Der HELFAHRT-Gipfelsturm

15.09.2008 | 15:05

Irgendwo im Nirgendwo: Ein Berg, ein Weg, eine Bergziege, sattes Grün und hohe, starke Bäume. Mit anderen Worten: Unberührte Natur. Plötzlich: Stimmen, lautes Lachen, Rufen und eine kleine Horde Langhaariger, die sich ihren Weg durch die wunderbare Gebirgslandschaft bahnen. In Zahlen: Drei Schwermetaller von HELFAHRT und zwei zarte Redakteure von POWERMETAL.de. Was dort so alles passiert, lest ihr ab heute in regelmäßig erscheinenden Folgen. Viel Spaß!

05.00 Uhr – Morgenstund' of Steel

Pünktlich wie die Maurer klingelt der verdammte Wecker und reißt mich aus den üblichen Träumen eines Metallers (Wein, Weib, Drachen und Gesang), nur um mich mit einem tristen Morgen zu begrüßen. Sauerei. Doch in Erwartung einer großartigen Wanderung ist die Müdigkeit wie weggeblasen und das griesgrämige Nieseln außerhalb des Hauses leicht ignoriert. Also fix Wandersachen und Interview-Utensilien eingepackt und ab auf die Reise.

Denn heute steht eine besondere Wanderung auf dem Plan: Die Jungs von HELFAHRT gegen zwei mutige Redakteure von POWERMETAL.de. Namentlich sind da auf der HELFAHRT-Seite: Tobias (Bass), sein Zwillingsbruder Basti (Gitarre) und Max (Gesang). Auf PM.de-Seite wären es: Sebastian (Fotos) und meinereiner, Julian. Natürlich ist es weniger ein gegen- als vielmehr ein miteinander; doch später, im Angesicht des Gipfels, macht sich zumindest in Teilen unserer Wanderer-Party eine gewisse Racing-Mentalität breit. Doch davon in einer der späteren Folgen mehr. Zunächst heißt es einmal quer durch München fahren, um sich mit den anderen Teilnehmern unserer Tour zu treffen.



10.30 Uhr – Der Berg ruft

Nach einem kurzen Happening im Osten von München, im Zuge dessen wir entscheiden, in welche Richtung unsere Wanderung nun tatsächlich führen soll, haben wir uns entschlossen, den Hochgern unsicher zu machen. Dieser malerische, knapp 1800 Meter hohe Berg reckt sich im Rücken der Gemeinde Marquartstein gen Himmel und scheint das perfekte Ziel einer ambitionierten Wanderung motivierter Metaller zu sein. Nachdem sich Max noch schnell mit dem obligatorischen Gipfelstamperl eingedeckt hat und wir anderen uns an weniger flüssigen Nahrung gütlich taten, stehen wir am Fuße des Hochgerns und schultern unsere Rucksäcke. Ziemlich genau um halb Elf machen wir uns gen Gipfel auf, der zu diesem Zeitpunkt von schweren, nassen und (noch) uneinsichtigen Wolken verdeckt ist.



Schon nach wenigen Gehminuten sind wir mitten in den feuchten Wolkengebilden und nutzen die Zeit für eine erste Vorstellung. „Die ganze Band kommt im weiteren Sinne der Definition aus München.“, weiß Basti zu berichten. „Eigentlich mehr so die Vororte von München. Tobias und ich sind aus Feldkirchen, der Rest aus dem Landkreis Ebersberg.“ Max ergänzt dazu: „Man kann also allumfassend sagen: Aus dem Osten von München. Des öfteren wird auch in Live-Reviews behauptet, wir wären HELFAHRT aus Grafing – was natürlich total falsch ist. Allein unser Proberaum ist dort in der Nähe.“ Gegründet wurde die Band im Jahre 1999 von Max, Tobias und Basti. „Als ich angefangen habe, habe ich zuerst mit dem Namen „Helstorm“ rumgespielt. Mit diesem Namen habe ich mich aber nicht richtig wohlgefühlt“, erzählt Max. „Die Texte, die ich geschrieben hatte, waren eigentlich alle auf Deutsch. Da dachte ich mir, dass es doch Schmarrn ist, einen englischen Namen zu haben und bin per Zufall auf HELFAHRT gekommen. Im Prinzip ist das die Fahrt gen Hel, die Totenwelt in der germanischen Mythologie. Der Name ist dunkel und bedrohlich aber auch mystisch.“



Kurze Zeit später und um ein paar Jam-Erfahrungen reicher, ist das vorläufige Line-Up gefunden und Andreas Mecker bereichert die Band um das Schlagzeug. Die ersten Schritte sind schnell gemacht und erste Erfolge stellen sich auch ein. Schon beim ersten Auftritt „mitten im Nirgendwo“ kommen 70 – 100 Metalheads, beim zweiten Konzert freut man sich über die ersten Mähnenschüttler. Allerdings nimmt das die Szene in und um München nicht nur positiv auf, wie Max erzählt: „Irgendwie scheint es so, als wären wir an dem puren Underground vorbei geschrammt. Die typische Karriere von vier Jahren Jugendzentrum hatten wir witzigerweise nie. Der dritte Auftritt war gleich der mit KORPIKLANII in Augsburg. Einerseits ist das eine coole Sache, andererseits scheinen wir dadurch auch viele Neider zu haben. Und deswegen will ich jetzt wirklich und ein für allemal sagen: Wir haben es nie darauf angelegt. Es ist halt so gekommen wie es kam.“

Ein steter Weg nach oben also. Auch die Zukunft der Band steht nicht gerade unter einem schlechten Stern. Doch dazu mehr in einer späteren Folge. Nach einem kurzen Blick auf die improvisierte Wanderkarte geht es weiter in Richtung Gipfel, der jetzt sogar ab und zu durch die Wolkendecke durchscheint. Welch majestätischer Anblick und welch Motivation für die vorsichtig erlahmenden Beine. Während wir uns weiter nach oben bewegen, dürft ihr euch auf die Bekanntschaft mit einem nicht ganz unbekannten Frosch (lat. Rana) und einen tiefen Blick in die mit Sicherheit nicht stillen (aber dafür tiefen) Gewässer längst vergangener Tage freuen - in der nächsten Folge.


Redakteur:
Julian Rohrer

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