nicht reinlaufen, allen voran der Opener 'Land Of Lies', der mich nachwievor kalt lässt. Reinhören sollten vor allem Fans von Melodien & Eigenständigkeit. Denn beides findet sich auf "I Am The Revolution" in mehr als ausreichendem Maße.

Note: 7,5/10

[Peter Kubaschk]


Da dies meine erste Berührung mit den Australiern ist, bin ich schon beim Opener verwirrt. Singt Morten Harket von A-HA jetzt bei SOILWORK? Wohl kaum, denn beide Parteien stammen nicht aus dem Land der hüpfenden Beutelboxer. Aber genau an diese beiden Bands denke ich permanent, während ich 'I Am The Revolution' anhöre. Sehr melodisch, sehr prominent in Szene gesetzte Keyboards, dazu aber auch fette Gitarren und eben diese faszinierende Stimme. Eine Mischung, die man eventuell kitschig finden kann. Ich bin von Beginn an extrem angetan, denn das Material ist zwar eingängig, nutzt aber auch bei stetigem Genuss nicht ab. Dazu passiert in den kurzweiligen Nummern einfach zu viel. Vor allem das hackend-schnelle 'Total Existence Failure' , welches am deutlichsten an SOILWORK erinnern, ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Wen dieser Mittelteil nicht überrascht, der hat nicht richtig hingehört. Aber auch der abschließende Titelsong hat ein paar flauschige Hinhörer im Gebälk. Nach zwei Durchläufen dachte ich noch, VOYAGER würde ich mir aufgrund der omnipräsenten Refrains schnell überhören, aber davon kann ich nichts feststellen. "I Am Revolution" rockt auch nach etlichen Umdrehungen noch immer mächtig nach vorne los und bietet den insgesamt wohl die bestmögliche Mixtur aus Pop und modernem Metal. Was ich bei anderen Bands jodelig finden würde, passt hier prima ins Gesamtbild und auch das abgerundete Klangbild erfreut mich bei VOYAGER. Eine echte Überraschung für mich.

Note: 8,5/10
[Holger Andrae]

Die stilistische Bandbreite von VOYAGER ist gewiss nicht die schmalste. Das Gemisch aus Melodic Metal mit gelegentlichen Einsprengseln aus dem Prog und dem Dark Metal sowie vereinzelt sogar Melodic Death, versetzt mit zahlreichen an die Achtziger erinnernden Pop-Melodien (vor allem durch die sehr prägnanten Synthies) ist sehr gelungen ausgefallen. Der Gesang ist sehr harmonisch, ja regelrecht einschmeichelnd geraten, wobei ich die hier aufgeführten Vergleiche zum A-HA-Vokalisten nicht so ganz teilen kann. Insbesondere die Refrains weisen fast immer Ohrwurmcharakter auf (das größte Plus auf diesem Album), allen voran solch tolle Nummern wie das packende 'The Devil In Me', 'Lost' oder der Titeltrack. Natürlich muss man dieser eher bedächtigen, teilweise poppigen (mit Ausnahme weniger härterer Riffs, die sich ausnehmend gut in das Material einfügen) und extrem melodisch aufgezogenen Gangart grundsätzlich zugetan sein, um sich mit "I Am The Revolution" anfreunden zu können. Was nebenbei noch ganz interessant ist: Wenn man sich das Album einmal am Stück durchhört, fallen einem mindestens zehn komplett unterschiedliche Bands ein, denen das Ganze an bestimmten Stellen sehr stark ähnelt. Trotzdem ist "I Am The Revolution" alles andere als billig zusammengeschustert, der Stilmix wirkt schlüssig und teilweise echt faszinierend. VOYAGER haben damit im Endeffekt aus vielen Bausteinen etwas echt Eigenständiges erschaffen, das zudem durch die eingängige bis betörende Melodiösität stark zu fesseln in der Lage ist.

Note: 8,5/10
[Stephan Voigtländer]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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