DEMIANS: Interview mit Nicolas Chapel

29.06.2010 | 19:31

DEMIANS haben mit "Mute" dem brillanten Erstling "Building An Empre" einen starken Nachfolger folgen lassen, das einmal mehr komplett von Nicolas Chapel geschrieben, eingespielt und produziert wurden. Logisch, dass er sich unseren Fragen stellen musste.

Auch wenn man "Mute" relativ bald als Album von DEMIANS wahrnimmt, sind die Unterschiede zu "Building An Empire" enorm. Dafür gibt es auch einfache Gründe, wie Nicolas erklärt. "Ja, "Mute" ist sehr viel fokussierter, offener und variabler als das Debüt. Es ist schlicht ganz anders. Die Songs auf "Building An Empire" sind ja auch schon sieben, acht Jahres alt ("Building An Empire" erschien 2008 - PK) und ich habe mich in der Zeit sehr stark entwickelt. Auf "Mute" konnte ich wirklich ausdrücken, was ich wollte und habe meinen eigenen Sound gefunden, den man nicht mehr mit der Zurückhaltung von "Building An Empire" vergleichen kann. Klar, ich mag das Album immer noch, aber ich kann es mir nicht mehr anhören. Es ist, als wenn du dir ein Foto von dir als Kind ansiehst. Man erkennt sich selbst noch, auch wenn man mittlerweile eine völlig andere Person ist. Von daher bin ich auch froh, dass die Reaktionen auf "Mute" bisher so gut sind. Es ist schon ein sehr anderes Album, da bin ich froh, dass die Leute ihm sehr offen begegnen." Dass das orientalisch anmutende und an THE TEA PARTY erinnernde 'Overhead' von dem kanadischen Trio inspiriert wurde, verneint Nicolas allerdings. "Orientalische Musik inspiriert mich sehr und ich höre sie auch sehr viel. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Nusrat Fateh Ali Khan. Den orientalischen Vibe, den du dort fühlen kannst, in den Streicher-Arrangements, in den Rhythmuswechseln etc., das kommt eher daher. Diese Musik ist "frei" im wirklichen Sinne des Wortes. Aber THE TEA PARTY hat damit nichts zu tun, sie sind natürlich dennoch eine coole Band."

Die Tatsache, dass Nicolas die Musik komplett im Alleingang schreibt, einspielt und produziert, vermittelt gerne den Eindruck des scheuen Einzelgängers. Mit der Realität hat das wenig zu tun. "Jeder hat seine eigene Weise zu arbeiten und meine ist genau so gut wie jede andere auch. Es würde ja auch niemand merken, dass ich alles alleine mache, wenn es nicht im Album und im Promo-Zettel vermerkt wäre. Aber wenn ich den Input anderer Leute wollen würde, würde ich ihn mir suchen." erklärt Nicolas, um weiter auszuholen: "Vielleicht bin ich etwas schüchtern und verbringe gerne Zeit alleine, einfach so oder um Musik zu machen. Aber ich mag es auch Zeit mit Freunden zu verbringen, auf Tour zu gehen oder Fans nach der Show zu treffen. Ich liebe es Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, in dem ich anderen Menschen begegne. Es ist einfach meine Art Musik zu machen. Ich bin nicht interessiert daran, nur Gitarre oder nur Schlagzeug zu spielen oder nur zu singen. Ich möchte lernen, Dinge herausfinden, etwas von Grund auf erschaffen."


Die Texte auf "Mute" beschäftigen sich vor allem mit Menschen. "Die meisten meiner Text basieren auf Erfahrungen oder Beobachtungen, die ich gemacht habe oder Menschen, die ich getroffen habe.", erzählt Nicolas. "Ich beobachte gerne die Interaktionen zwischen Menschen, das ist sehr faszinieriend. 'Feel Alive' handelt beispielsweise über die Frustration, die du erlebst, wenn dich jemand zurückhält, in deinem Leben weiterzukommen. 'Rainbow Ruse' handelt von Menschen, die über dich reden, ohne dich zu kennen. 'Falling From The Sun' ist eine Art Ode an die Musik. Was sie für mich bedeutet und was wir uns gegenseitig geben können. So könnte ich dir jetzt über jeden Song etwas erzählen, aber ich finde es viel interessanter, wenn die Leute die Texte lesen und ihre eigene Interpretation finden.", stellt Nicolas klar.

Seine eigene Interpretation soll man auch finden, wenn man die Musik beschreiben will. Das Label "Prog" bedeutet Nicolas zumindest nichts. "Ja, dieses Label ist für micht absolut irrelevant. Das bedeutet mir nichts. Niemand konnte mir bislang eine relevante Definition geben, was Prog bedeutet. Und es werden so viele unterschiedliche Bands in diese Schublade gesteckt, dass es am Ende einfach nichts mehr bedeutet. Ich selbst höre auch keine Bands, die normalerweise als "Prog" angesehen werden. Keine Ahnung warum, vielleicht liegt es einfach an diesem "elitären" Vibe, das diese Kategorie zu haben scheint. Ich weiß, das klingt jetzt etwas hart, aber das ist halt, was ich denke. Die Leute können meine Musik gerne nennen wie sie wollen, aber so weit es mich betrifft, interessiert es micht nicht."

Es interessiert Nicolas aber, wie eine Liveband zusammengestellt ist. "Eine Band für eine Tour zusammenzustellen, ist ein spannender Prozess. Es kostet Zeit, Energie und Geld. Da kann die Motivation schon mal flöten gehen. Und für die Liveband ist es ähnlich, denn auch für sie kostet es Zeit und ob sie Geld verdienen, ist auch nicht klar. Wenn sie also nicht aufgrund der Musik dabei sein wollen, können sie es gleich lassen. Viel mehr habe ich nicht zu bieten." Mit den ausgewählten Musikern geht es natürlich auch auf die Straße. "Bestätigte Daten gibt es noch nicht, aber im Herbst soll es losgehen", erzählt Nicolas. "Ich kann es kaum erwarten." Ich auch nicht.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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