EKPYROSIS: Interview mit Christian Gruber

23.12.2008 | 18:18

Zu einem wahren Festmahl unter dem Motto "All You Can Eat" hat die österreichische Metal-Institution EKPYROSIS geladen, die anlässlich ihres 20-jährigen Bandjubiläums mit einem "Doppeldecker" auffährt.

Keine alltägliche Sache, weder, dass eine Band nach 20 Jahren mehr oder weniger im Underground noch immer am Start ist, noch weniger, dass eine Formation, die keine Plattenfirma zur Rückendeckung hat, mit einer derart opulenten Veröffentlichung am Start ist.
Besagtes Album und selbstredend auch das Geburtstagsfest selbst, waren Grund genug um Mastermind Christian Gruber ans Telefon zu bitten, um nähere Details zu erzählen.

Walter:
Respekt! Als Band ohne Plattenfirma eine Doppel-CD auf den Markt zu bringen, zeugt nicht nur von Mut, sondern auch von einer sehr selbstbewussten Einstellung. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Christian:
Im Prinzip sind die Nummern in einem relativ großen Zeitraum entstanden. Wir haben ungefähr im Februar 2006 damit begonnen Songs für ein weiteres Album zu schreiben und in Folge diese auch aufzunehmen. Im Endeffekt hat sich dabei herausgestellt, dass kein einziger dieser Songs unberücksichtig bleiben durfte, deshalb diese Entscheidung. Ehrlich gesagt glaube ich, dass so ein Unterfangen einfacher zu realisieren ist, wenn man eben nicht an ein Label gebunden ist, sondern eigenmächtig aktiv sein und handeln kann.

Walter:
Kann ich nachvollziehen, zumal EKPYROSIS in der Vergangenheit zwar kurzeitig sehr wohl einen Deal in der Tasche hatten, damit aber offenbar auch nicht unbedingt ihr Glück finden konnten.

Christian:
Korrekt. Ohne hier jetzt über unseren ehemaligen Businesspartner herziehen zu wollen, ist es für uns mit Sicherheit wesentlich einfacher, ungebunden zu sein und die Eigenständigkeit behalten zu können.

Walter:
Auch wenn der Volksmund unter "Erfolg" etwas anderes beschreiben mag, scheint für die Band dieser Weg der korrekte zu sein.

Christian:
Nach so langer Zeit in der Szene und der Einsicht, dass EKPYROSIS zu weit mehr geworden ist als nur zu unserer Freizeit-Beschäftigung, hat man kaum Illusionen bezüglich Durchbruch oder so. Wir wissen, was wir können und werden das auch niemals vergessen.

Walter:
Mit "All You Can Eat" ist euch einmal mehr ein sehr vielschichtiges Album gelungen, dass man als Rezensent nur sehr schwer zuordnen kann, da sich die Songs nicht nur untereinander massiv unterscheiden, sondern ihr es auch perfekt draufhabt, Stimmung, Tempo und Atmosphären innerhalb einzelner Tracks zu verbinden, ohne dabei den berühmten "roten Faden" zu verlieren. Wie würdest du die Musik von EKPYROSIS beschreiben?

Christian:
Das ist in der Tat eine sehr schwierige Frage, haha. Ich versuche vielleicht eher eine Erklärung zu geben, weshalb es so ist: Wir sind fünf Musiker mit sehr unterschiedlichen musikalischen Vorlieben, die sich allesamt sehr rege an der Arbeit beteiligen. Dadurch entsteht ein sehr weitreichender Stil-Mix, den man uns wohl auch anhören kann.

Walter:
Zudem darf auch erwähnt werden, dass die Bandmitglieder auch unterschiedlichen Alters sind und sich einige Einflussquellen nicht zuletzt dadurch erklären.
Neben der Musik waren bei EKPYROSIS auch die Texte immer schon ein sehr wesentlicher Bestandteil. Auch auf "All You Can Eat" finden sich zahlreiche sehr kritische Ansagen eurerseits.

Christian:
Stimmt. Es war mir schon seit den Anfängen wichtig, nicht nur die Musik erklingen zu lassen, sondern ich hatte auch immer schon etwas mitzuteilen. Zwar zählen wir keineswegs zu den Predigern im Musikbusiness, haben aber sehr wohl etwas zu sagen. Erst durch den Text wird ein Song vollständig. Dass sich in unseren Texten zum Großteil sehr kritischen Aspekte finden lassen, ist schnell und auch recht einfach erklärt. Wer sich auf der Welt umsieht und seine Augen nicht völlig verschlossen hält, wird wohl in sehr kurzer Zeit feststellen können, dass schon lange nicht alles im "grünen" Bereich ist.

Walter:
Aber nicht nur Kritik kann in den lyrischen Aspekten festgestellt werden. Ihr habt auch keinerlei Scheu davor eure innigsten Emotionen und Gefühle mitzuteilen, wie in 'Dear Sophie' nachzuvollziehen ist. Ich nehme einmal an, du bist Vater einer Tochter?

Christian:
Korrekt. Ich konnte einfach gar nicht anders, als meine Gefühle für Sophie in einem Song mitzuteilen. Das Mädel hält mich und meine Frau zwar ganz schön auf Trab, aber das ist ein völlig natürlicher Umstand, den jeder, der Kinder hat, wohl wird nachvollziehen können.

Walter:
Darauf kann die zukünftige Dame dann aber sehr stolz sein, denn so etwas hat nicht jedes Elternpaar anzubieten.
Jetzt wieder zurück zum Album: Nicht nur musikalisch herrscht Vielfalt, auch der Gesang kommt je nach Atmosphäre der Nummer sehr differenziert aus den Boxen, da du nicht mehr als "Einzelkämpfer" am Mikro zu vernehmen bist.

Christian:
Thomas Prethaler, unser Bassist, hat geradezu darauf bestanden ebenfalls zu singen. Dass er das kann, hat er schon in der Vergangenheit unter Beweis stellen konnte, was also hätte dagegen gesprochen? Im Gegenteil, da Thomas auch ein talentierter Texter ist, war es für mich einfacher, da ich mich nicht erst in die Texte, die nicht von mir stammen, hineindenken musste um die passende Ausdrucksweise zu finden. Abgesehen davon passt der stimmliche Unterschied auch sehr gut ins Bild, oder?

Walter:
Doch, doch, kein Zweifel. Außerdem sorgt dieser Umstand für weitere Abwechslung, auch wenn das an sich gar nicht mehr notwendig gewesen wäre. Den mehr als positiven Gesamteindruck, den ich von "All You Can Eat" gewonnen habe, rundet diese Tatsache aber noch zusätzlich ab. Zumindest meine Wenigkeit ist sehr angetan vom Album.

Christian:
Was hältst du denn vom Sound? Ich hoffe, ich darf das "Spielchen" hier einfach umdrehen?

Walter:
Aber sicher doch. Ich persönlich finde den ziemlich rauen, und vor allem in den "Mitten" sehr druckvoll ausgefallenen Klang des Albums perfekt zu euch passend. Auch wenn er für allgemeine Verhältnisse wohl nicht unbedingt als "zeitgemäß" zu bezeichnen ist. Aber auch das ist für mich "nur" ein weiteres Steinchen in dem im Endeffekt wunderbaren Puzzle, das ihr uns zu offerieren habt. Hab ich damit den Nagel auf den Kopf getroffen?

Christian:
Ja. Ich habe mir neulich wieder einmal einen "Metal Hammer" mit CD-Beilage gekauft und musste erstaunt feststellen, dass viele der momentan angesagten Bands verdammt ähnlich klingen. Damit meine ich aber nicht stilistisch, sondern vielmehr, was den Sound betrifft. Das bestärkt mich natürlich im Nachhinein zusätzlich in unserer Vorgehensweise.

Walter:
Kann ich gut nachvollziehen. Aber jetzt bin wieder ich dran mit dem Fragen stellen. Wird es denn spezielle Konzerte geben um den 20. Geburtstag der Band zu zelebrieren?

Christian:
Im heurigen Jahr nicht mehr. Zumindest konnten wir anlässlich der Veröffentlichung von "All You Can Eat" bereits die CD-Release-Party im Wiener "Escape" absolvieren und zuletzt stand ein Gig in der Steiermark auf dem Programm, und zwar am 20.12. in Knittelfeld. Allerdings war das kein gesonderter EKPYROSIS-Auftritt, vielmehr waren wir als eine von mehreren Bands bei der "X-Mas Rock Night" in Knittelfeld am Start.

Walter:
Bis 2009 dauert es auch nicht mehr lange, was darf man denn von euch erwarten?

Christian:
Zumindest Einzelshows, eine Tournee ist für eine Band in unserem Stadium leider nicht finanzierbar, so dass wir uns eher darauf festlegen werden. Aber wer weiß schon, was uns noch so ins Haus steht. Zunächst versuchen wir das Album so gut wie möglich zu promoten, um zumindest vertriebstechnisch auch im Ausland vertreten zu sein.

Walter:
Was auch immer ihr vorhabt, von meiner Seite die allerbeste Wünsche dafür und natürlich nochmals Gratulation für das aktuelle Album und zum 20er.
Zum Schluss möchte ich auch noch darauf hinwiesen, dass "All You Can Eat" für € 17,- (exkl. P&P) über die Webpräsenz der Band zu beziehen ist!

Redakteur:
Walter Scheurer

Login

Neu registrieren